Gelsenkirchen. Der 19-jährige Matthew Hoppe hat gegen Hoffenheim das Spiel seines Lebens abgeliefert. Schalke will dennoch auf dem Transfermarkt nachlegen.
Es wissen nicht viele, dass Matthew Hoppe schon die Farben des FC Barcelona getragen hat. Zumindest wurde er in der US-amerikanischen Akademie des für seine Fußballkunst bekannten spanischen Weltklubs zwei Jahre lang ausgebildet. Bis 2019 lernte der Junge aus dem Städtchen Yorba Linda in Kalifornien die Barca-Philosophie kennen - dann wagte er im Alter von 18 Jahren den Sprung nach Europa, weil die U19 des FC Schalke 04 einen treffsicheren Stürmer suchte. Jetzt ist dieser Matthew Hoppe ein kleiner Teil der Bundesliga-Geschichte: Und das liegt nicht nur daran, dass seine drei Tore bei der Schalker 4:0-Erlösung gegen die TSG Hoffenheim für seinen Verein das Prädikat „besonders wertvoll“ hatten.
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Ausgerechnet ein Junge, dem man das vorher gar nicht so sehr zugetraut hatte, zerschlug für Schalke 04 den Knoten nach 30 Bundesligaspielen in Folge ohne Sieg. Vielleicht brauchte es eine solche Geschichte, um Königsblau im Abstiegskampf wieder zum Leben zu erwecken. Trainer Christian Gross sagte nach dem Tag, an dem Schalker Fans für Hoppe die Wortschöpfung Hoppeheim erfanden: „Er hatte einen grandiosen Tag, und er wird sich immer in seiner fußballerischen Karriere an diesen Tag erinnern.“ Matthew Hoppe selbst sagte indes: „Mir fehlen die Worte.“
Schalke-Stürmer Hoppe: Nur ein Regionalliga-Tor
In seiner bisherigen Zeit auf Schalke war der Stürmer, der offiziell zum Kader der zweiten Mannschaft gehört, zwar durch großen Fleiß aufgefallen - aber kaum durch Tore. In der Regionalliga, wo die U23 zu Hause ist, gelang ihm in dieser Saison nur ein Treffer in 16 Einsätzen, auch seine Quote zuvor in der U19 war überschaubar. Die Art und Weise, wie Hoppe gegen Hoffenheim traf, lässt allerdings Potenzial erahnen: Ein Tor per Lupfer mit links, ein zweites, bei dem er den Torwart umspielte und den Ball einschob, und ein drittes mit dem rechten Außenrist. Nur nach Zufall sah das nicht aus, auch wenn Gross warnt: „Er ist ein Junge, der sich sicher noch verbessern muss.“ Was der Trainer aber schon vor dem Spiel wusste: „Das ist einer, der unheimlich Ehrgeiz hat, nur Schalke im Kopf hat und alles dafür tun will, dass wir aus dieser Situation rauskommen.“
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Gegen Hoffenheim gelang dabei der erste Schritt, weil der FC Schalke, anders als in so vielen Spielen zuvor, diesmal auch die Momente der Partie auf seiner Seite hatte. Etwa durch die Paraden von Ralf Fährmann, der seinen zurückeroberten Status als Nummer eins rechtfertigte. Auch die Rückkehr von Sead Kolasinac machte sich sofort bezahlt: Der königsblaue Kämpfer war ein klar stabilisierender Faktor. Und, ja, dann gab es auch Amine Harit, der endlich sein Potenzial wieder ausschöpfte. „Er hat wirklich ein überragendes Spiel gemacht“, lobte Gross. Harit, im November noch wegen mangelnder Einstellung aus dem Aufgebot gestrichen, überzeugte sogar kämpferisch. Und: Er erzielte nicht nur das 4:0, sondern er bereitete auch alle drei Hoppe-Tore vor.
Schalke: Gross sieht Bedarf im Offensivbereich
Für Schalke war der Sieg ein Grund zum Durchatmen - mehr noch nicht. An der Einschätzung der Bosse, dass sich Schalke weiterhin näher an der Zweiten Liga als an der Bundesliga befindet, hat dieser eine Erfolg nichts geändert. Es ist deswegen auch klar, dass immer noch Verstärkung gebraucht werden, um dem Abstiegskampf mit mehr Zuversicht entgegenzusehen. Gross: „Mein Wunsch und der Wunsch des ganzen Vereins ist es, dass wir uns noch weiter verstärken. Vor allem in der Offensive, daran ändert sich nichts.“ Auch nicht durch die drei Hoppe-Tore.
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Was man von Matthew Hoppe auf Dauer erwarten kann, muss man abwarten. Norbert Elgert, Schalkes Chef-Ausbilder aus der Knappenschmiede, traut seinem einstigen Spieler den dauerhaften Sprung in die Bundesliga zu: „Aber ich werde mich jetzt nicht hinstellen und sagen: Das habe ich schon immer gewusst. Das Potenzial bei Matthew war zwar immer zu erkennen, aber diese Leistungs-Explosion und diese Kaltschnäuzigkeit im Abschluss waren so nicht zu erwarten.“
Übrigens: Matthew Hoppe ist mit 19 Jahren und 302 Tagen der jüngste Spieler, der jemals für Schalke in der Bundesliga drei Tore in einem Spiel erzielt hat. Und: Er ist der erste US-Amerikaner überhaupt, dem dies in der Bundesliga gelang. Norbert Elgert warnt daher vorsorglich: „Man muss aufpassen, dass der Schalke-typische Hype jetzt nicht zu groß wird.“