Essen. Der FC Schalke 04 hat einen neuen Trainer. Christian Gross war lange nicht mehr in Europa tätig. Timo Gebhart hat mit ihm zusammengearbeitet.

Es war der Nikolaustag, 6. Dezember 2009, als Christian Gross beim VfB Stuttgart einen Vertrag unterschrieb. Unter den VfB-Funktionären war damals auch der heutige Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider.

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Die Stuttgarter steckten in einer sportlichen Misere. Gross übernahm den VfB auf Platz 15 in der Bundesliga und führte die Schwaben am Ende der Saison auf Rang sechs. Heißt: Gross formte aus einem Abstiegskandidaten einen Europapokal-Teilnehmer. Auf Schalke würde es den Verantwortlichen und Fans reichen, wenn der Fußballlehrer aus der Schweiz den Königsblauen eine weitere Bundesliga-Saison sichert.

Einer der Spieler, die unter Gross in Stuttgart auftrumpften, war Timo Gebhart. Unter Gross absolvierte der Offensivspieler 31 Pflichtspiele, erzielte vier Tore und legte fünf weitere Treffer auf. Heute ist der 31-jährige Kapitän des Regionalliga-Bayern-Vertreters FC Memmingen. In seiner Karriere spielte Gebhart unter 22 Trainern - unter anderem auch unter namhaften Übungsleitern wie Bruno Labbadia, Markus Babbel, Marco Kurz, Jens Keller oder Dieter Hecking. Warum Gebhart Gross als seinen "besten Trainer" bezeichnet, erklärt er im Interview mit dem RevierSport.

Timo Gebhart, welche Erinnerungen haben Sie an die Zusammenarbeit mit Christian Gross?

Timo Gebhart: Es sind wirklich nur gute Erinnerungen. Ich bin kein Typ, der sich einschleimt oder ähnliches. Das habe ich überhaupt nicht nötig. Ich habe in den Jahren viel im Fußball gesehen und viele Menschen kennengelernt. Ich hatte über 20 Trainer in meiner Karriere. Für mich persönlich, das kann ich voller Überzeugung sagen, war Christian Gross der beste Coach. Er war der beste Trainer, mit dem ich zusammenarbeiten durfte.

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Was macht diesen Coach so besonders?

Wenn Christian Gross die Kabine betritt, dann herrscht Ruhe, die Augen sind auf ihn gerichtet. Er hat so eine Aura, aber auch Autorität in sich, dass man automatisch Respekt hat. Das hat ein Mensch, ein Trainer oder er hat es nicht. Bei Gross ist es so, dass man ihm als Spieler gerne zuhört, wenn er spricht. Man hängt an seinen Lippen. Er hat etwas Spezielles in sich, was einfach anziehend ist.

Verstanden sich beim VfB Stuttgart gut: Christian Gross (l.) und Timo Gebhart.
Verstanden sich beim VfB Stuttgart gut: Christian Gross (l.) und Timo Gebhart. © firo

Was glauben Sie: Wie hat Gross zum ersten Mal die Schalker Kabine betreten? Was hat er den Spielern erzählt?

Das weiß ich nicht. Er wird sicherlich für jede Situation eine andere Ansprache finden. Fakt ist, dass er ein Trainer ist, der den unbedingten Willen, den Ehrgeiz erkennen will. Wenn jemand nicht mitzieht, hat er ein Problem. Aber ich würde Gross niemals mit Felix Magath, unter dem ich nicht trainiert habe und alles nur von Erzählungen über ihn kenne, vergleichen. Er ist nicht dieser harte Hund, was manch einer über ihn denkt. Er ist immer zu seinen Spielern korrekt. In Stuttgart hat er auch mit jedem gesprochen, jeder war wichtig für ihn - ganz egal, wie viel Spielzeiten derjenige erhalten hat. Er nimmt die ganze Mannschaft mit. Das wird auf Schalke in dieser Situation auch wichtig sein.

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Ist er der richtige Mann für Schalke?

Ich kenne nicht das Innenleben der Schalker Mannschaft. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Christian Gross der Richtige für diese Aufgabe ist. Schalke ist ein großer Verein und gehört in die Bundesliga. Jetzt, wo Christian Gross da Trainer ist, drücke ich den Schalkern umso mehr die Daumen. Ich lege mich mal fest: Christian Gross wird die Mission erfüllen und Schalke in der Bundesliga halten.

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Gross spricht fünf Sprachen. Könnte dies auch ein großer Vorteil sein?

Klar! In Stuttgart hatten wir damals viele ausländische Spieler, die der deutschen Sprache nicht so mächtig waren. Gross hat es aber geschafft, jedem Einzelnen zu vermitteln, was er von ihm erwartet. Manchmal gab es Kabinenansprachen in seinem schweizerischen Deutsch und plötzlich hat er spanische, englische oder französische Worte reingeworfen. Auch die deutschen Spieler haben dies verstanden. Das waren dann Begriffe, die jeder kannte. Er kann einfach mit den Spielern umgehen. Das ist eine Art Gabe. Er ist sehr menschlich. Ich glaube, dass auf Schalke aktuell viel weniger ein Taktikfuchs, als viel mehr ein Menschenfreund und -fänger gefragt ist. Das ist Christian Gross zweifelsohne.

Sie müssen aufgrund der Corona-Pandemie mit dem FC Memmingen eine Zwangspause einlegen. Wie geht es Ihnen damit?

Es ist natürlich eine blöde Situation. Wir haben es uns aber abgewöhnt, zu meckern oder jammern. Hier geht es um das Wohlbefinden von uns allen. Da sollte der Fußball auch mal hinten anstehen. Wir werden erst spielen, wenn die Gefahr für uns alle drastisch gesunken oder nicht mehr vorhanden ist. Dann werden wir alles raushauen und versuchen den Klassenerhalt zu schaffen. Auf jeden Fall freue ich mich jetzt schon, wenn der Ball in der Regionalliga Bayern wieder rollt.

Ihre meiste Zeit haben Sie als Profi beim VfB Stuttgart, 1860 München und 1. FC Nürnberg verbracht. Für welchen Klub schlägt Ihr Herz?

Ich bin durch und durch ein "Löwe". Ich hatte auch in Nürnberg eine gute Zeit und finde den "Club" auch cool. Aber 1860 ist mein Verein, für diesen Klub schlägt mein Herz. In Stuttgart habe ich fußballerisch unter Christian Gross wohl meine beste Zeit erlebt.