Gelsenkirchen. Nach Rot für Schalke-Torwart Alexander Nübel. Markus Schubert ist nun die Nummer 1 im Schalker Tor. Kapitän wird ein anderer Spieler.

Am Tag danach war Alexander Nübel wieder unaufgeregt, überlegt und sachlich – so wie immer. Der Torwart des FC Schalke 04 weiß genau, dass das, was am Sonntagabend im Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt (1:0) passiert ist, inzwischen wohl alle Fußballfans in Deutschland gesehen haben. „Es tut mir sehr, sehr leid“, sagt Nübel zum Frankfurter Mijat Gacinovic, den er in der 66. Minute mit einem üblen Kung-Fu-Tritt niedergestreckt hatte.

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Schalkes Kapitän hatte für dieses Foul die Rote Karte gesehen, doch auch am Montagmittag – so schilderte er es nach dem Training vor ausgewählten Medienvertretern – spekulierte er noch gar nicht über die Dauer seiner Sperre. Die wurde am Montag noch nicht verkündet. „Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Ich weiß gar nicht, wie viele Spiele Sperre man dafür bekommt. Das Spiel war mir am Ende sogar ein bisschen egal. In erster Liniehabe ich nur an Gacinovic gedacht“, sagte Nübel.

Schalke-Torwart Nübel telefoniert mit Gacinovic

Er rief den Frankfurter noch am Sonntagabend an. „Ich habe ihn gefragt, ob alles gut ist. Er hat mir gesagt, die Rippen seien stark geprellt, es würde sehr, sehr weh tun. Er hat die Entschuldigung angenommen. Das fand ich sehr, sehr stark“, erzählt Nübel. Diese Geste beeindruckte Gacinovic: „Danke, dass du dich sofort entschuldigt hast. Das kann im Fußball vorkommen“, teilte er über das soziale Netzwerk Instagram mit. Dort hatte Gacinovics Bruder Marko ein Foto der Verletzung veröffentlicht.

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Das sah auch Nübel, der gerade seine schwerste Phase als S04-Profi durchmacht. Eine Woche zuvor hatte er bei der 1:2-Niederlage in Leverkusen entscheidend gepatzt. Mit seiner ungewissen Zukunft, sein Vertrag läuft aus, hätte sein Formtief aber nichts zu tun, sagt er: „Das ist nicht der Fall.“ Eine Entscheidung ist immer noch nicht in Sicht.

Nübels möglicher Nachfolger Markus Schubert (21) kann sich jedenfalls in den kommenden Wochen zeigen. Während Nübel nach dem Spiel frustriert in der Kabine saß und dann schweigend die Arena verließ, stand Schubert gut gelaunt in der Interviewzone. „Man hat gar keine Zeit, nervös zu sein“, sagte Schubert, der in seinem ersten Bundesligaspiel einen guten, abgeklärten Eindruck hinterließ. Etwas, was er auch der Atmosphäre im Stadion zu verdanken hatte. „Man bekommt den Applaus schon mit. Das hat extrem viel Kraft gegeben und mir Selbstvertrauen. Das hat Spaß gemacht“, sagte Schubert.

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Trainer David Wagner fand die 24-Minuten-Vorstellung seiner Nummer zwei so beeindruckend, dass er nach dem Schlusspfiff direkt Richtung Torwart sprintete. Darauf war Schubert nicht vorbereitet. „Ich wusste im ersten Moment nicht, was ich machen soll. Renne ich auch auf ihn zu?“, erklärte der Torwart und lachte danach. Wagner fand Schuberts Leistung schlicht „super“.

Im Sommer war der U21-Nationaltorwart ablösefrei von Dynamo Dresden nach Gelsenkirchen gekommen. Nun wird er für einige Spiele Schalkes Nummer eins sein. Seinen ersten Einsatz von Beginn an bekommt Schubert am Mittwoch, wenn Schalke in Wolfsburg antritt (20.30 Uhr/Sky).

Mascarell vertritt Nübel als Schalke-Kapitän

Lob gab es von allen Seiten. Teammanager Sascha Riether zum Beispiel sagte: „Schubi hat’s super gemacht, als er reinkam.“ Und auch die Teamkollegen vertrauen Schubert. Stürmer Benito Raman, der in den vergangenen sieben Pflichtspielen sechs Tore erzielte und zwei vorlegte, sagte über Schubert: „Die Rote Karte ist schlecht für uns, aber wir haben noch einen anderen guten Torwart. Ob Alexander nun zwei, drei Spiele oder noch länger gesperrt wird – wir müssen uns keine Sorgen machen.“

Unaufgeregt am Tag nach der Roten Karte: Schalke-Torwart Alexander Nübel.
Unaufgeregt am Tag nach der Roten Karte: Schalke-Torwart Alexander Nübel. © Andreas Ernst

Omar Mascarell, der Nübel in Wolfsburg und am Samstag gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky) als Schalke-Kapitän vertreten wird, sieht ebenfalls keine Schwächung. „Ich hoffe, dass Alexander nicht zu lange gesperrt wird, da er sehr wichtig für uns ist. Wir vertrauen Markus aber zu 100 Prozent. Jeder in der Mannschaft weiß, dass er ein großartiger Torwart ist. Das sieht man in jedem Training“, sagte Mascarell.

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Und auch Alexander Nübel gibt Schubert nur gute Wünsche mit auf den Weg: „Er hat das sehr gut gemacht. Ich wünsche ihm alles Gute und hoffe, dass er viele Punkte für uns holt, weil es um uns als Mannschaft geht.“ Ein unaufgeregter, überlegter, sachlicher Satz auf Schalke zum Schluss – ein typischer Nübel eben.