Gelsenkirchen. Schalke-Torwart Ralf Fährmann beantwortete geduldig die Fragen der WAZ-Leser. Der Schlussmann sprach über Heidel, Unruhe auf Schalke und mehr.
- Schalke-Torwart Ralf Fährmann beantwortete geduldig die Fragen der WAZ-Leser.
- Der Schlussmann sprach unter anderem über Heidel und Unruhe auf Schalke.
- Ein Vereinswechsel kommt für ihn derzeit nicht in Frage.
Ralf Fährmann ist ein Typ, der klare Kante zeigt. Zuletzt hieß es, der FC Liverpool hätte Interesse am Schalker Torwart. Stimmt aber nicht, sagt Fährmann und lacht laut: „Das ist genauso wie mit der Nationalmannschaft“. Nichts dran. Liverpool würde den 27-Jährigen aber auch gar nicht interessierten – er sieht sich „für immer auf Schalke“. Auch das macht er deutlich, als er die Fragen der WAZ-Leser beantwortet.
Du hast ja immer wieder betont, dass Du auf Schalke bleiben willst, aber das haben viele andere auch gesagt, und dann waren sie plötzlich doch weg. Kannst Du einen Wechsel wirklich ausschließen? Das wäre natürlich klasse.
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Ralf Fährmann: Ich habe meinen Vertrag nicht umsonst nochmal bis 2020 verlängert – das ist im Fußballerleben eine sehr, sehr lange Zeit. Das hätte ich nicht getan, wenn ich es nicht in Erwägung ziehen würde, für immer auf Schalke zu bleiben. Das war richtungweisend – von daher kommt für mich momentan auch nichts anderes in Frage.
Wenn man die schwankenden Leistungen der Vorderleute sieht: Hat ein Ralf Fährmann dann nicht öfter die Schnauze voll und sagt: Das muss ich mir hier nicht mehr antun?
Fährmann: Nein, gar nicht. Auch wenn ich mich wiederhole: Wir sind in einem Umbruch, haben uns in vielerlei Hinsicht im Vergleich zur Vorsaison brutal verbessert und wollen in der nächsten Saison den nächsten Schritt machen. Das stimmt mich positiv, und deswegen freue ich mich darauf.
Neben Dir hat auch Benedikt Höwedes seinen Vertrag verlängert. Beendet ihr beide die Karriere auf Schalke?
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Fährmann: Ich habe mir das Ziel gesetzt, ein bisschen länger zu spielen als Bene – ich bin schließlich Torwart (lacht). Also dauert es mit meinem Karriere-Ende hoffentlich noch etwas. Und wer weiß, vielleicht bleibe ich ja noch länger auf Schalke und werde mal Torwart-Trainer – aber konkrete Gedanken habe ich mir darüber noch nicht gemacht.
Warum wollen so oft Schalker Eigengewächse den Verein verlassen?
Fährmann: Die Antwort ist ganz einfach: Bei uns kommen einfach viel mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den Profibereich als bei anderen Vereinen – da kann es auch mal vorkommen, dass der eine oder andere irgendwann einmal geht. Manche schaffen den Sprung nach ganz oben wie Mesut Özil oder Manuel Neuer, andere wechseln, weil es auf ihrer Position gerade bei uns nicht passt. Aber das Entscheidende ist: Kein anderer Verein aus dem oberen Drittel bringt so viele Eigengewächse nach oben wie wir: Nicht Leverkusen, nicht Dortmund, nicht Bayern München und nicht Wolfsburg.
Wie würdest du reagieren, wenn Manuel Neuer jetzt ankündigen würde, noch einmal auf Schalke spielen zu wollen?
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Fährmann: Er kann gerne kommen (lacht). Denn jetzt kämpfe ich mit anderen Waffen als damals, als ich noch jung war. Aber Spaß beiseite, ich glaube, diese Frage stellt sich nicht.
Die Bild-Zeitung sorgt für viel Unruhe auf Schalke. Wie können Verein oder Spieler dafür sorgen, dass diese Politik endlich einmal aufhört?
Fährmann: Als Spieler sitzt man am kürzeren Hebel – manchmal würde man gerne mehr sagen, muss aber aufpassen, dass dies dann nicht als Bumerang zurückkommt. Das finde ich schade. Was ich aber sagen kann ist, dass manche Boulevard-Medien es meiner Meinung nach häufig übertreiben.
Lassen sich die Unruhestifter im Schalker Umfeld konkret benennen? Das Saisonziel war doch nicht ein konkreter Tabellenplatz, sondern als Mannschaft geschlossen aufzutreten und mit den Fans wieder ein Schalke zu bilden. Oder hat sich das, eventuell auch schleichend, geändert?
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Fährmann: Richtig, dieses Ziel haben wir uns zu Anfang gesetzt, und das haben wir über weite Strecken in dieser Saison auch erreicht. Nun stellen wir zum Ende der Saison fest, dass wir oben mitspielen können. Deshalb ist es natürlich unser Anspruch, dass wir die internationalen Plätze erreichen. Aber es tut uns keiner einen Gefallen damit, wenn man jetzt auf einmal wieder von der Champions League spricht, weil es wirklich brutal eng da oben ist. Es sind noch sieben Spiele, da kann alles passieren – nach vorne, aber leider auch nach hinten.
Ärgert man sich als verdienter Spieler nicht schwarz, wenn übertriebene Kritik an Spielern oder Diskreditierungen von Trainern die Ruhe stört, die man zum Umbruch braucht? Mich macht das wahnsinnig.
Fährmann: So geht es mir auch. Gerade, wenn man viele junge Spieler innerhalb der Mannschaft hat, ist das ärgerlich: denn gerade sie stört diese Unruhe in ihrer Entwicklung. Auf Schalke war es in dieser Saison schon kurios: Erst war es der Manager, auf den sich die Medien fokussierten. Dann war die Manager-Frage geklärt, und auf einmal ging es um den Trainer. Von daher macht mich das manchmal wahnsinnig, aber man kann es leider wenig beeinflussen.
Wie kommt es, dass die Mannschaft sich in manche Spiele wie gegen Hamburg und Köln mit so viel Leidenschaft hineinkniet, um dann aber im folgenden Spiel gegen einen direkten Konkurrenten nicht annähernd diese Leistung bringen zu wollen?
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Fährmann: Das Nicht-Wollen streite ich ab. Natürlich war das Spiel in Berlin nicht so, wie wir uns das alle vorgestellt hatten, aber es hat ganz sicher nicht daran gelegen, dass wir nicht wollten – wir wollten den Erfolg dort genauso wie in den Spielen davor. Leider ist es aber so: Es klappt nicht jedes Mal, auch wenn man seine Leistung abrufen will.
Warum schafft ihr es als Mannschaft nicht, jedes Spiel als extrem wichtig anzunehmen? Der Nachbar aus Dortmund schafft das doch auch, und Hunger auf Erfolg sollte doch wirklich bei allen vorhanden sein?
Fährmann: Wie ich schon gesagt habe: Wir Spieler wollen auch den sofortigen Erfolg, aber das geht nicht. Man kann nicht alle auf einmal überholen, sondern muss sich Step by Step an jedem einzelnen vorbei kämpfen. Und wenn das Beispiel Dortmund wieder angesprochen wird: Die standen vor einigen Jahren mit dem Rücken zur Wand, haben einen kompletten Cut gemacht, und es hat auch drei, vier Jahre gedauert, bis alle Bemühungen Früchte getragen haben. Deswegen appelliere ich auch immer wieder an unsere Fans, noch ein bisschen Geduld zu haben.
Mich würde interessieren, warum Sie nach Niederlagen immer mehr zum Schönredner werden?
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Fährmann: Ich finde es gut, dass auch mal so eine Frage gestellt wird – so kann man mal kontrovers diskutieren. Wir hatten vorhin das Thema Boulevardmedien, die häufig schwarz malen. Ich sehe Fortschritte und Automatismen in unserem Spiel, die man auf der Tribüne vielleicht nicht immer ganz so deutlich erkennt wie auf dem Spielfeld. Zwischen unserem Spiel in der letzten Saison und dem in dieser Saison liegen Welten. Misst man alles nur am Ergebnis, sind die Niederlagen manchmal bitter. Aber es bringt überhaupt nichts, nach jeder Niederlage draufzuhauen und alles wieder über Bord zu schmeißen. Man muss das große Ganze sehen.
Muss ein Torwart deiner Klasse nicht verrückt werden, wenn er das Defensivverhalten der Vorderleute sieht? Werden Dinge wie aggressives Attackieren des Gegners nicht trainiert?
Fährmann: Doch, das wird trainiert. Aber da wir mehr offensiven Fußball spielen, bietet sich natürlich auch mehr Platz für den Gegner beim Umschalten. Außerdem gehören Fehler beim Fußball leider dazu – wenn es keine geben würde, würden alle Spiele 0:0 ausgehen.
Was erwartest Du in Zukunft von Christian Heidel?
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Fährmann: Damit habe ich mich bisher noch gar nicht so intensiv beschäftigt. Mein Aufgabenfeld ist der Platz – seines ist viel größer. Es wird sich bestimmt manches ändern, da lasse ich mich überraschen und bin gespannt auf das Neue. Aber es ist auch immer ein komisches Gefühl, wenn man sich von jemandem verabschieden muss, mit dem man fünf Jahre gut zusammengearbeitet hat.
Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, sich den Fragen der Fans des geilsten Clubs der Welt zu stellen. Meine Frage: Wird die Leidenschaft der Fans in der Mannschaft überhaupt wahr genommen?
Fährmann: Ja klar, ist sich jeder Spieler dessen bewusst, das sieht man bei jedem Auswärtsspiel. Egal wo wir spielen, unsere Fans sind immer dabei. Das ist das, was den Verein ausmacht. Und jeder Spieler ist stolz darauf, vor solchen Fans zu spielen.
Wie findest du die Aktion, die Darmstadt mit dem verstorbenen Fan Johnny gemacht hat? Findest du nicht auch, dass jeder Fan so etwas verdient hat?
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Fährmann: Das war eine sehr tragische Geschichte und eine ganz besondere Verbindung. Er war schon lange krank und mit Leib und Seele Darmstadt-Fan, die Mannschaft hat ihn eingebunden, und dann hat sich das über viele Jahre entwickelt. Es wäre aufgesetzt, wenn wir sagen würden: Wir machen jetzt dasselbe mit einer Person aus Schalke. So etwas muss einfach entstehen.
Du hast eine Facebook-Seite, über die ich Dich angeschrieben habe, aber leider habe ich keine Antwort bekommen. Beantwortest Du keine Anfragen?
Fährmann: Dazu kann ich nur sagen: Ich war nie bei Facebook, da hatte sich jemand unter meinem Namen angemeldet. Soweit ich weiß, ist diese Seite aber mittlerweile gelöscht. Mein Profil, das ich in den sozialen Medien habe, ist bei Instagram. Und was Fan-Post betrifft: Man schafft es einfach nicht, alle Anfragen zu beantworten. Aber gelegentlich macht man das schon, und wenn eine Antwort kommt, dann kommt sie von mir persönlich – eine Agentur habe ich dafür nicht.
Die veröffentlichten Fragen stammen von Wolfgang Kill, Lukas Leirer, Ralf Johannsen, Sabine Lüttenberg, Holger Knittel, Dirk Mohrenstecher, Jens Frese, André Lotz, Matthias Meyer, Jürgen Becker, Detlef Hellmers, Michael Fugmann, Eugen Rolfes, Axel Decker und Andreas Pahl. Die Fragen werden hier stark verkürzt wiedergegeben, wurden Ralf Fährmann aber komplett vorgelegt. Vielen Dank an alle Einsender!