Gelsenkirchen. Auf Schalke ist Torhüter Ralf Fährmann auf dem Weg zur Vereinsikone. Doch für eine Karriere in der Nationalelf scheint er zur falschen Zeit geboren.

  • Ralf Fährmann steht trotz starker Leistung in der Liga nicht im DFB-Aufgebot von Jogi Löw.
  • Auf Schalke ist er indes auf dem besten Weg, eine Vereinsikone zu werden.
  • Für eine Karriere in der Nationalelf scheint der Keeper wohl zur falschen Zeit geboren.

Wenn am Samstag in Berlin der Fußball-Länderspiel-Klassiker zwischen Deutschland und England angepfiffen wird, dann wird Schalke-Torwart Ralf Fährmann seinen Stammplatz einnehmen: jenen vor dem eigenen Fernseher. „Natürlich wäre es ein Traum gewesen, dabei zu sein – klar“, sagte Fährmann.

Vier Torhüter hat Bundestrainer Joachim Löw für die Freundschaftsspiele gegen England und Italien nominiert: Neben Manuel Neuer sind Marc-Andre ter Stegen, Bernd Leno und Kevin Trapp dabei. „Ich gebe trotzdem nicht auf“, meinte Fährmann gefasst. Doch er dürfte ahnen: Wenn Löw ihn jetzt nicht braucht, dann braucht er ihn auch später nicht mehr.

Schalke-Torwart Fährmann kommt nicht an Manuel Neuer vorbei

Dabei ist der 27-Jährige in der Form seines Lebens. Außer DFB-Stammkeeper Neuer dürfte keiner der Berufenen besser sein, allenfalls jünger. Gleiches gilt für Timo Horn (Köln) oder Loris Karius (Mainz). „Alles Torhüter, die in anderen Ländern die Nummer eins sein könnten“, findet Bundestorwarttrainer Andreas Köpke.

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Herausragend: Schalke-Torwart Ralf Fährmann.
Von Elmar Redemann, Peter Müller und Andreas Ernst - aufgezeichnet in der Mixed Zone

Doch im Land der Torhüter ist Fährmann quasi zur falschen Zeit am falschen Ort. Ähnlich wie sein Schalker Vorgänger Norbert Nigbur in den 70er-Jahren keine Chance hatte, an Bayerns Sepp Maier vorbeizukommen, ist in der Neuzeit Top-Star Neuer unanfechtbar.

Der Ex-Schalker ist zwar zweieinhalb Jahre älter als Fährmann, verkörpert aber den genau gegensätzlichen Torwart-Typus: Neuer spielt den Libero gleich mit, riskiert bei seinen Ausflügen bisweilen Kopf und Kragen, lässt einen herannahenden Stürmer aber auch schon mal mit einem tollkühnen Trick aussteigen.

Bei Fährmann hingegen halten viele Zuschauer den Atem an, wenn er einen schwierigen Rückpass verarbeiten muss. Seine Abstöße gelten als unpräzise, ein souverän mitspielender Schlussmann wird der gebürtige Chemnitzer nicht mehr. Dafür brilliert er mit Reflexen, die denen von Neuer in nichts nachstehen. Fährmanns Stärken liegen im Eins-gegen-eins, noch besser ist der 1,96-Meter-Hüne auf der Linie. Dieses ganz altmodische Tagesgeschäft eines Torhüters ist der Anlass für die Lobeshymnen, die auf Schalke zur Zeit auf Fährmann angestimmt werden.

Schalke-Trainer Breitenreiter: "Ralf hat ein Weltklasse-Spiel gezeigt"

Der Ton ist überschwänglich. „Ralf Fährmann hat ein Weltklasse-Spiel gezeigt“, befand Trainer André Breitenreiter nach dem äußerst glücklichen 2:1 über Borussia Mönchengladbach. Ähnlich klingt es bei Manager Horst Heldt. „Es ist schwierig, Worte für Ralfs Leistung zu finden. Auch auf dem Platz fragt man sich manchmal, wie er das noch hinkriegt“, gab Mitspieler Leon Goretzka nach dem Gladbach-Sieg staunend zu Protokoll.

Doch es ist erst Fährmanns dritte Bundesliga-Saison, in der er Schalkes Nummer eins ist. Überschaubare 104 Bundesliga-Einsätze stehen zu Buche, weil er häufig mit Verletzungen zu kämpfen hatte.

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Dabei hatte alles recht verheißungsvoll begonnen. Schon als 14-Jähriger war Fährmann 2003 vom Chemnitzer FC gewechselt und feierte mit den Jugendmannschaften der Gelsenkirchener fortan große Erfolge. Doch im Seniorenbereich kam er an Neuer nicht vorbei.

Auch ein Intermezzo bei Eintracht Frankfurt brachte nicht den erhofften Durchbruch. Beharrlich ging Fährmann trotzdem seinen Weg. Der Lohn ist, dass er heute von den Fans der Königsblauen mit Sprechchören gefeiert wird.

Seinen Nimbus als Publikumsliebling weiß Fährmann mittlerweile zu genießen. „Mit einem kalten Bier in der Kabine“, wie er nach dem verrückten Spiel gegen Gladbach verriet.

Auf den DFB wird er wohl kaum angestoßen haben.