Essen. Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen liefern beim packenden 4:4 im Revierderby zwar beste Unterhaltung, aber für beide Trainer ist dieses Unentschieden zu wenig. RWE zeigt ein Abwehrfehler-Festival - was Trainer Marc Fascher wenig begeistert zurücklässt.
So ein 4:4, dazu noch in einem Derby, wirkt ja wie ein Aphrodisiakum, aber wenn sich die Fußball-Hormone wieder beruhigt haben, gerät der Rückblick doch ernüchternd. Zumal die beiden Trainer den Rausch gar nicht gerne haben. „Wenn man auswärts vier Tore macht, muss man eigentlich gewinnen“, so RWO-Trainer Andreas Zimmermann, für den sich der eine Punkt wie eine Niederlage anfühlen musste. Vier Tore zu Hause reichen normalerweise auch zum Sieg, knurrte RWE-Coach Marc Fascher, womit auch diese Ansichtssache unentschieden ausging.
Beide konnten sich am Ende des Fußball-Tages das diabolische Grinsen von Pele Wollitz vorstellen, dem dieses Ergebnis natürlich prächtig in die Karten spielt, dessen unbefleckte Kölner Viktoria beginnt, an der Regionalliga-Spitze einsam ihre Kreise zu ziehen. Sollten die Kölner ihr Nachholspiel gegen Siegen am Mittwoch gewinnen – und niemand zweifelt daran – beträgt der Vorsprung vor den Rot-Weiß-Teams schon komfortable sechs (RWE) bzw. sieben Punkte (RWO).
Auch interessant
Schikowski und Jansen wirbeln RWE-Abwehr durcheinander
Aber die beiden Derby-Widersacher werden im Moment nicht auf andere schielen, dafür wiegen die hauseigenen Probleme doch viel zu sehr. Dem Team von Trainer Marc Fascher gelingt es offenbar nicht, eine Heimpartie auch mal ruhig mit einer Führung herunter zu spielen, so viel Action kostet auf Dauer sicherlich zu viel Kraft.
Vielleicht sind es auch die übersteigerten Bemühungen zur Zeit, endlich den ersten Heimsieg der neuen Saison abhaken zu können. “Wir sind eine neuformierte Mannschaft, aber immerhin noch ungeschlagen, anscheinend müssen wir noch mehr arbeiten zu Hause“, glaubt Benjamin Baier, der mit seinen beiden Freistoß-Krachern maßgeblich an der Punkteteilung beteiligt war. Und an der Roten Karte des Spiels, wie schon in der Woche zuvor, wieder für den Gegner: „Das war jetzt das zweite Mal in Folge, dass mich ein Spieler da trifft“, so Baier über den Tritt von Patrick Bauder in seine größte Schmerzzone.
Die Problemzone der gesamten Mannschaft war eindeutig die Abwehr, in der sich der ansonsten so abgeklärt auftretende Richard Weber von der allgemeinen Hektik anstecken ließ. Was die Oberhausener Patrick Schikowski und David Jansen, für drei der vier RWO-Treffer zuständig, mit der Essener Abwehr veranstalteten, grenzte an Entwürdigung. Und in der Kapitän Mario Neunaber immer mehr wie Old Fashion wirkt, der in der Fußball-Neuzeit gelandet ist.
Die Freude kam mit Tim Treude
Aber es winkt ja Hilfe. Philipp Zeiger scheint bereits für das Kray-Spiel ein ernstes Thema, auch wenn Marc Fascher beschwichtigt, dass man nach so einer Verletzung „noch keine Wunderdinge“ von ihm verlangen dürfe. Es würde für den Anfang schon mal reichen, er würde der Abwehr Stabilität verleihen.
Und die große Freude kam tatsächlich mit Tim Treude, auch wenn sich der Einsatz des jüngsten Neuzugangs noch auf sechs Minuten beschränkte. „Die kurze Zeit hat schon gereicht, um zu zeigen, dass er uns mit seiner Fußball-Intelligenz kurzfristig weiterhelfen kann, mittelfristig sowieso, der Junge hat was“, war Fascher dann endlich auch versöhnlich gestimmt. Für die entsprechenden Umbaumaßnahmen ist dann der Trainer gefordert.
Rot-Weiss Essen - RW Oberhausen 4:4 (2:2)
RWE: Heimann, Hermes, Weber, Neunaber (84. Treude), Dombrowka, Nakowitsch (18. Arenz), Grebe, Baier, Soukou, Platzek, Studtrucker.
Tore: 0:1 Schikowski (6.), 1:1 Platzek (25.), 1:2 Jansen (28.), 2:2 Baier (38.), 2:3 Scheelen (61.), 2:4 Jansen 68.), 3:4 Baier (71.), 4:4 Arenz (86.).
Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Patrick Bauder (RWO, 62. nach Tätlichkeit).
Zuschauer: 11 077