Essen. Vor dem nächsten Revierderby gegen Rot-Weiß Oberhausen grübelt Trainer Marc Fascher von Rot-Weiss Essen über Nacht über seinen Sturm. Neuzugang Tim Treude überraschend schon im Kader. Konstantin Fring fehlt noch länger.

Derbyzeit in der Fußball-Regionalliga – oder Alltag für Rot-Weiss. Nach dem Kräftemessen mit der U23 des VfL Bochum folgt nun die rot-weiße Nachbarschaft westlich der A 42. Doch zugegeben, fernab aller Fan-Scharmützel in den Tagen vorweg, das Bruder-Treffen mit RWO (Samstag, 14 Uhr, live in unserem Ticker) an der Essener Hafenstraße hat schon eine andere gefühlte Temperatur.

Damit es in die Nähe des Siedepunktes geht, müsste schon eine entsprechende Kulisse anwesend sein. Doch wenn man den Wetterprognosen Glauben schenkt, wird es wohl wieder nichts mit dem Zuschauerrekord (13 145). 10 000 plus X scheint wie immer die Formel, auch wenn sich rund 2000 Gästefans vom anderen Ende des Kanals angekündigt haben.

RWO-Trainer erwartet "Spiel auf Messers Schneide"

Hallo, Herr Zimmermann, Samstag geht es zur Hafenstraße. Wie sind Ihre persönlichen Erinnerungen?

Andreas Zimmermann: Durchaus positiv. Ich war ja als Spieler in der Saison 2002/03 dort, habe mich dann allerdings schwer verletzt und nicht so häufig mitgewirkt. Wir spielten damals auch Regionalliga, allerdings drittklassig. Die Ambitionen waren groß, wir sind allerdings nur Dritter geworden, und bei der speziellen Fankultur weiß man ja, was dann los war.

Und wie sind die Erwartungen für Samstag?

Zimmermann: Nun, es wird sicherlich ein Spiel auf des Messers Schneide. Wir sind ja beide nicht so toll gestartet. RWE hat acht Punkte, wir sieben. Die Essener wollen sicherlich unbedingt ihren ersten Heimsieg einfahren, was uns vielleicht in der Spielweise entgegenkommt.

Bei aller Ähnlichkeit im Image – beide Klubs betonen ja gerne ihre Neigung zur Maloche – wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen RWE und RWO?

Zimmermann: Ich denke, dass bei uns mehr Weitsicht herrscht. Klar wollen auch wir eine gute Rolle spielen, aber bei RWE scheint der Druck viel größer, sie wollen und müssen, was man so hört, unbedingt hoch.

Ihr Team wurde nach der tollen Rückrunde der Vorsaison zu einem Geheimfavoriten ernannt. Der Start geriet aber mächtig daneben.

Zimmermann: Das 0:3 in Verl war der nötige Schuss vor den Bug, da hat die Mannschaft gemerkt: Oh, was letztes Jahr war, zählt nicht mehr. Sie hat ihre Lehren daraus gezogen. Man muss aber auch berücksichtigen, dass wir letzte Woche in unserem 18er Kader zwölf Spieler aus der eigenen U23 hatten. Das entspricht genau unserer Philosophie, die Zusammenarbeit mit der U23 und der U19 zu intensivieren.

Wo sehen Sie die Stärken des heutigen Gegners?

Zimmermann: Ich werde hier nicht meine Taktik verraten. Aber es ist ja wohl ein offenes Geheimnis, dass RWE mit Platzek, Studtrucker oder Soukou über sehr gute Stürmer verfügt. Wir müssen von Anfang an dagegen halten. (Mit Andreas Zimmermann sprach Ralf Wilhelm)

Doch das Feuer muss eh vom Rasen überspringen, und da war beim Abschluss-Schusstraining am Freitag ordentlich Zug drin. Ganz anders als eine Woche zuvor, als RWE-Coach Marc Fascher die fehlende Körperspannung in seinem Team bemängelte. Die Kandidaten für die erste Elf werden durch einige Wehwehchen gerade weniger, umso mehr wird jeder Einzelne gebraucht. Entgegen ursprünglicher Planung wird einer mit Drittliga-Erfahrung, der erst zum Wochenanfang verpflichtet wurde und eigentlich noch konditionelle Defizite aufarbeiten sollte, die Überraschung des Kaders sein: Tim Treude. „Er ist bereits spielberechtigt und wird zum Aufgebot gehören“, so Fascher, der über diese zusätzliche Alternative im Defensivverbund durchaus erleichtert schien.

Eventuell rückt Cebio Soukou in den Sturm

Ein anderer, der am Freitag beim Flankentraining mit dem Kopf fast nach Belieben einnetzte, macht unterdessen Riesen-Fortschritte: Philipp Zeiger sieht man seinen Schlüsselbein-Bruch in der Bewegung nicht mehr an. „Klasse, wie sich das entwickelt hat, jetzt ist es keine Frage von Wochen mehr, sondern nur noch von Tagen“, so der Trainer, für den der Abwehrhüne schon zum folgenden Spiel gegen den FC Kray wieder eine Variante sein wird.

Weiter vorne drückt eher der Schuh. Die sehnlichst erwartete Rückkehr von Konstantin Fring als Mittelfeld-Lenker wird sich weiter verzögern. Am 8. September beginnt der Leidgeprüfte (Schambein) nun eine zweiwöchige Spritzenkur, danach folgen vier Wochen Pause. Und dann soll endlich mit den Co-Trainern ein individuell abgestimmtes Aufbautraining erfolgen. Tja, und dann ist bald Winterpause. Gegen RWO sollte den vakanten Raum Daniel Grebe ausfüllen, jedenfalls hat er sich für die Rolle in Wattenscheid regelrecht aufgedrängt. Bliebe noch ein freier Platz im Sturm neben dem unverzichtbaren Marcel Platzek. „Da hab ich noch eine schlaflose Nacht vor mir“, bekennt Fascher. Eventuell mit Cebio Soukou als Eingebung? „Das ist eine Option“, folgt das Grinsen. Die Gedanken sind frei.