Essen. . Viel Spektakel, wenig Ertrag: Auch nach dem dritten Heimspiel der Saison wartet Rot-Weiss Essen immer noch auf den ersten Heimsieg. 4:4 (2:2) trennten sich die beiden Nachbarn RWE und RWO nach einem nervenaufreibenden Revierderby, nach einem wahren Fehlerfestival der Abwehrreihen.

Die Mannschaften kamen auf den Platz und durften gleich wieder kehrt machen: Ein paar Oberhausener Chaoten hatten noch Silvester-Material aufgehoben und schossen rote Leuchtraketen in den grauen Himmel. Schiedsrichter Andreas Steffens schickte beide Teams wieder vom Feld, mit fünfminütiger Verspätung konnte es endlich losgehen. Und wie. Die Gäste hielten sich nicht lange mit der Orientierung auf, sondern zeigten gleich ihre Qualität nach vorne. Sechs Minuten waren gespielt, da mogelte David Jansen von der rechten Tor-Auslinie die Kugel noch an Richard Weber vorbei in die MItte, wo Patrick Schikowski nur noch den Fuß hinhalten brauchte: 0:1. Das ging ja gut los, es war der erste 0:1-Rückstand in dieser Saison für die Rot-Weissen.

Essens Platzek fackelte nicht lang

Aber die hatten ja schon in der Vorwoche Nehmerqualitäten in Wattenscheid bewiesen. Nachdem Trainer Marc Fascher im MIttelfeld nachgebessert hatte - für Kai Nakowitsch (18.) kam mit Lukas Arenz Schwung auf die rechte Seite - verlagerte sich das Geschehen fast komplett in die RWO-Hälfte. Der eingewechselte Arenz war es auch, der fast den Ausgleich erzielt hätte. Nach der schönsten Spielkombination über Cebio Soukou und Flanke des ansonsten unauffälligen Marwin Studtrucker prallte der Kopfball des Nachwuchsspielers nur an die Latte. So musste wieder mal die Essener Torversicherung ran, wieder mal mit einem einfachen Geniestreich: Tim Hermes, der Meister der Einwürfe, bediente in der Spitze Marcel Platzek und der Junge mit der kurzen Zündschnur fackelte nicht lange: Kurze Ballannahme und der Ball zappelte im langen Eck.

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Aber RWE bekam nicht die Zeit, Selbstsicherheit in den Aktionen aufzubauen. Mit dem nächsten Oberhausener Angriff lag man schon wieder im Rückstand. Diesmal hatte sich Schikowski auf der linken Seite gegen Max Dombrowka behauptet, bei seiner Hereingabe war Abwehrchef Mario Neunaber gegen Jansen nicht auf der Höhe des Geschehens: 1:2 (28.). Es war der zweite Oberhausener Besuch vor dem Tor von Niclas Heimann. Was ging hier ab?

Doch die Fascher-Truppe zeigt in dieser Saison eindeutig Nehmerqualitäten. Man macht einfach weiter - und wird belohnt. Wieder war es eine Standardsituation, die zum neuerlichen Ausgleich führte: Beim Freistoß in der 40. Minute versenkte Benjamin Baier die Kugel im linken Knick. Beim Freitagstraining war er aus dieser Position regelmäßig an den Püppchen gescheitert, so viel zu Generalproben.

Oberhausens Bauder sah die Rote Karte

2:2 nach einer unterhaltsamen ersten Hälfte, die Pause hatten sich Akteure wie Zuschauer redlich verdient. Aus der die Gastgeber mit dem besseren Start herauskamen: Nach 50 Minuten brachte ein haarsträubender Abspielfehler von Alexander Scheelen 20 Meter vor dem Tor Marcel Platzek auf die alleinige Reise, doch statt selbst abzuschließen, schob der Torjäger die Verantwortung weiter auf den mitgelaufenen Studtrucker - eindeutig die schlechtere Entscheidung. Das hätte die Essener Führung sein müssen. Und vielleicht auch der Abwehrreihe ein wenig mehr Sicherheit gegeben, zu oft flog in der Folgezeit das Spielgerät wie eine Flipperkugel durch den Essener Strafraum. Es blieb dabei, die Oberhausener kamen zu einfach zu ihren Möglichkeiten. In der 61. Minute war es wieder so weit, ein Flachpass von der rechten Seite lief ungehindert in die Mitte, wo ein Aufsetzer von Scheelen aus 20 Metern wieder im RWE-Gehäuse einschlug: 2:3.

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Als hätten die Tore noch nicht gereicht, wurde es noch bunter: Nach einem rüden Zweikampf sah Baier die Gelbe Karte, aber der Oberhausener Patrick Bauder hatte dem Essener dabei wohl in die “Kronjuwelen” gegriffen - glatt Rot! Schon gegen Bochum hatte Baier nach einem Zweikampf für die zahlenmäßige Überlegenheit gesorgt. Doch bevor sich diese auswirken konnte, fiel gar noch das 2:4: Wieder traf Jansen bei seinem Kopfball aus kurzer Entfernung auf keine nennenswerte Gegenwehr. Die Entscheidung? Mitnichten!

RWE hatte noch nicht genug, wieder wurde Baier zum Meister des ruhenden Balles, wieder Freistoß aus 25 Metern, diesmal schlug es oben im rechten Eck ein. Ohne Worte.

In der 84. Minute kam noch einmal frischer Schwung von der Bank: Abwehrchef Mario Neunaber wurde von seinem stressigen Arbeits-Nachmittag erlöst, für ihn gab es mit Tim Treude ein Debüt im RWE-Trikot. Und mit Treude kam tatsächlich die Freude: Weite Flanke von Weber auf die linke Seite, Lukas Arenz kam in den Strafraum geschlichen und drückte die Murmel über die Linie: 4:4 (86.) - Wahnsinn!

RWE - RWO 2:4 (2:2)

RWE: Heimann, Hermes, Neunaber (83. Treude), Weber, Dombrowka, Nakowitsch (18. Arenz), Grebe, Soukou, Baier, Studtrucker, Platzek.

Tore: 0:1 Schikowski (6.), 1:1 Platzek (26.), 1:2 Jansen (28.), 2:2 Baier (40.), 2:3 Scheelen (61.), 2:4 Jansen (68.), 3:4 Baier(70.), 4:4 Arenz (86.).

Bes, Vorkommnis: Rote Karte für Patrick Bauder (65., Tätlichkeit)

Zuschauer: 11077