Essen. RWE benötigt an diesem Freitag unbedingt einen Heimsieg gegen Mönchengladbach II, um sich sicherer fühlen zu können. Sportlich hecheln die Rot-Weißen ihren hohen Erwartungen hinterher, und finanziell gehen sie am Stock.

Sportlich hecheln die Rot-Weißen ihren hohen Erwartungen hinterher, und finanziell gehen sie am Stock. Wird ein neues Stadion kommen? Wie sieht die Zukunft an der Hafenstraße überhaupt aus? Der Fußball-Viertligist befindet sich in einem Status der quälenden Ungewissheit. Nichts von dem sonnigen Optimismus, der noch im Sommer herrschte, ist übriggeblieben. Der Fünf-Jahres-Plan, der RWE in die 2. Liga führen sollte, ist mit der Entlassung von Manager Thomas Strunz im Archiv verschwunden. Und die neuen, professionelleren Vereinsstrukturen, von denen sich der Traditionsklub mittelfristig ein gesichertes Leben im Profifußball verspricht, lassen noch immer auf sich warten.

Und all diese Probleme tauchen vor allem auf, sobald es sportlich kriselt, wenn die Euphorie in Depression umschlägt, und sich die Fans mal wieder die bange Frage stellen: „Wie wird es weitergehen mit unserem Klub?”

Doch der Anhang, sofern es noch nicht die Lust verloren hat, wird an diesem Freitagabend wieder im Georg-Melches-Stadion sein und die Mannschaft im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach II unterstützen. Auch die beiden Trainer Uwe Erkenbrecher und Ralf Aussem haben versucht, ihr Team zu motivieren, ihnen die Angst vor dem Versagen zu nehmen. Offenbar keine leichte Aufgabe, denn Erkenbrecher war nach der 0:2-Pleite in Lotte doch schon ziemlich „angefressen”, wie er selbst feststellte. Denn so ziemlich alles, was das Trainergespann in der Vorbereitung üben ließ, hatte wieder einmal nicht funktioniert.

„Wir haben offenbar auch ein Stressproblem”, meint Erkenbrecher. Das Gegentor in der Nachspielzeit gegen Münster, die drei Gegentreffer in Lotte, obwohl man im Strafraum deutlich in Überzahl war. „Das sind alles Dinge, die nicht positiv sind. Und möglicherweise ist es auch eine Frage der Qualität.”

Es ist davon auszugehen, dass die Kritik nach dem Auftritt beim Spitzenreiter Lotte deutlich ausfiel. Auch in Richtung Offensive. „Sascha Mölders hat acht Tor erzielt”, sagt Erkenbrecher. „Und danach kommt reichlich wenig.” Sebastian Stachnik, in der Vorsaison beim 1. FC Kaiserslautern II Torschützenkönig mit 16 Treffern, hat in zehn Spielen bisher zweimal getroffen. Er stand in Lotte nach einer Verletzungspause erstmals wieder in der Startelf. „Und war nicht in Topverfassung”, räumte Erkenbrecher ein.

Mike Wunderlich, eigentlich ein torgefährlicher Mittelfeldspieler, hat bisher einen Treffer auf dem Konto, spielt aber dennoch gut und überzeugt vor allem mit unbändigem Einsatzwillen. Und zuletzt kam wohl auch etwas Pech im Abschluss dazu.

Wie auch immer. In Lotte spielte RWE in der Endphase mit fünf Offensivkräften, darunter in Heinzmann, Stachnik und Mölders drei nominelle Stürmer. Doch so richtig zwingend und druckvoll war das Angriffsspiel nicht. Was sich heute natürlich ändern soll. Zumal in Markus Kurth ein weiterer lauf- und zweikampfstarker Spieler Mike Wunderlich unterstützen kann. Nur eines darf wohl nicht passieren: Dass RWE in Rückstand gerät.

Offenbar haben die Rot-Weißen inzwischen einen Kassensturz gemacht. Sollten alle Sponsoren ihre Zusage halten, so heißt es, beträgt das Defizit im laufenden Budget rund 850 000 Euro. Die gilt es nun aufzubringen. Auch die Finanzen werden sicherlich am kommenden Montag ein Thema sein, wenn sich RWE-Vorstand und -Aufsichtsrat mit Vertretern der Stadt treffen, um die künftigen Strategien zu diskurieren.