Essen. Die Rot-Weißen und ihre Fans können aufatmen. Zunächst jedenfalls. Bei dem Gespräch zwischen den Vertretern der Stadt sowie RWE-Vorstand und Aufsichtsrat des Klubs ist nicht, wie von einigen Fans befürchtet, das Ende des Traditionsklubs beschlossen worden.
Die Regionalliga-Saison wird Rot-Weiß in jedem Fall beenden. Und die Faktenlage hat sich nach diesem Treffen nicht großartig geändert. Der Fragenkatalog ist deshalb auch nur geringfügig dünner geworden. Das heißt, wie es konkret an der Hafenstraße mittelfristig weitergehen wird, ist weiterhin ungewiss.
Fest steht immerhin, dass die Stadt finanziell am Ball bleibt, sich aber „nicht über den bisherigen Rahmen hinaus engagieren kann”, wie es in der Pressemitteilung heißt (Wortlaut siehe Infokasten). Und die Liquidität des Vereins ist ebenfalls bis zum Saisonende gesichert. Eine Insolvenz wird es also auch nicht geben, obwohl es derzeit noch eine Deckungslücke im laufenden Etat von 850 000 Euro gibt.
Gleichzeitig wurde RWE aufgefordert, massiv zu sparen. Aber das war den Verantwortlichen ja seit geraumer Zeit klar. Der RWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Meutsch hatte bereits vor Wochen angedeutet, dass dem Verein wohl Sparmaßnahmen in siebenstelliger Höhe bevorstünden. Und für die Spielzeit 2010/11 müsste man wohl noch einmal die Kosten drücken, sofern sich kein neuer, potenter Sponsor findet. „Wir müssen da alle Register ziehen”, stellt Meutsch fest.
Stadtdirektor Christian Hülsmann und der Chef der Grundstücksverwaltung Essen (GVE), Andreas Hillebrand, vertraten in dieser Runde die öffentliche Hand. Der RWE-Vorstand war komplett anwesend, für den Aufsichtsrat des Vereins sprachen der Aufsichtsrat-Chef Dietmar Bückemeyer und EBE-Geschäftsführer Klaus Kunze.
Doch diese hochkarätige Besetzung ließ manches Fragezeichen stehen. Wird es, wie geplant, eine neue Spielbetriebs-Gesellschaft geben, an der sich die GVE zu 49 Prozent beteiligt? „Es ist meiner Meinung nach nicht abzusehen, ob oder wann sie kommt. Und wenn ja, in welcher Form”, sagte Meutsch. Der Verein müsse sich nun vor allem selbst der Verantwortung stellen. Der Fünf-Jahres-Plan, der vom ehemaligen Sportlichen Leiter Thomas Strunz entworfen worden war, dürfte jedenfalls hinfällig sein.
Und was ist mit dem Stadion? Zum diesem Thema wollte sich der Klubchef gegenüber unser Zeitung nicht äußern. Man kann daraus schließen, dass es gestern jedenfalls ausdrücklich keine erneute Zusage gegeben hat. Allerdings hatte Stadtdirektor Hülsmann auch noch nach der Kommunalwahl schon einige Male keine Zweifel daran gelassen, dass man dieses Stadion-Projekt ohne Wenn und Aber umsetzen wolle.
Die Stadt und deren Tochterunternehmen werden also ihre finanziellen Zusagen einhalten. Und RWE muss nun nach Einsparmöglichkeiten suchen, um den Etat spürbar zu entlasten. Das wird nicht einfach, denn zum Beispiel die meisten Spieler des Regionalliga-Kaders besitzen ja Verträge für die nächste Saison.