Essen. Immer dann, wenn es unruhig wurde, war Rot-Weiss Essen da. Eine Einordnung: Wieso das Team ein klares Signal an Christoph Dabrowski gesendet hat.
Noch lange nach dem Abpfiff feierten sie den Dreier gegen Freiburg. Wichtig war das 2:0, denn es herrschte schon eine gewisse Unruhe rund um die Hafenstraße. Aber Rot-Weiss Essen hat geliefert. Und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison: Immer dann, wenn es drohte, ungemütlich zu werden, siegte RWE. Drei kritische Momente gab es.
Im Spätsommer des Vorjahres: Rot-Weiss startete katastrophal in die Runde und spürte vor dem siebten Spieltag gehörigen Druck. Kein Sieg war RWE bis dahin gelungen. Dann befreite sich Christoph Dabrowskis Team gegen Erzgebirge Aue mit einem 2:1-Heimerfolg.
Rot-Weiss Essen: Angst war spürbar
Eine ähnliche Situation im Februar: Sieglos waren die Essener bis dahin im Kalenderjahr 2023, dann verloren sie auch noch 0:1 bei Viktoria Köln. Die Essener Fans murrten, es gab erstmals Pfiffe und Schmähgesänge gegen die eigene Mannschaft – und die schlug in der Woche darauf Dortmunds U23 daheim mit 2:0.
Fast identisch die Lage vor dem Duell gegen Freiburgs U23 am vergangenen Wochenende: Vier Liga-Spiele ohne Dreier, schmeichelhafter Niederrheinpokal-Finaleinzug in Bocholt, „Trainer raus“-Rufe und vereinzelt Pfiffe gegen den Trainer vor Beginn – und wieder schüttelte RWE alle Sorgen mit einem 2:0-Heimsieg ab.
„Extrem glücklich“ war Christoph Dabrowski. „Es war ein Sieg der Mentalität. Die Angst, etwas zu verlieren, war spürbar“, gestand der 44-Jährige. Dass sich die Klub-Verantwortlichen um Marcus Uhlig anschließend nochmals demonstrativ hinter den Trainer stellten, unterstrich, wie bedeutend dieser Erfolg war. Der Trainer konnte sich auf seine Spieler verlassen, dabei waren die Vorzeichen denkbar schlecht.
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- RWE-Kommentar: Trainer-raus-Rufe kann Uhlig nicht verhindern.
- 2:0! Rot-Weiss Essen gelingt Befreiungsschlag gegen Freiburg II.
Dabrowski musste die Außenverteidigung neu besetzen. Andreas Wiegel (gesperrt) und Felix Bastians (verletzt) mussten passen, Meiko Sponsel (rechts) und Moritz Römling (links) rutschten rein. Beide standen seit Monaten nicht mehr in der ersten Elf. Dabrowski kritisierte Römling sogar noch vor wenigen Wochen. „Insgesamt muss er in allen Bereichen eine Schippe drauflegen. Er muss sich mehr aufdrängen“, sagte er auf Nachfrage dieser Redaktion.
Rot-Weiss Essen: Mannschaft liefert – Offensive aber hat noch immer Luft nach oben
Hat er getan. Römling brauchte zwar ein paar Minuten, ehe er in der Partie ankam, dann war ihm die fehlende Matchpraxis gegen Freiburg nicht mehr anzumerken – und das galt für die gesamte Mannschaft, die sich gegen den Tabellenzweiten steigerte. Nicht zum ersten Mal waren die Spieler, die zuvor hintendran waren, punktgenau da, als sie gebraucht wurden. Das alles spricht für Christoph Dabrowski.
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Nun ist aber nach wie vor nicht alles rosarot zu sehen: Der Platz gegen Freiburg war durch den Dauerregen in einem hundsmiserablen Zustand. Dass die Breisgauer eher feinen Fußball spielen und zurecht auf Tabellenplatz zwei stehen, sah man auch in Essen. In der Anfangsphase war Freiburg klar besser, traf bei einer Chance nur den Pfosten. Wie die Partie bei einem frühen Rückstand ausgegangen wäre? Je länger das Spiel dauerte, desto weniger schaffte es Freiburg, die eigenen Qualitäten abzurufen. Das kam RWE entgegen. Schön waren die 90 Minuten wahrlich nicht.
Vergleicht man zudem die Punktausbeute, lässt sich keine Entwicklung erkennen: zwölf Zähler aus den Spieltagen eins bis elf, zwölf aus den Spieltagen 19 bis 30 – dieselbe Ausbeute gegen dieselben Gegner.
Aber klar, nur auf die Zahlen zu schauen, wird der Gesamtbewertung nicht gerecht. Rot-Weiss Essen traf zuletzt auf äußerst formstarke Teams wie Saarbrücken oder Osnabrück und hatte Pech mit gewissen Schiedsrichter-Entscheidungen. Gegen Freiburg aber hatte RWE mal Glück. Die Führung fiel nach einem Strafstoß, Ron Berlinski wurde aber vor dem Strafraum gefoult. Ausgleichende Gerechtigkeit sei das, unkten Fans, und das nicht zu Unrecht.
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RWE-Team kann nicht eindeutiger zeigen, dass es hinter Dabrowski steht
Das zweite Tor war indes schön herausgespielt – zum gefühlt ersten Mal seit Wochen. Das Thema ist nach wie vor, dass die Offensive nicht in Fahrt kommt und oft die Spielfreude vermissen lässt. Wenig Kreativität, keine entscheidenden Pässe; alles schon hinlänglich analysiert. Die offensiven Abläufe müssen nach wie vor besser werden.
Sicher ist bei weitem nicht alles perfekt, aber fest steht auch: Die Mannschaft hätte in dieser Saison nicht eindeutiger zeigen können, dass sie hinter Christoph Dabrowski steht. In den entscheidenden Momenten war sie für ihren Coach da. Drei kritische Momente, drei Siege – ein positives Signal.