Essen. Rot-Weiss Essen hat vier neue Spieler verpflichtet. Zuletzt ist ein Offensivtalent aus Berlin dazugekommen. Was sich RWE von den Zugängen erhofft.
Rot-Weiss Essen drei, Erzgebirge Aue drei - nur drei Punkte nach sechs Spieltagen? Das hatten sich die Kontrahenten am Freitag (19 Uhr, Hafenstraße) aber mal ganz anders vorgestellt. Die Essener waren mit Zuversicht und unbändiger Euphorie in die Dritte Liga gestartet, der Zweitliga-Absteiger aus Sachsen wurde gar als Kandidat für den Aufstiegskampf gehandelt. Die Realität ist trist: Der sieglose Tabellenletzte empfängt den sieglosen Vorletzten zum Kellerduell.
Die Rot-Weissen versuchen alles, um die Kurve zu kriegen. Sie waren noch einmal schnell shoppen auf dem Spielermarkt und sind mit vollen Taschen heimgekehrt. Vier Zugänge stehen inzwischen im Kader des Neulings: Zu Clemens Fandrich, Andreas Wiegel und Felix Götze ist kurz vor Ende der Transferperiode auch noch der 19-jährige Stürmer Luca Wollschläger hinzugekommen.
Rot-Weiss Essen bekommt mehr Alternativen im Angriff
RWE hat den großgewachsenen Angreifer (1,95 m) von Hertha BSC ausgeliehen, wo er vor gut einer Wochen einen Profivertrag bis 2025 unterschrieben hat. In der Vorsaison kam Wollschläger dort zu drei Kurzeinsätzen, in er laufenden Spielzeit war er für Hertha in der Regionalliga am Ball. „Luca ist ein talentierter Mittelstürmer, der für sein junges Alter eine enorme Physis besitzt. Wir haben gezielt nach einem wuchtigen Zielspieler gesucht“, sagt RWE-Sportdirektor Jörn Nowak. „Luca ist groß, athletisch und kopfballstark. Damit bringt er ein neues Element in unser Offensivspiel und ich bin mir sicher, dass wir dadurch im Angriff variabler werden“, freut sich RWE-Cheftrainer Christoph Dabrowski.
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„Wir haben nachjustiert, um der Mannschaft auf bestimmten Positionen mehr Halt und Stabilität zu geben“, erklärt Dabrowski die Strategie. Die Erfahrung sei bei der Wahl ein wichtiges Kriterium gewesen. Und nun habe er „wunderbare Möglichkeiten“, die beste Formationen zusammenzustellen.
Trainer Dabrowski kritisiert die hohe Fehlerquote
Vier Neue auf einen Schlag. Das offenbart auch eine gewisse Fehleinschätzung der Verantwortlichen, dass die Meistermannschaft der Regionalliga auch die neue Herausforderung in der Dritte Liga meistern würde. „Wir sind auch nach wie vor von unseren Jungs überzeugt“, entgegnet Dabrowski. Aber man habe nicht voraussehen können, wie schnell sich die Spieler entwickeln und an das höhere Niveau gewöhnen würden. „Wir haben schon bewiesen, dass wir konkurrenzfähig sind, aber die Fehlerquote ist zu hoch. Die müssen wir minimieren, da wollen wir eine Entwicklung sehen. Am Vertrauen in die Jungs wird es nicht scheitern, aber wir haben natürlich eine Erwartungshaltung.“
Schlüsselburg und Haiduk verlassen RWE
Nach Luca Dürholtz (SV Elversberg) und Fabian Rüth, der an den Regionalligisten RW Koblenz ausgeliehen wird, ist für Felix Schlüsselburg nach zwei Jahren das Kapitel RWE beendet. Der 21-jährige Mittelfeldspieler, der in Essen keine Rolle mehr spielte, hat um die Auflösung seines Vertrages gebeten.
In der Vorsaison war Schlüsselburg bereits den Regionalligisten SV Lippstadt ausgeliehen. Den 21-jährigen Defensivspieler Fabian Rüth hat RWE noch nicht ganz abgeschrieben. Damit eine Rückkehr möglich ist, hatte Rüth seinen bis 2023 laufenden Vertrag bei RWE vorzeitig um ein weiteres Jahre verlängert.
„Fabi ist ein talentierter Spieler, der allerdings für seine weitere Entwicklung Spielpraxis benötigt. Diese können wir ihm aktuell nicht bieten“, so Sportdirektor Jörn Nowak.
Youngster Nico Haiduk (19) wird künftig für den Oberligisten und Kooperationspartner ETB spielen. Zur kommenden Saison kehrt der Linksverteidiger wieder an die Hafenstraße zurück.
Und so könnte es sein, dass zumindest Fandrich, der ja schon in Bayreuth (1:1) sein Debüt gegeben hat, sowie Wiegel und Götze am Freitag in der Startelf auftauchen. Durch den Ausfall von Thomas Eisfeld (Innenbandanriss) ist ohnehin ein Platz im Mittelfeld frei geworden, den hatte Fandrich bereits in Bayreuth eingenommen. Dem 31-jährigen Mittelfeldmann steht ohnehin ein besonderes Duell bevor, schließlich hat er sechs Jahre lang für Aue gespielt, zum Saisonende aber seinen Hut genommen, obwohl ihn Aue gern weiterverpflichtet hätte. „Er hat mir in mehreren Gesprächen zu verstehen gegeben, dass er nicht mehr für Aue spielen will“, verriet Aues Trainer Timo Rost dem „Kicker“. In der Abstiegssaison seien „zu viele Dinge vorgefallen“. Details dazu gibt’s allerdings nicht.
RWE möchte auch mal ohne Gegentor bleiben
Man darf gespannt sein, wie das neue Gefüge bei Rot-Weiss funktionieren wird. Der erste Sieg muss her – für das Selbstvertrauen, aber vor allem für die Bilanz. „Wir müssen in der Defensive stabil stehen und auch mal ohne Gegentor bleiben. Am besten gleich am Freitag“, fordert Dabrowski. Die Chancen stehen wohl auch nicht schlecht, denn die Gäste haben mit nur drei Toren zusammen mit BVB II und Bayreuth die schwächste Offensive der Liga. „Und wir können immer ein Tor erzielen“, sagt Dabrowski, „darüber mache ich mir keine Sorgen.“