Essen. 10.000 Zuschauer sehen das 1:0 von Rot-Weiss Essen gegen S04 II. Als die Beine der Gastgeber schwer wurden, gab es auch Schub von den Rängen.

Erst konnte es nicht schnell genug zu Ende sein, und dann wollte plötzlich niemand mehr weg. Die Rot-Weissen und nahezu jeder unter den 10.000 Zuschauern an der Hafenstraße sehnten sich den Schlusspfiff herbei. Fünf Minuten Nachspielzeit. RWE in Unterzahl, weil Erolind Krasniqi kurz vor Schluss für ein gestrecktes Bein im Zweikampf mit Rot bestraft worden war.

Schalke versuchte alles. Dann der Schlusspfiff. Rot-Weiss Essen hatte das Derby gegen die U23 der Königsblauen mit 1:0 (1:0) gewonnen. Erleichterung, Glückwünsche. Krasniqi, als einziger Essener geknickt von seinem Missgeschick, wurde gefühlt wohl von jedem im Team in den Arm genommen und getröstet.

Rot-Weiss Essen nach Schlusspfiff erschöpft zur Ehrenrunde

Erschöpft machten sich die Essener dann auf zur Ehrenrunde. „Genießt es, lasst euch feiern“, hatte ihnen Trainer Christian Neidhart mit auf den Weg gegeben. Und so badeten sie im Jubel, der ihnen von den Rängen entgegenbrandete. Dort hatte kaum einer das Stadion verlassen. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, hallte es durchs Stadion. Und wie gewohnt verharrte der Tross am Ende vor der Westtribüne, wo es immer besonders intensiv zugeht. Beide Seite gaben noch einmal alles, beide Seiten hatten sich den Erfolg verdient. Und gemeinsam freuten sie sich über den dritten Sieg in Folge.

Schweres Spiel war nach Münster-Thriller zu erwarten

„Mehr als neun Punkte aus der englischen Woche zu holen, geht nicht. Und dabei zwei Derbys gewonnen, da geht auch nicht mehr“, sagte Trainer Christian Neidhart, der eine tiefe Zufriedenheit ausstrahlte. Man sah sie ihm an und man hörte sie, als er nun völlig entspannt über die vergangenen 94 Minuten plauderte. „Dass es genau das schwere Spiel werden würde, haben wir erwartet. Es ist nicht leicht, wenn du am Dienstag ein so hochemotionales Spiel hattest mit allem Drum und Dran.“ Der 3:2-Krimi in Münster hatte Spuren hinterlassen, mental und auch körperlich.

Erolind Krasniqi kann’s nicht fassen: Schiedsrichter Felix Weller zeigt ihm nach einem überharten Zweikampf die Rote Karte.
Erolind Krasniqi kann’s nicht fassen: Schiedsrichter Felix Weller zeigt ihm nach einem überharten Zweikampf die Rote Karte. © Thorsten Tillmann

Dass es eine offene Partie wurde, lag natürlich auch an einem guten Gegner, der mutig und locker aufspielte und den Liga-Favoriten ordentlich beschäftigte. Die Essener arbeiteten in der Defensive allerdings sehr solide und ließen nicht eine Chance zu, die herausgespielt wurde. Allenfalls bei Standards drohte hin und wieder Gefahr für das Essener Tor. „Wir haben nicht viel zu gelassen. Große Chancen habe ich nicht gesehen“, meinte Neidhart.

Siegtor von Dennis Grote war außergewöhnlich

Weil Schalke alles probierte. „Wir haben 94 Minuten lang sehr mutig gespielt, sehr diszipliniert, sehr laufstark gegen einen starken Gegner“, lobte Schalkes Coach Torsten Fröhling. Er könne seiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil, er müsse ihr ein Riesenkompliment aussprechen, weil es auch einige Personalprobleme gebe. „Schade, dass wir einmal nicht richtig stehen. Grote schießt und trifft. Das ist der Unterschied.“

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Dennis Grotes Aktion war in der Tat außergewöhnlich. Der Routinier katapultierte die Kugel aus rund 20 Metern ins Netz zum 1:0 (33.). „Ich wollte erst mein Auto hinter der Tribüne wegfahren“, frotzelte Neidhart. „Aber Dennis hat schon einen Hammer, das ist nicht das erste Ding, das er so aus der zweiten Reihe macht. Es war sein schwacher Fuß, das war natürlich überragend.“

Einige gute Chancen ausgelassen

RWE hatte es sich gegen Schalke selbst schwer gemacht, weil man die Konter gegen die aufgerückten Schalker nicht konsequent und präzise ausspielte, weil man gerade in den Minuten nach dem Führungstor einige veritable Chancen liegen ließ. Vor allem Simon Engelmann klebte mal das Pech unter der Sohle. In Münster war er noch der strahlende Held mit dem Treffer zum 3:2, diesmal vergab er einige gute Möglichkeiten. Mal verpasste der Torjäger, mal rettete Schalkes starker Keeper Martin Fraisl oder der Pfosten, ein anderes Mal versprang „Engel“ der Ball.

„Wir hätten das zweite Tor machen müssen, dann hätten wir Ruhe gehabt“, weiß Neidhart. Möglich wäre es angesichts der zahlreichen Gegenstöße gegen einen aufgerückten Gegner gewesen. „Wir wissen alle, dass wir in einer frischen Verfassung die Konter besser ausspielen.“

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Das Miteinander funktioniert schon richtig gut

Dass die erzwungene Wende im Spitzenspiel in Münster Kraft gekostet hatte, ist logisch. Und drei Tage später mussten die Rot-Weissen auch gegen agile Schalker ordentlich Körner lassen. Die Beine wurden schwer. Besonders Isaiah Young sah man den Verschleiß an. Als der „Sprinter“ in der Endphase einen krassen Fehlpass fabrizierte, drehte sich Trainer Neidhart um zur Haupttribüne und animierte das Publikum zu Applaus.

Und die Fans spielten mit. „Überragend, das ist einmalig“, lobte Christian Neidhart den Support. „Gerade wenn du kaputt bist, brauchst du so eine Kulisse im Rücken, die dich anfeuert, die dich trägt.“ Auch dieses Miteinander funktioniert schon richtig gut.

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