Essen. Auch Uralt-Ultra-Präsident ist entsetzt über die Ausschreitungen nach dem Spiel in Münster. Und es zeigt sich auch eine gewisse Hilfslosigkeit.
„Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“, schallte es aus der Essener Kurve. Kurz nach dem Abpfiff war die rot-weisse Welt, so wie sie uns gefällt. Freude pur, aber auch Erleichterung, denn zunächst sah es nicht nach einem Sieg aus. Zu passiv, zu statisch und ohne Biss spulten die Neidhart-Schützlinge ihr Pensum in Halbzeit eins herunter. Münster war besser, giftiger, griffiger.
Warum diese personellen und taktischen Umstellungen vom Coach? Diese Fragen wurden in der Pause unter den Hobbytrainern kontrovers diskutiert. Was dann folgte, war Hafenstraßenfußball in Münster. Leidenschaftlich kämpfte sich die Mannschaft in die Partie. Holzweiler und Young trafen zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Überhaupt Young. Sein Gegenspieler Julian Schauerte, Kapitän und Grüner Star der Preußen, traute seinen Augen nicht, verlor den US-Boy mehrmals aus den Augen.
- Das Spitzenspiel: RWE siegt 3:2 nach 0:2-Rückstand
- Traurige Fakten: Zwei Schwerverletzte und Festnahmen
- Kommentar zur Randale: Es sind Chaoten, aber keine Fans.
Auswärtssieg beim Tabellenführer umso schöner
Das Drehbuch wollte es so, Simon Engelmann beendete seine kurze Torflaute, regelte die Begegnung im Stile eines Top-Torjägers, der er ja nun mal ist. 3:2 für RWE. Auswärtssiege sind schön und beim Ex-Tabellenführer noch schöner. Großes Kompliment an Christian „The Rock“ Neidhart. Es gibt nicht viele Verantwortliche, die einen Fehler (?) eingestehen, auf ihre Kappe nehmen und sich vor ihr Team stellen. Das spricht für ihn. Respekt!
Als ich gemeinsam mit den bestens gelaunten Uralt-Kumpels Richtung Parkplatz schlenderte, um den Rest von Baronesse Barbaras ballaststoffreichen, bissfesten, begehrten Buletten sowie Pidders „Seiner Christiane“ ihren Fünf-Sterne-Gourmet Nudelsalat zu vertilgen, kamen erste Bedenken auf. Polizei und Ordnungsdienst wirkten nervös und angespannt. Funksprüche ließen erahnen: Da ist was im Busch.
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Unverständnis über Gewalt nach einem solch tollen Erfolg
Dann ging es Schlag auf Schlag. Polizeistaffeln im Laufschritt Richtung Stadion und Hammerstraße. Funksprüche, Blaulicht. Ein Diensthabender schüttelte verständnislos seinen Kopf in unsere Richtung: „Was soll das, nach so einem tollen Sieg, so einen Mist zu veranstalten?“
Erst zu Hause konnte ich nachlesen, was sich im und außerhalb des Preußen Stadions ereignet hatte. Erschreckend. Zum Fremdschämen. Was heißt fremdschämen, klar ist, als RWE-Fan wirst Du in Sippenhaft genommen. Das ist halt so. Mitgegangen, mitgefangen.
Was ich überhaupt nicht verstehe, wie man nach so einem dramatischen Spiel mit Happy End für RWE etwas anderes empfinden kann als pure Freude. Am Ende des Tages hat die Gewalt gesiegt. Wieder einmal. Sie beherrscht die Schlagzeilen.
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Es waren nicht nur Essener Hools unter dem schwarzen Mob
Die Täter verstecken sich keinesfalls. Ihre schwarze Kleidung, ihr Auftreten sorgt für ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Bei den Einlasskontrollen verhielten sie sich ruhig und diszipliniert, ich stand mittendrin. Was hätte ich gemacht, wenn es da schon losgegangen wäre? Ganz ehrlich, vermutlich nichts. Bin halt kein Held, so wie „Chuck“ Küsters, der Unbeugsame mit dem Tunnelblick. Fest steht, es waren nicht nur Essener Hools, sondern auch Bremer und Dortmunder Gewalttäter miteinander vereint.
Man braucht kein Szenekenner sein, um zu erkennen, diese Gruppe war nicht als Botschafter des Friedens angereist. Was kann man dagegen tun? Ich weiß es nicht. Gehe nun seit mehreren Jahrzehnten zu den Roten und muss gestehen, Gewalt und Gewalttäter waren zu jeder Epoche allgegenwärtig. Mal mehr, mal weniger.
Bestrafung der Täter ist unvermeidbar
Es ist schwer, fast unmöglich, hier und heute, nach diesen Ereignissen, neue Fans für Rot-Weiss Essen zu begeistern. Die erdrückende Mehrheit der Roten ist alles, nur nicht gewalttätig. Das weiß ich, dafür bin ich lange genug dabei. Die Folgen für den Verein sind derzeit noch nicht absehbar, eine Bestrafung ist unvermeidbar und nicht nur nach den Regularien gerechtfertigt.
Schadenersatzansprüche gegenüber den Straftätern ebenfalls, doch vorrangig wünsche ich den Verletzten gute Besserung und vollständige Genesung.
Freitag spielt RWE gegen Schalkes Zweite. Ich glaube, die Stimmung wird eher bedrückt, als aggressiv werden. Möge der Sport siegen.
der Happo
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