Essen. Essener wollen nach zwei Niederlagen ohne eigenes Tor am Freitag in Mannheim die Wende schaffen. Mehrere Akteure haben die Nachwirkungen der Schweinegrippen-Impfung nicht vertragen - darunter Suat Tokat.
Das Gegentor in der Nachspielzeit, das Rot-Weiß vor dreieinhalb Wochen beim 1:1 daheim gegen Münster kassierte, es hat sich als eines mit Spätfolgen erwiesen. Denn seit diesem Oktober-Samstag hat das Selbstvertrauen der Essener Regionalliga-Kicker spürbar gelitten. Das drückte sich nicht nur in den folgenden Niederlagen in Lotte (0:3) und gegen Gladbach II (0:1) aus. Sondern macht sich laut dem Trainer-Duo Ralf Aussem/Uwe Erkenbrecher auch in der Trainingsarbeit bemerkbar. Deshalb gelte es nun, im Auftritt bei Waldhof Mannheim (Fr., 19 Uhr, Carl-Benz-Stadion) die Wende zu schaffen.
Um dieses Ziel zu erreichen, verfahren die Trainer derzeit nach dem Prinzip der kleinen Schritte. Ein erster betrifft die taktische Ausrichtung. „Wir haben mit Pressing und einer offensiveren Aufstellung zwar zeitweise guten Fußball gespielt”, sagt Erkenbrecher. Aber weil zuletzt eben die Ergebnisse nicht mehr stimmten, werden die Essener ab sofort auf eine defensivere Grundordnung vertrauen.
„Wir wollen dicht gestaffelt und tiefer im Raum stehen und uns zunächst auf die Sicherung des eigenen Tores konzentrieren”, kündigte Erkenbrecher gestern an. Die Mannschaft sei mental derzeit nicht gefestigt genug, um einen Gegner von Beginn an zu dominieren. „Wir müssen angesichts der Tabellensituation nun geschickt und klug vorgehen. Mit Hurra-Fußball kommen wir nicht weiter. Jetzt sind andere Dinge gefragt”, stellt der Trainer klar. „Nur so kommen wir da unten heraus.”
Schritt zwei zur Leistungs-Konsolidierung soll eine Erfolgsserie sein. Denn nichts, so Aussem, gebe einer Mannschaft so schnell Selbstvertrauen zurück wie Siege. Der Startschuss zur Serie soll morgen fallen. Doch ein Erfolg beim gastgebenden Traditionsklub, der von 1983 bis 1990 zum elitären Kreis der Bundesligisten zählte, ist keine Selbstverständlichkeit. „Waldhof hat eine sehr, sehr gute Mannschaft mit quirligen, schnellen Spielern auf der Außenbahn. Hinzu kommt ein starker Torhüter und zwei gefährliche Sturmspitzen”, charakterisiert Aussem den Gegner. Und Erkenbrecher ergänzt: „Das ist ein sehr junges Teams, das sich entwickelt hat.”
Zurück zu den Rot-Weißen: In den vergangenen Tagen tummelten sich zwar wieder mehr Profis als zuvor auf dem Trainingsplatz, vollzählig ist der Kader aber längst nicht. Suat Tokat und Neuverpflichtung Giovanni Cannata plagen sich noch mit den Nachwirkungen der Schweinegrippen-Impfung herum. Von acht Geimpften haben nur drei die Prozedur problemlos überstanden. Sascha Mölders litt an einem normalen Infekt, ist aber wieder fit – und spielbereit. Robert Mainka muss sich wegen anhaltender Schmerzen im Schambein heute eventuell einer erneuten Leisten-OP unterziehen. Für ihn ist das Kalenderjahr 2009 gelaufen. Leon Enzmann ist fraglich. Michael Lorenz war unter der Woche bei seiner Trainerausbildung (B-Schein), er stößt aber heute zum Team.
Die Reise nach Baden-Württemberg beginnt für Rot-Weiß schon heute. Nach dem Vormittags-Training und einem gemeinsamen Essen bricht der Teambus mittags in Richtung Süden auf. Genächtigt wird in einem Hotel bei Mannheim. Dort soll laut Aussem am Freitagmorgen noch eine letzte Einheit vor dem Spiel absolviert werden.
Und danach? Aussem lächelt, bevor er seine Aufzählung beginnt: „Mittagsruhe. Nudeln essen. Zum Stadion fahren. Umziehen. Mannheim weghauen. Und drei Punkte mitnehmen.” Bei diesen Worten klingt bei ihm etwas durch, das er seinen Spielern möglichst schnell wieder herbei wünscht: Selbstvertrauen.