Essen. Vorsichtig sind sie geworden an der Hafenstraße. Zu viele Enttäuschungen hat ihnen diese Saison bereits beschert. Und deshalb waren die Rot-Weißen nach dem hart erkämpften 2:0-Sieg bei Waldhof Mannheim auch heilfroh über diese drei Punkte, die sie ins Tabellenmittelfeld gehievt haben.

Doch die Optik trügt, denn bis zum ersten Abstiegsplatz sind es nur drei Punkte. Und dass sich gleich fünf Mannschaften mit 19 Punkten vor dem Tabellenkeller drängeln, zeigt, wie ausgeglichen diese Liga ist.

Über die drei Punkte waren die Essener erleichtert, aber von aufflackerndem Optimismus war nun wirklich nichts zu spüren. „Das war ein Anfang, mehr auch nicht”, sagte Linksverteidiger Dennis Bührer. „Wir sollten zusehen, dass wir uns nach unten etwas Luft verschaffen, damit wir etwas befreiter aufspielen können.”

Die ständigen Nackenschläge haben den Spielern zweifelsohne zugesetzt, trafen sie offenbar unerwartet. Schließlich sind sie als Titelanwärter und mit Selbstbewusstsein voll getankt in diese Regionalliga-Saison gestartet, überzeugt davon, ein Spitzenteam zu sein. Die ersten Misserfolge wurden von der Sportlichen Leitung zunächst noch als Ausrutscher abgetan. Getreu dem Motto: „Immer mit der Ruhe, das wird schon noch.” Ist es aber nicht. Als nach der Entlassung des Teamchefs Thomas Strunz die Formkurve nach oben zeigte, kehrte der Mut zurück. Als es aber darum ging, Boden gut zu machen auf Spitzenreiter Lotte, stürzte RWE prompt wieder in ein Tief. Aus vier Spielen (Leverkusen II, Münster, Lotte, Mönchengladbach II) sprangen ganze zwei mickrige Zähler heraus.

Inzwischen, so scheint es, hat das Team von Uwe Erkenbrecher und Ralf Aussem die Realität akzeptiert. „Wir stecken im Abstiegskampf”, stellte RWE-Torhüter Andre´ Maczkowiak fest. Und nur eine Erfolgsserie kann weiterhelfen. „Und jede Serie beginnt nun mal mit einem gewonnenen Spiel”, findet Aussem, der weiterhin das Schritt-für-Schritt-Denken vorlebt.

Am kommenden Sonntag beim Heimspiel gegen den Tabellendritten VfL Bochum II (14 Uhr, Hafenstraße) müssen die Essener nachlegen und zeigen, ob sie mittlerweile Leistungskonstanz besitzen. Allerdings sind Linksverteidiger Dennis Bührer und Mittelfeldmotor Mike Wunderlich für diese Partie gesperrt, weil sie in Mannheim jeweils die fünfte Gelbe Karte bekommen haben. Damit fallen zwei Leistungsträger aus. „Beide sind sehr wertvoll. Aber dann müssen halt andere in die Bresche springen”, sagt Aussem.

Wie das funktioniert, haben Marcel Stiepermann und Bartosz Broniszewski bei den Mannheimern demonstriert. Stiepermann lief erstmals in dieser Saison in der Regionalliga-Startelf auf und besetzte in der Offensive die rechte Seite. „Er hat sich mit einer engagierten Leistung im Training und bei seinen Einsätzen in der U 23 empfohlen”, begründet Aussem die Entscheidung. Broniszewski dagegen kam eher per Zufall zu seiner Bewährungschance. Er spielte auf der Sechser-Position für Sergej Neubauer, der einen steifen Nacken hatte. „Bartosz hat diese Rolle ja früher auch in Lautern gespielt”, so Aussem. Und der Youngster machte eine sehr gute Partie, war bissig im Zweikampf und energisch beim Kopfballspiel. „Eine Bereicherung”, lobt der Trainer. „So schlecht er in Lotte ausgesehen hat, so gut war er diesmal in Mannheim.”

Gleichwohl bekamen die Rot-Weißen dort nach der Pause noch Probleme, weil die Gastgeber Druck machten, in Guiseppe Burgio einen weiteren Stürmer brachten, der mit seiner Schnelligkeit für Unruhe sorgte. RWE reagierte, ersetzte Stiepermann durch den defensiven Giovanni Cannata. Der Debütant empfahl sich, indem er das 2:0 durch Sascha Mölders mit vorbereitete.

Trainerstimmen

Walter Pradt (Mannheim): Mir war klar, dass Essen in der Tabelle nict so weit nach unten gehört. Von daher bin ich mit dem Auftreten meiner Mannschaft, die dem Ausgleich sehr nah war, nicht unzufrieden. Mölders hat heute den Unterschied ausgemacht. Er hatte drei Chancen und hat zwei Tore geschossen. Wer solche Qualität zur Verfügung hat, der braucht sich keine Sorgen zu machen.

Uwe Erkenbrecher (RWE): Die Mannschaft hat kämpferisch absolut überzeugt. In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel klar dominiert, den Gegner beherrscht. Nach der Pause haben wir allerdings etwas nachgelassen und sind phasenweise unter Druck geraten. Insgesamt hat die Mannschaft aber einen großen Willen an den Tag gelegt und ist dafür endlich einmal wieder belohnt worden.