München. Zwei Elfmeter binnen zwei Minuten verschuldete Gladbachs Abwehr-Recke Alvaro Dominguez beim Auftaktspiel gegen den FC Bayern. Der Spanier war wie viele seiner Teamkollegen enttäuscht. Am Ende mussten sie aber die Korrektheit der Pfiffe anerkennen. Und sich sogar ein bisschen über die eigene Leistung freuen.

Alvaro Dominguez verstand die Welt nicht mehr. Handspiel? Zweimal binnen zwei Minuten? Wie ein begossener spanischer Pudel trottete der Abwehrspieler von Borussia Mönchengladbach nach dem Eröffnungsspiel der Saison vom Platz. Die 67. Minute war Dominguez so präsent wie unverständlich, als die Emotionen hochkochten. Ausgerechnet in der Phase, als Gladbach beim Triple-Sieger Bayern München auf den Ausgleich drängte. Ausgerechnet nach der wohl besten Kombination der Borussia am gegnerischen Strafraum. 2:1 führte der haushohe Favorit, die übermächtige Dominanz der Bayern war allerdings nicht zu sehen. "Wir waren gut dran", sagte Innenverteidiger Martin Stranzl nach dem Spiel und erklärte: "Dann aber bekommen wir durch die Elfmetersituationen den Genickbruch".

Thomas Müller schoss aus 20 Metern auf das Gladbacher Tor, und der Ball "sprang von meinem Knie an den Arm", erklärte Dominguez. "Ja, sollen wir denn künftig ohne Arme spielen?" Der Spanier spricht leise, will die Situation immer noch nicht wahr haben. "Was soll ich denn machen?" Es sei für alle sehr enttäuschend, "für mich, für den Verein und die Fans". So zu verlieren in einem Spiel, in dem man über weite Strecken sehr gut mitgehalten hat, sei "sehr bitter", so Granit Xhaka.

Ter Stegen korrigiert sich nach Ansicht der TV-Bilder

Bitter auch, weil Marc-André ter Stegen den ersten Handelfmeter gegen Thomas Müller weltklasse parierte. Mit einem schnellen Reflex schnellte sein Arm in die Luft und klärte den Ball in Richtung Toraus. Nicht aber ins Aus. "Den ersten kann man noch pfeifen, aber den nächsten darf man nicht geben", ärgerte sich der Nationaltorwart vom Niederrhein vor laufenden Kameras. Sekunden später, nach der Wiederholung der Bilder, korrigierte er sportlich fair seine Aussage. "Oh, den kann man doch geben. Es tut mir leid für den Schiedsrichter, da habe ich wohl falsch reagiert." Ter Stegen rannte beim zweiten Pfiff des Unparteiischen Tobias Welz raus in Richtung Schiedsrichterassistent, der mit seiner Fahne die zweite Handberührung Dominguez' anzeigte.

Doch soweit hätte es gar nicht kommen dürfen, wenn es nach Xhaka und Stranzl geht. Die Situation hätte vorher anders entschieden werden müssen. "Wir haben uns etwas darüber aufgeregt, weil man schon vorher eine Situation außerhalb des Strafraums hätte abpfeifen können oder müssen", erklärte der Nebenmann von Dominguez und sprach von einer "Kann-Entscheidung". Das habe man ihnen "in der Schiedsrichterbelehrung erzählt". Xhaka plädierte eher für eine "auf-gar-keinen-Fall"-Entscheidung: "Ich bin mir einhundert Prozent sicher, dass der erste Elfmeter gar keiner war", so der Schweizer: "Ich bekomme den Ball an die Hand, aber fünf Meter vor dem Strafraum und dann pfeift der Schiedsrichter plötzlich Handspiel Alvaro.

Eberl fährt aus der Haut

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An der Seitenlinie tobte Borussias Sportdirektor Max Eberl. Er stürmte auf den Platz, beschwerte sich beim vierten Offiziellen Daniel Siebert und trat gegen eine Werbebande. Zu viel Emotionen für Siebert, der den Manager auf die Tribüne verbannte. "Über das 3:1 können wir lange sprechen", ärgerte sich auch Gladbachs Trainer Lucien Favre. Die Regeln seien für ihn nur schwer zu interpretieren. "Die Schiedsrichter können nichts dagegen machen", nahm Favre Welz und Co. in Schutz. Die Regel sei es, die es zu klären gilt. Nach dem internen Elfmeterschießen der Bayern sei es für seine Mannschaft sehr schwer gewesen, zurückzukommen.

Trotz des Ärgers fährt Favre am Samstag mit einem guten Gefühl nach Hause. Viel Gutes habe der Schweizer von seiner Mannschaft gesehen. "Wir haben uns viele Chancen herausgespielt", freute sich der Fußballlehrer, und auch bei seinen Spielern verflog der Ärger - wenn auch erst nach Begutachtung der TV-Bilder. "Ich war bei den Schiedsrichtern und habe gesagt, dass es zwei klare Elfmeter waren", erzählte ter Stegen. Auch Xhaka war stolz auf die gezeigte Leistung: "Wir haben uns sehr gut verkauft und hatten sehr gute Möglichkeiten." Wenn man gegen Bayern München so viele Chancen habe, könne man optimistisch nach vorne schauen.

Dominguez aber wird diese Partie nicht so schnell vergessen. Eigentlich hatte sich der Spanier gewünscht, sein Nationaltrainer Vincent de Bosque würde zuschauen - bis zur 67. Minute.