Dortmund. . Der FC Bayern München kann sich derzeit über mangelnde öffentliche Aufmerksamkeit nicht beklagen: Die ersten Pressekonferenzen und Trainingseinheiten unter dem neuen Trainer wurden allesamt live übertragen, Medien und Beobachter debattieren erregt die Änderungen, die Guardiola vornehmen will. Doch die fallen laut Sportvorstand Sammer recht überschaubar aus.
Seit er Sportvorstand beim FC Bayern München ist, argumentiert Matthias Sammer bei seinen öffentlichen Auftritten gerne antizyklisch, der öffentlichen – und manchmal auch teaminternen – Meinung und Wahrnehmung entgegen. So wie im September des vergangenen Jahres, in der Anfangsphase seiner Amtszeit: Der FC Bayern hatte 2:0 gegen Werder Bremen gewonnen, den sechsten Sieg im sechsten Saisonspiel eingefahren – und Sammer gab den großen Mahner: „Lätschert“ sei der Auftritt gewesen, lasch also, ohne die nötige Galligkeit und alles in allem ziemlicher Käse.
Auch vor dem Supercup gegen Borussia Dortmund (Samstag, 20.15 Uhr/ZDF und im Live-Ticker) überraschte Sammer mit einem Statement. „Wir arbeiten sehr gut“, meinte er. „Ich kann aber nicht sagen, wie stabil wir sind, weil jeder Trainer Nuancen verändert. Und es sind auch jetzt wirklich nur Nuancen.“
„Kavaliersstart durch den Porzellanladen“
Das war schon eine überraschende Arbeit angesichts des Einstands des neuen Bayern-Trainers Pep Guardiola, dem die „Süddeutsche Zeitung“ soeben einen „Kavaliersstart durch den Porzellanladen“ attestiert hat, dessen Scherben noch gar nicht aufgelesen seien.
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Guardiola hat die mit drei Titeln im Vorjahr so erfolgreiche Mannschaft ordentlich durcheinandergewirbelt, hat von einem 4-2-3-1-System auf ein 4-1-4-1 umgestellt, damit das in der vergangenen Saison so beeindruckende defensive Mittelfeldduo Schweinsteiger/Martinez auseinandergerissen, die Verpflichtung seines Wunschspielers Thiago Alcantara durchgedrückt und alle möglichen Spieler auf den unterschiedlichsten Positionen getestet – im Finale des Telekom-Cups gegen Borussia Mönchengladbach etwa spielte Philipp Lahm im halbrechten offensiven Mittelfeld.
Ganz mochte auch Sammer diese Veränderungen nicht wegreden: „Natürlich waren wir letztes Jahr sehr erfolgreich und Pep versucht sich anzupassen“, sagte er. „Er muss aber authentisch bleiben und seine Vorstellung der Mannschaft anpassen.“ Man solle das doch aber bitte nicht überbewerten.
„Bayern ist ja nicht so schlecht drauf“
Noch sei man dabei, sich aneinander zu gewöhnen und einander verstehen zu lernen. „Ich kann aber nicht beantworten, wann die Wirkung eintritt, das ist ein Prozess.“ Ähnlich hatten sich am Wochenende beim Telekom-Cup die Spieler geäußert: Man habe noch viel Arbeit vor sich und müsse noch vieles besser verstehen – nach Spielen, die 4:0 (gegen den Hamburger SV) und 5:1 (gegen Borussia Mönchengladbach) dauerten. Und so fragte sich mancher Beobachter, was denn erst kommen solle, wenn die Bayern ihre Topform erreichen und die Spiele 90 Minuten dauern.
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Dortmunds Mats Hummels allerdings nahm die beängstigende Frühform der Bayern zumindest äußerlich unbeeindruckt zur Kenntnis: „Bayern ist ja nicht so schlecht drauf“, sagte er. „Aber wir wollen sie in unserem Stadion vor unseren Zuschauern schlagen, das will doch jeder Verein und jeder Spieler.´
Doch das dürfte, Nuancen hin oder her, auch in diesem Jahr nicht ganz einfach werden.