Riva del Garda. . Bayern Münchens neuer Trainer überrascht mit der Forderung, Barcelonas Talent Thiago Alcantara für 18 Millionen Euro zu holen. Zugleich enststeht der Eindruck, als habe Bayern Mario Götze vom BVB nicht auf Wunsch Guardiolas verpflichtet.

Zum Ende des neuntägigen Trainingslagers des FC Bayern am Gardasee hat Pep Guardiola mehrfach gescherzt, jedenfalls klang das so. In Wahrheit verpackte der neue Trainer der Münchner seine ernsten Anliegen wohl nur in charmante Wendungen. Das macht es doch gleich viel sympathischer, und der 42 Jahre alte Katalane ist auch ein Profi darin, freundlich aufzutreten, aber seine Ziele mit Bestimmtheit zu verfolgen.

Die auch von seinen Profis angestoßene Debatte um die Spielidee der variablen Offensive und Defensive war so ein Beispiel. Sein System, sagte Guardiola also nonchalant, sei doch „sehr einfach“: „Rennen, rennen, rennen. Mit dem Ball greifen elf Spieler an, ohne verteidigen elf Spieler.“ Ähnlich äußerte er sich zum Thema Franck Ribery, dem kleinen Scherzkeks. Ob dieser sich schon getraut habe, ihn zu necken? „Das kann er machen. So lange er rennt, rennt, rennt, habe ich damit kein Problem“, sagte der Trainer. Er lächelte jeweils vergnügt ins Publikum im Kongresszentrum von Riva del Garda.

„Thiago oder nix“

Am Donnerstag hat Guardiola wieder einmal sein Talent als Menschenfänger vorgeführt, und das galt auch für das Thema des Tages und die hübsch verpackten Überraschungen, die der Spanier dabei bereithielt. Das aus seiner Heimat vermeldete Interesse an Thiago Alcantara, 22, Kapitän der spanischen U 21 und als hoch veranlagter Mittelfeldspieler des FC Barcelona bekannt, bestätigte der Trainer ohne Umschweife. „Ja, ich glaube, wir brauchen Thiago.“

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In Gesprächen mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer habe er gesagt: „Thiago oder nix!“ Mario Götze, ließ er durchklingen, sei „super, super“ – und der Wunschspieler des Vereins gewesen. Alcantara, das wurde mehr als deutlich, ist seiner. 18 Millionen Euro soll die festgeschriebene Ablöse betragen, die Einnahmen aus dem Transfer vom Mario Gomez zum AC Florenz könnten also nahezu eins zu eins an Barcelona weitergereicht werden. Für eine Verpflichtung von Angreifer Robert Lewandowski von Borussia Dortmund sieht Guardiola dagegen offenbar keine zwingende Notwendigkeit. Das sei eine Frage für die Bosse, sagte er.

Den Konkurrenzkampf sieht der Trainer nicht als Problem

Die Zwischentöne waren es auch, die bei Guardiolas Fazit zum Trainingslager aufhorchen ließen. „Ich glaube, wir sind ein bisschen besser als vor einer Woche. Ich bin zufrieden“, sagte er, wenngleich er den Test gegen Brescia Calcio als „weniger super“ einstufte. Insgesamt habe die Mannschaft einen „Schritt nach vorne“ vollzogen. Das ändert aber nichts an seiner Einschätzung, dass er den Schlüssel zum Erfolg offenbar außerhalb des Kaders sieht, bei Alcantara, seinem ehemaligen Spieler aus Barcelonas Reserve

Dass sich der Konkurrenzkampf durch Alcantaras Verpflichtung noch verschärfen würde, sieht Guardiola nicht als Problem an. Zumal er den defensiven Mittelfeldspieler Javier Martinez offenbar in der Innenverteidigung einsetzen will. Ohnehin könnten seine Spieler ja so ziemlich alles spielen. Bastian Schweinsteiger zum Beispiel defensives Mittelfeld oder auf der Zehn, Xherdan Shaqiri Außenstürmer oder Außenverteidiger, und Mario Mandzukic „vielleicht Verteidiger“, wegen seines guten Kopfballspiels. Letzteres war mal wieder ein kleiner, netter Scherz.

Guardiola ist sich sicher: "Alles wird gut"

Bayern, sagte Guardiola noch allgemein, „hat an meine Tür geklopft, nicht wegen der Vergangenheit“. Er klang, bei allen sprachlichen Unschärfen, wie: dafür, dass ich meine Ideen einbringe und die Zukunft gestalte, nicht dafür, dass ich die Vergangenheit verwalte.

Guardiola verfolgt seine Anliegen sehr zielstrebig und vielleicht vehementer, als den Münchnern lieb ist. Die Überzeugung von sich und seinen Ideen ließ sich auch seiner Saisonprognose entnehmen: „Ich bin mir sicher: Alles wird gut.“ Jedenfalls mittelfristig, fügte er an. Und: „Aber ich bin mir auch sicher: Am Anfang wird es nicht einfach.“

Guardiola brachte damit zum Ausdruck: Ich weiß genau, was ich will, und ich erwarte den nötigen Rückhalt. Wie lässt sich das am besten freundlich verpacken? Guardiola bemühte noch einmal einen kleinen Scherz: „Ich weiß, ich bin hier, um manchmal zu gewinnen.“