Wolfsburg. . Mit zwei späten Toren stellte Borussia Dortmunds Mittelfeldmann Marco Reus den 3:3-Endstand beim VfL Wolfsburg her. Doch eigentlich war er in der übrigen zeit kaum zu sehen gewesen. Er rettete den Punkt und sprach hinterher von einer „Warnung zur rechten Zeit“. rechtzeitig vor dem Finale der Champions League gegen Bayern München, in dem Reus auftrumpfen könnte - wie schon so oft in der Königsklasse.

Marco Reus ist niemand, der sich in dem Geschäft Fußball-Bundesliga für besonders wichtig hält. Deshalb vermutlich spricht er für gewöhnlich so leise, dass seine Worte beinahe aus nächster Nähe kaum zu hören sind. „London war nicht in unseren Köpfen“, sagt der Profi von Borussia Dortmund nach dem 3:3 beim VfL Wolfsburg. Es klingt, als müsse er sich rechtfertigen, als hätte das nahende Finale der Champions League gegen den FC Bayern München in Englands Hauptstadt die schwarz-gelben Sinne ein wenig vernebelt, die Beine ein wenig erschwert.

Aber irgendetwas muss es gewesen sein, dass die Borussen an diesem Tag so abwesend wirken lässt. Auch und gerade Marco Reus, der seine Leistung mit zwei späten Treffern zum Endstand aufhübscht, während im Rest der Zeit Borussia Dortmund zwar bemüht, aber schwer limitiert wirkt gegen einen agilen, forschen Gegner. Es ist ein Spiel, das in diese erste Saison von Marco Reus in Dortmund passt. Im Guten wie im Schlechten.

Aus dem Bewusstsein

Über erstaunlich lange Phasen kann sich der Mann mit den auffällig blond gefärbten Haaren unsichtbar machen. Er verschwindet aus dem Bewusstsein des Betrachters, manchmal sogar über 90 Minuten. Er ist nicht das prägende Element des Dortmunder Spiels, aber gleichzeitig eine seiner gefährlichsten Waffen.

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Seine atemraubend schnellen Soli, seine Freistöße und vor allem seine erstaunliche Abgebrühtheit vor dem Tor machen ihn zu einem unverzichtbaren, aber auch wankelmütigen Teil der Dortmunder Mannschaft. Denn: Trifft er nicht, beschränkt sich sein Beitrag zum Gelingen einer Mission manches Mal lediglich auf ein Mindestmaß. So wie in Wolfsburg. Bis kurz vor Schluss, als sich ihm zwei Chancen bieten, die er eiskalt nutzt.

Da geht noch mehr

Mit der Empfehlung von 18 Toren und elf Vorlagen aus dem vergangenen Jahr war Reus im Sommer nach Dortmund gewechselt. Seine Zahlen in dieser Saison: 14 und neun. Beachtlich. Hinter Frankfurts Alexander Meier ist Reus der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Liga. Und dennoch hat man bei diesem jungen Mann das Gefühl, dass da noch mehr geht, mehr gehen muss.

So wie in der Champions League. Auf der großen internationalen Bühne hat er sich deutlich weniger Pausen genommen, hat er auch in Spielen ohne eigenen Treffer deutlich konstanter Leistung abgeliefert. Marco Reus scheint ein junger Mann zu sein, den erst das Höchstmaß an Forderung fordert.

„Vielleicht“, sagt er leise, „vielleicht war es der richtige Zeitpunkt für diese Warnung.“ Hier in Wolfsburg, zwei Wochen vor London.