Wolfsburg. Das Spiel war eigentlich schon entschieden: 1:3 lag der BVB beim VfL Wolfsburg zurück. Doch die Dortmudner kamen noch einmal zurück und schafften dank zweier Treffer von Marco Reus noch ein 3:3-Unentschieden. Für Wolfsburg traf ausgerechnet der frühere Dortmunder Perisic doppelt.
Jürgen Klopp wirkt erstaunlich ruhig, während die letzten Minuten der ersten Halbzeit herunterticken. Dabei gefällt ihm nicht, was er sieht. „Es geht darum, in den Rhythmus finden beziehungsweise im Rhythmus zu bleiben“, hatte er seine Mannschaft vor dem tabellarisch unbedeutenden vorletzten Bundesligaspiel dieser Saison beim VfL Wolfsburg wissen lassen, um zu verhindern, dass sich alles nur noch um das Champions-League-Finale in zwei Wochen dreht. Was Klopp sieht ist weder Rhythmus, noch Spiel- oder Einsatzfreude. Zumindest nicht bei seiner Mannschaft.
Der BVB-Trainer entfernt aus seiner bestmöglichen Anfangself sowohl Mittelfeldmann Jakub Blaszczykowski als auch Innenverteidiger Neven Subotic und ersetzt sie durch Kevin Großkreutz und Felipe Santana, Ilkay Gündogan übernimmt de Position hinter der einzigen Spitze Robert Lewandowski. Und zunächst läuft alles nach Plan. Mal wieder geht Borussia Dortmund früh in Führung. Eine gefühlvolle Hereingabe von Nuri Sahin drückt Sven Bender in der fünften Minute über die Linie. Erstes Saisontor, drittes Bundesligator für den Mann, dessen Kerngebiet sonst die Torverteidigung ist.
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Doch danach geht so gut wie nichts mehr im schwarz-gelben Fußball-Ensemble. Nach einem Angriff über die rechte Seite sprintet Ivica Olic Santana davon und spitzelt den Ball auf Ivan Perisic, den früheren Dortmunder, der aus zwei Metern Entfernung nur noch einzuschieben braucht. Das 1:1 in der 14. Minute. Neun Minuten später kommt wieder Perisic an den Ball und trifft aus 25 Metern. Sein Schuss wird noch unhaltbar abgefälscht.
Gute Ideen blieben lange eine Seltenheit
Dortmund schläft, Wolfsburg ist hellwach. Eine Ecke von Ricardo Rodriguez landet vor den Füßen von Naldo, der den Ball aus acht Metern ins Tor drischt. 1:3 aus der Sicht des BVB, drei Tore innerhalb von zwölf Minuten. Wolfsburg reicht eine durchschnittliche Leistung, um einfallslose und höchst fehlerhafte Dortmunder zu dominieren. Und der VfL hat sogar noch mehr Chancen zu Toren: eine verunglückte Kopfball-Abwehr setzt Santana an den Pfosten des eigenen Tores (38.), Olic schiebt den Ball freistehend knapp am Tor vorbei (42.). Klopp sieht es mürrisch, aber ohne größere äußere Reaktion mit an. In der Halbzeitpause reagiert er.
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Für Sven Bender schickt er Stürmer Julian Schieber aufs Feld, Blaszczykowski übernimmt für Kevin Großkreutz. Das Ziel: mehr Offensive und Wiedergutmachung für eine erstaunliche teilnahmslose erste Hälfte. Doch gut Ideen bleiben überall auf dem Feld eine Seltenheit. Sie fehlen im offensiven Mittelfeld, wo jetzt Lewandowski spielt, sie fehlen im zentralen Spielaufbau, wo sich nun Gündogan und Nuri Sahin versuchen. Mehr als ein abgeblockter Schuss von Lewandowski (48.) und Schuss von Schieber, der knapp auf Pfosten vorbeisaust (58.), springt für den BVB zum Start in die zweite Hälfte nicht heraus. Die besser Chance hat Wolfsburg, doch der spielfreudige Olic verzieht freistehend aus acht Metern (54.).
BVB wird für höheres Risiko belohnt
In der letzten halben Stunde ist es ein Spiel, in dem die Borussia nach und nach das Risiko erhöht, um doch noch den Anschlusstreffer zu erzielen. Dafür wird sie spät belohnt. Nach langer Zeit des Stocherns und ertraglosen Anrennens, köpft Mats Hummels einen Freistoß von Marco Reus neben das Tor (81.). Es ist das Signal zur Schlussoffensive, in der Marco Reus zum entscheidenden Mann wird – unterstützt vom VfL Wolfsburg. Genauer: von Torwart Diego Benaglio. Lang ist der Steilpass, den Gündogan auf Reus schlägt, aber Benaglio zieht sich zurück, statt den Ball aufzunehmen. Der Dortmunder ist zur Stelle und lupft den Ball gekonnt ins Tor (83.).
Auf der Gegenseite hat erneut Olic die Chance zur Entscheidung, doch sein Schuss, das Ende eines Konters, rauscht weit über das Tor. So ist es Reus, der zwei Minuten vor dem Ende den letzten Treffer des Tages erzielt. In rasendem Tempo umkurvt er die VfL-Deckung und schmettert den Ball unter die Latte des Tores. 3:3. Der Schlusspunkt. Und an der Seitenlinie zersägt Jürgen Klopp mit seinen Armen in gewohnter Manier vor Freude die Luft.