Düsseldorf. Ein Tor geschossen, eine Vorlage gemacht – Nuri Sahin lieferte gegen Fortuna Düsseldorf ein gutes Spiel ab. Gegen Real Madrid aber wird er vermutlich wieder auf der Bank sitzen – im defensiven Mittelfeld von Borussia Dortmund haben derzeit andere Spieler die Nase vorne.
Es war nicht einfach ein Tor, es war ein Kunstwerk: Gute 30 Meter vor dem Tor kam der Ball von der Seite angerollt, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Und Nuri Sahin nahm Maß, schoss, nicht mit Gewalt, sondern mit viel Gefühl, über den zu weit vor seinem Tor stehenden Torhüter Fabian Giefer genau in den Winkel. „Ich habe gar nicht gesehen, dass der Torwart so weit vorne stand“, räumte der Torschütze später ein. „Aber ich wollte den dahin haben. Ein bisschen schießen kann ich ja auch.“
„Ein bisschen schießen kann ich ja auch“
Es war der Dosenöffner in einem Spiel, in dem sich der BVB lange schwer getan hatte gegen eine zwar kampfstarke, aber spielerisch äußerst biedere Fortuna aus Düsseldorf und am Ende nur knapp mit 2:1 gewann. Nach dem Spiel war zwar viel die Rede von den Dortmunder Jungspunden, die Jürgen Klopps Maximalrotation in die Startelf gespült hatte, doch es war der Mittelfeldspieler Sahin, der der Partie seinen Stempel aufgedrückt hatte. Mit seinem Tor zum 1:0, mit seiner Vorlage zum 2:0, mit vielen klugen Pässen – Sahin war der Chef auf dem Platz, spielte zwar nicht berauschend, aber mehr als ordentlich (DerWesten-Note 2).
Und auch nach dem Spiel präsentierte er sich als Anführer, lobte die Jungen Spieler und ihren Auftritt. „Der eine oder andere verdient eine vernünftige Note“, sagte er. „Wir zum Beispiel der Olli Kirch, der heute in meinen Augen ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht hat.“ Das entsprach zwar nicht unbedingt der Wahrheit, passte aber ins Bild des Anführers.
Und dennoch hatte der Samstagnachmittag auch eine betrübliche Note für Sahin: Er war zwar der Anführer, das aber in einer Partie, die zwar Topspiel hieß, in der Realität aber nicht viel damit zu tun hatte. Die waren Topspiele finden beim BVB in der Woche statt, vergangenen Mittwoch die rauschhafte Gala gegen Real Madrid (4:1), am kommenden Dienstag das Rückspiel in Madrid. Und in diesen Spielen sitzt Nuri Sahin auf der Bank.
Die waren Topspiele finden beim BVB in der Woche statt
Seinen Platz als Lenker des Spiels nimmt dann Ilkay Gündogan ein, der Trainer Jürgen Klopp derzeit wenig Grund gibt, ihn draußen zu lassen – es sei denn, er soll geschont werden. Und daneben stellt Klopp in der Champions League lieber einen defensiveren Abräumer wie Sven Bender oder Sebastian Kehl. Das defensive Mittelfeld ist beim BVB von allen Mannschaftsteilen am stärksten besetzt, vier erstklassige Spieler kämpfen um zwei Positionen. Für Sahin bleiben Spiele wie gegen Fortuna Düsseldorf.
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Die Mannschaftskameraden auf der Bank bewiesen ein gutes Gespür für die nicht ganz einfache Situation des Mittelfeldspielers und feierten sein 1:0 überschwänglich. „Dass die Bank und der Trainer sich so extrem gefreut haben, tut gut“, sagte Sahin. „Das zeigt, dass wir ein verschworener Haufen sind.“ Viel lieber, das ist aber auch klar, würde er eine solche Szene in einem echten Topspiel erleben.