Hamburg. Deutschlands Fußball-Meister Borussia Dortmund hat nach 31 Ligaspielen ohne Niederlage in Folge erstmals wieder verloren. Der BVB unterlag ausgerechnet beim kriselnden Hamburger SV 2:3 (0:1). Fußball-Wahnsinn in Hamburg.

Die unglaubliche Erfolgsserie von Borussia Dortmund ist beendet. Nach 31 Bundesligaspielen in Folge ohne Niederlage erwischte es den Deutschen Meister und Pokalsieger bei der spektakulären 2:3 (0:1)-Niederlage beim Hamburger SV. Ausgerechnet dem Hamburger SV.

Als das Spiel begann, gingen die Fans. Zumindest die in Schwarz und Gelb. Seit Wochen hatte der harte Kern der Anhänger einen Boykott dieses Spiels organisiert, um gegen steigende Eintrittspreise in den Stadien zu protestieren. Doch so konzentriert wie gewünscht verlief die Protest-Aktion nicht: Einige Hundert verschwanden aus dem Block, viele andere blieben. Und die bekamen eine erste Halbzeit zu sehen, in der ihre Dortmunder Mannschaft scheinbar auch protestierte – gegen den schönen und erfolgreichen Fußball der Marke BVB.

Nach nur 100 Sekunden sorgte der HSV für den ersten Schock

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Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hatte seine Mannschaft im Vergleich zum Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Ajax Amsterdam auf zwei Positionen verändert: Für Jakub Blaszczykowski rückte Ivan Perisic auf die Position im rechten Mittelfeld, Moritz Leitner übernahm die Schaltstelle im zentralen Mittelfeld vom erkrankten Ilkay Gündogan. Und ehe sich die neu formierte Truppe versah, hatte sie einen Haufen Probleme zu bewältigen.

Denn der Hamburger SV war offensichtlich angetreten, um seinem eigenen Bundesliga-Rekord von 36 ungeschlagenen Spielen in Serie Geleitschutz in die Zukunft zu verschaffen. Auf 31 Spiele summierte sich die Dortmunder Erfolgsserie bis zum Spiel beim HSV. Und schon nach 100 Sekunden geriet sie in beträchtliche Gefahr. Nach einem Konter tauchte Rafael van der Vaart bei seiner Heimpremiere frei auf der linken Seite auf, seine Flanke köpfte Heung Min Son aus sechs Metern ins Dortmunder Tor. Der Glaube des in dieser Saison noch sieglosen HSV, gegen den Meister und Pokalsieger etwas reißen zu können, wuchs explosionsartig an.

BVB und HSV boten Wahnsinnsviertelstunde in Halbzeit zwei

Neues, ungeahntes Selbstvertrauen, das Hamburg mindestens in der ersten Halbzeit nicht zur besseren, aber zur begeisterungsfähigeren Mannschaft machte. Auf der anderen Seite krankte das Spiel an unglaublich vielen Fehlern im Spielaufbau. Die wohl beste Dortmunder Chance der ersten 45 Minuten resultierte daher aus einer verunglückten Kopfballabwehr von Michael Mancienne, die HSV-Torwart Rene Adler über die Latte lenkte (12. Minute).

Doch auf eine eher maue erste Halbzeit folgte eine turbulente zweite. 25 Sekunden waren nach Wiederanpfiff gespielt, da jubelte der BVB erstmals. Ivan Perisic hatte flanken wollen, der verunglückte Versuch senkte sich hinter Rene Adler ins Hamburger Tor. Ausgleich. Aufbruch. Mitnichten. Denn die Mannschaft von Thorsten Fink schlug zurück. Van der Vaart hatte wieder die Idee, seinen Steilpass erlief Ivo Ilisevic und drosch ihn auf die kurze Ecke, in der Roman Weidenfeller nicht Herr der Lage war (55.). Dortmund taumelte. Und produzierte weiter Fehler. Einen Fehlpass von Mats Hummels fing Heung Min Son im Mittelfeld ab, ein Solo und einen Haken später, schlenzte er den Ball aus 20 Metern ins Tor (59.). Hamburg ein Tollhaus, der BVB wütend. Nächster Angriff, nächstes Tor: Leitner auf Lukasz Piszczek, der auf Perisic. 2:3 nach 60 Minuten. Eine Wahnsinnsviertelstunde.

BVB vergab hochkarätige Chancen zum Ausgleich

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Nun wurde es ein Krimi. Die Borussia drängte auf den Ausgleich. Der eingewechselte Jakub Blaszczykowski tauchte frei vor Adler auf, doch scheiterte kläglich (65.), einen geschmeidigen Perisic-Freistoß fischte Adler aus dem Winkel (67.), einen Kopfball von Neven Subotic kratzte ein Hamburger von der Linie (71.), Julian Schieber verstolperte seine Chance frei vor dem Hamburger Tor (78.) und scheiterte bereits in der Nachspielzeit erneut an Adler, ehe Robert Lewandowski frei vor dem Tor auch die letzte Chance vergab. Schlusspunkt eines aufregenden Nachmittags. Und in Hamburg kannte der Jubel keine Grenzen.