Essen. Am Dienstag feierten der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund noch Siege in der Champions League - am Samstag wurden sie in der Bundesliga auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der BVB bleibt dennoch Mitfavorit, für Schalke ist es noch ein langer Weg. Ein Kommentar.
Es sollte der Lackmustest werden für den FC Schalke. Das Duell gegen die Bayern sollte Aufschluss geben, wie groß die Lücke noch ist zwischen dem ewigen Branchenprimus und den Schalkern, die sich nach dem souveränen 2:1-Erfolg beim Champions-League-Auftakt in Piräus auf dem Weg wähnten, langsam aufzuschließen zu den derzeitigen Führungskräften aus München und Dortmund. Ein Zeichen wollten die Königsblauen setzen, das Signal vermitteln, dass mit ihnen in näherer Zukunft zu rechnen sein wird.
Die Bilanz nach den 90 Minuten in der Arena aber fiel dann doch wieder trist aus. 0:2 stand es nach 90 Minuten, und nach gutem Beginn folgte eine ernüchternde 2. Halbzeit, welche die Diagnose untermauerte, dass es noch ein weiter, weiter Weg ist bis an die nationale Spitze.
Bayern am Ende fast wie im Trainingsspiel
Zu souverän, zu überlegen, zu ungefährdet agierten die Münchner, die innerhalb von fünf Minuten, quasi mit einem kurzen Tritt aufs Gaspedal, die Partie entschieden und sich nachfolgend daran versuchten, einen Weltrekord in aufeinanderfolgenden Balkontakten aufzustellen. Es waren schmerzliche, quälende Momente in der Arena, als sich die Bayern ab Minute 70 einem Trainingsspiel gleich die Bälle zupassten, ohne dass ein Schalker auch nur annähernd eine Chance auf die Balleroberung besaß. Am Ende fehlte den Schalkern von allem ein bisschen. Ein wenig Reife, eine Portion Galligkeit, eine Prise Abgezocktheit und, ja, alles in allem, ein erhebliches Quäntchen Qualität.
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Das ist, auch das gehört zur Wahrheit, nicht weiter tragisch, da sich die Bayern in anderen Sphären bewegen; nur manche königsblauen Blütenträume zerstoben an diesem Samstagnachmittag relativ unvermittelt.
Erste Niederlage nach 31 Spielen für den BVB
Eine fast schon vergessene, schmerzhafte Erfahrung musste auch Borussia Dortmund an diesem Samstag verkraften. Das 2:3 beim Hamburger SV war die erste Niederlage im nationalen Liga-Geschäft nach 31 erfolgreich gestalteten Partien zuvor. Fast ein Jahr, eine Spielzeit lang war der BVB nicht mehr als Verlierer vom Felde gegangen; nun ist der von Statistik-Fetischisten angepeilte Ewig-Rekord ohne Niederlage (36 Spiele des HSV 1982/1983) perdu, aber vor allem die wachsende Aura der Unbesiegbarkeit. Der BVB ist verwundbar; an seiner Rolle als Mitfavorit auf den Titel ändert das freilich nichts.
Und während der Champions-League-Dienstag noch ein festlicher Abend für das Revier war, egal ob in Königsblau oder in Schwarzgelb gewandet, war dieser Samstag eine verhunzte Alltagserfahrung. Das Gute daran: So wenig Zeit alle hatten, sich am erfolgreichen Auftakt in der Königsklasse zu berauschen, so wenig Zeit bleibt nun, sich in lang anhaltender Schwarzmalerei zu ergehen. Bereits am Dienstag startet die Bundesliga in den nächsten Spieltag – für den BVB (in Frankfurt) und den FC Schalke (gegen Mainz) bedeutet es vor allem die schnelle Chance auf Wiedergutmachung. Es gibt schlechtere Perspektiven.