Dortmund. Es rumort beim BVB nach zwei bitteren Pleiten innerhalb einer Woche. Gegen Union Berlin droht der Verlust von Platz zwei. Terzic schlägt Alarm.

Man würde ihm diese Geschichte sogar abkaufen. Auch in schwierigen Zeiten behält Edin Terzic ja sein verschmitztes Lächeln bei, gibt sich bodenständig. Nicht nur deshalb genießt er bei den Fans und den Entscheidungsträgern im Klub hohe Anerkennung. Aber dass der 40 Jahre alte Trainer von Borussia Dortmund „am Trainingsgelände alle umarmt, Blumen verteilt und Pralinen verschenkt“ – dem sei nicht so, betonte Terzic am Freitag.

BVB: In der letzten Woche lief einiges schief

Mit fehlender Freundlichkeit hat dies freilich nichts zu tun, viel mehr wollte Terzic mit dieser Metapher betonen, dass es in gewissen Situationen zu seiner Pflicht als Verantwortlicher gehört, Dinge, die ihm nicht passen, beim Namen zu nennen, „Wir gehen offen und ehrlich miteinander um“, sagte er. „Genauso haben wir das übrigens auch gemacht, als wir viele Spiele am Stück gewonnen haben.“

Das ist noch gar nicht so lange – es fühlt sich jedoch an, als liege jene Serie, die die Dortmunder aus dem Mittelfeld an die Spitze der Tabelle katapultierte, eine Ewigkeit zurück. Denn in der zurückliegenden Woche ist einiges schiefgelaufen beim Klub, der vor sieben Tagen damit geliebäugelt hatte, im Frühsommer mit zwei Pokalen um den Borsigplatz fahren zu können.

BVB: Arbeitsverweigerung in Leipzig

Dann jedoch patzte Torwart Gregor Kobel in München. Dortmund erholte sich vom frühen Schock nicht mehr, bemühte sich zwar noch, doch musste Platz eins den Bayern überlassen. Am Mittwoch erlebte der BVB im DFB-Pokal-Viertelfinale ein Debakel. Das 0:2 bei RB Leipzig glich einer Arbeitsverweigerung: Nur eine mickrige Torchance erspielte sich die Mannschaft. In der Nachspielzeit. Nur 38 Prozent der Zweikämpfe schloss der BVB als Sieger ab. 122 Kilometer liefen seine Profis zwar, diese jedoch meist hinter den überlegenen Sachsen her, die nach Belieben vors Dortmunder Tor kamen. Zwei Niederlagen in Serie sind per se keine Krise, die Art und Weise aber, wie sich der Vizemeister in zwei entscheidenden Partien präsentiert hat, schockierte.

„Es war ein katastrophaler Auftritt, dabei bleibe ich. Es fühlt sich nicht gut an“, gestand Terzic. „Wir kriegen von allen Seite auf die Fresse – berechtigterweise.“

Kommentar: BVB: Pleite gegen Union Berlin hätte für Dortmund spürbare Folgen

Kinnhaken, von denen sich die Borussia schnell erholen muss, wenn nicht das Mindestziel, die Qualifikation für die Champions League, gefährdet sein soll. An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) reist Union Berlin ins Ruhrgebiet. Im Windschatten der beiden Großen aus München und Dortmund haben sich die Defensivliebhaber aus Köpenick ebenso an der Tabellenspitze eingenistet. Zwei Punkte fehlen Union zum BVB, vier auf die Bayern. „Es wäre auch nach zwei Siegen ein extrem wichtiges Spiel gewesen“, so Terzic. „Wir müssen ein ganz anderes Gesicht zeigen.“

Enttäuschung: Emre Can hat mit dem BVB zwei wichtige Spiele innerhalb einer Woche verloren.
Enttäuschung: Emre Can hat mit dem BVB zwei wichtige Spiele innerhalb einer Woche verloren. © firo

Terzic, der am Mittwochabend im ehemaligen Leipziger Zentralstadion noch niedergeschlagen wirkte, gab sich am Freitag schon wieder kämpferisch; er nahm sich, sein Trainerteam und die Profis in die Pflicht. „Wir müssen weniger reden, mehr zeigen. In dieser engen Taktung geht es darum, analytisch damit umzugehen, sehr scharf, sehr hart, sehr kritisch miteinander zu sein, das Ego beiseite zu schieben – unabhängig von Namen.“

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Was das konkret bedeutet? Ballverluste reduzieren, technische Fehler abstellen, das Zentrum stärken – und Räume bespielen, die der Gegner anbietet. Das ist so etwas wie die Paradedisziplin von Angreifer Karim Adeyemi, der nach einer Gelbsperre zurückkehrt. Ob Mittelstürmer Sebastien Haller nach einer Knieverletzung wieder mitwirken kann, „steht ein bisschen auf der Kippe“, so Terzic.

BVB immer noch mit guten Titelchancen

Nahezu absurd an Borussia Dortmunds Situation bleibt ja, dass die Bayern im April noch nicht ihren typischen 15-Punkte-Vorsprung herausgespielt haben, die Meisterschaft – auch wenn die Stimmung bei BVB gerade etwas anderes vermittelt – im Bereich des Möglichen liegt. „Die Ausgangslage bleibt gut, sie hätte nur besser sein können“, sagte Terzic. „Wir haben immer noch die Chance, eine großartige Geschichte zu schreiben. Wir haben gezeigt, dass wir acht Siege am Stück schaffen können. Das wird die Aufgabe sein, die morgen startet.“ Dann könnte es im Mai mehr als Blumen und Pralinen geben.