Leipzig. Borussia Dortmunds Coach stellt sich in der Öffentlichkeit stets vor die Mannschaft. Nach der Pleite in Leipzig ist das anders.

Nein, seinen Optimismus hatte Edin Terzic noch nicht verloren, als er am späten Mittwochabend auf dem Pressepodium des Leipziger Stadion saß. Seine Mannschaft hatte gerade einen katastrophalen Aufritt hingelegt, das 0:2 (0:1) im DFB-Pokal-Viertelfinale war angesichts der Überlegenheit von RB Leipzig gar noch schmeichelhaft für Borussia Dortmund. Es war ein fürchterlicher Abend für den BVB, der die beste Chance auf einen Titel in dieser Saison auf indiskutable Weise verspielte.

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Doch Trainer Terzic richtete seinen Blick nach vorne: „Wir haben gezeigt, dass wir bereit sind, aus Fehlern zu lernen, dass wir bereit sind, füreinander da zu sein und aufzustehen“, meinte der 40-Jährige. „Dafür ist am Samstag eine richtig gute Möglichkeit.“ Eine, die Dortmund auch dringend nutzen muss, wenn Union Berlin mit dem Vorhaben ins Ruhrgebiet reist, im Rennen um die Champions-League-Plätze an der Borussia vorbeizuziehen.

BVB: Terzic wirkte nach dem Debakel in Leipzig beinahe entsetzt

Auch wenn Terzic stets vor Zuversicht strotzt, fiel es ihm am Mittwoch sichtlich schwer, diese zu vermitteln. „Es war ein scheiß Abend grundsätzlich“, klagte der BVB-Coach zuvor. Kaum ein anderer Bundesliga-Trainer strahlt so viel Gelassenheit aus wie der gebürtige Sauerländer, auch das 2:4 bei Bayern München und den damit einhergehenden Verlust der Tabellenführung nahm Terzic noch gefasst zur Kenntnis - diesmal aber wirkte er beinahe entsetzt. Vor den TV-Mikrofonen gab der Sauerländer zuvor schon einen Einblick in seine Gefühlswelt: „extrem enttäuscht“, „richtig sauer“, „angepisst“.

Leipzigs Timo Werner (l) erzielt den Treffer zum 1:0 gegen Dortmunds Torhüter Gregor Kobel (vorne).
Leipzigs Timo Werner (l) erzielt den Treffer zum 1:0 gegen Dortmunds Torhüter Gregor Kobel (vorne). © Jan Woitas/dpa

Es war vor allem die Art und Weise, die ihm beim Auftritt seiner Mannschaft missfiel. „Bereitschaft, Intensität und Härte“ hätten gerade in der ersten Halbzeit gefehlt, die Grundtugenden also. Sein Team habe sich gewundert, dass es Zweikämpfe gegeben habe, schimpfte Terzic mit einem Hauch Zynismus. Für ihn selbst war es die erste Niederlage überhaupt in diesem Wettbewerb. 2021 hatte er mit dem BVB als Interimstrainer gegen Leipzig den Pokal gewonnen.

Dem Vizemeister fehlte es anders als im Endspiel vor zwei Jahren an allen Ecken und Enden. „Wenn man im Passspiel sich nicht den Ball zuspielt, sondern einfach Bomben verteilt und den Mitspieler alleine lässt. Daraus müssen wir lernen, dass man nicht vier Ballkontakte braucht, um eine Entscheidung zu treffen.“

BVB-Trainer Terzic: Von der Meisterschaft zu sprechen, wäre vermessen

Eine Brandrede war das zwar nicht, doch für seine Verhältnisse wurde der BVB-Trainer ziemlich deutlich. Normalerweise lautetet seine Devise ja, Dinge, die ihn ärgern, intern zu besprechen, sich in der Öffentlichkeit mit aller Macht vor seine Mannschaft zu stellen. Insofern kam Terzics Auftritt einem kleinen Tabubruch gleich.

Der BVB hat das Pokal-Halbfinale verpasst.
Der BVB hat das Pokal-Halbfinale verpasst. © Jan Woitas/dpa

Was das nun für den Rest der Saison bedeutet? Zwei Punkte sind es in der Tabelle zu Bayern München. „Wir wissen um unsere Position in der Bundesliga“, stellte Terzic klar, wurde zum Thema Meisterschaft aber deutlich: „Wenn sich die Leistungen ansieht, wäre es schon vermessen darüber zu sprechen. Wir müssen das erst einmal von der Leistung her geraderücken.“ Am Samstag bietet sich dafür die erste Chance.

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