Dortmund. Marco Reus’ Vertrag bei Borussia Dortmund läuft im Sommer aus. Zahlen sprechen für eine Verlängerung mit dem Kapitän – noch.
Es ist bereits die elfte Saison, die Marco Reus das Dortmunder Trikot trägt. Für die einen bleibt er ein bedeutsamer Faktor, andere meinen, dass langsam die Zeit gekommen sein müsste, um sich von der langjährigen Führungspersönlichkeit zu trennen. Grund genug also, einmal in die Statistik zu schauen, welchen Einfluss der 33-Jährige noch nimmt auf das Spiel seiner Borussia.
Marco Reus ist für den BVB weiter wichtig
Und so viel vorweg: Reus ist weiterhin wichtig, auch wenn seine Werte langsam abnehmen.
Eigentlich müsste einer wie Marco Reus ja ein unumstrittener Liebling sein; in Dortmund wurde er geboren, in Dortmund trat er zum ersten Mal vor den Ball, nach einem Umweg kehrte er 2012 zum wichtigsten Verein seiner Heimatstadt zurück. Bei Borussia Dortmund hat er die meiste Zeit seiner Karriere erlebt. Reus zählt zu den begnadetsten Fußballern seiner Generation – und doch begleiten ihn Zweifel.
Das liegt daran, dass er es bislang nicht geschafft hat, einmal mit der Meisterschale um den Borsigplatz zu fahren. Es liegt an seiner Ausstrahlung, bei Rückschlägen wirkt es oft so, als wäre Reus mehr mit sich selbst beschäftigt, anstatt als Kapitän seine Mitspieler mitzureißen.
BVB oben punktgleich mit Bayern
Nun aber ist der BVB durch eine Siegesserie mitten in den Titelkampf gesprungen, die Borussia steht punktgleich mit dem FC Bayern oben in der Tabelle. Am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) kommt der Tabellenvierte RB Leipzig ins Dortmunder Stadion, bestehen die Schwarz-Gelben auch dieses Spitzenspiel, dann wird der Traum vom Gewinn der Deutschen Meisterschaft immer konkreter.
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Marco Reus erhält so die im Winter noch unerwartete Möglichkeit, seine Karriere zu vollenden. Ausgerechnet in der Saison, in der immer noch nicht klar ist, ob es seine letzte in Dortmund sein wird. Der Vertrag des Nationalspielers endet im Sommer, der Kapitän möchte bleiben, der Klub möchte verlängern. Nur zu welchen Konditionen? Sportdirektor Sebastian Kehl verfolgt das Ziel, Verträge künftig deutlich leistungsbezogener zu gestalten. Reus verdient am meisten im Kader (12 Millionen Euro im Jahr) und allzu viel wolle er sich einschränken, hört man aus seinem Umfeld.
Weniger ins BVB-Spiel eingebunden
Zumindest belegen die Daten, dass er weiterhin in der Lage ist, seiner Mannschaft zu helfen. Der Datendienst Createfootball hat sich für diese Redaktion genauer mit den vergangenen beiden Spielzeiten und der aktuellen Saison des Offensivspielers auseinandergesetzt. Immer noch liegt er mit einem Schnitt von 0,49 Scorerpunkten, diese setzen sich zusammen aus Toren und Vorlagen, über dem Bundesligaschnitt für offensive Mittelfeldspieler von 0.41. In 14 Spielen hat er drei Tore erzielt, fünf vorbereitet. Am vergangenen Samstag war es sein Freistoß, durch den der entscheidende Treffer von Julian Brandt bei der TSG Hoffenheim entstand.
Interessant ist, dass Marco Reus im Vergleich zur Saison 2020/21 deutlich weniger ins Dortmunder Spiel eingebunden ist, er hat weniger Ballkontakte im gegnerischen Sechzehner, gibt weniger Schüsse ab, bereitet weniger Schüsse vor. Seine durchschnittliche Laufleistung ist gegenüber der vergangenen Spielzeit von 10,71 auf 8.25 Kilometer geschrumpft. Dafür beteiligt sich 1,80 Meter großer Fußballer deutlich häufiger an der Defensivarbeit.
BVB-Kapitän Marco Reus schafft weiterhin 32 km/h
Ein Rückgang seiner Top-Geschwindigkeit lässt sich trotz seines fortgeschrittenen Alters nicht verzeichnen, sie bewegt sich weiterhin bei rund 32 Stundenkilometern. Zum Vergleich: Karim Adeyemi (21) kommt auf fast 37 km/h. Die Schnelligkeit gehört zu den Schwächen von Marco Reus, genauso wie seine Intensität, sein Kopfballspiel, seine Flanken. Diese Makel gleicht er häufig aus durch sein Spielverständnis, seine Technik, seine Laufwege, seine Effizienz.
Nur wie lange sich der alternde Führungsspieler noch auf diesem Niveau bewegen kann, bleibt unbeantwortet. Ein Jahr? Zwei Jahre? Einen langfristigen Vertrag wollen ihm die Verantwortlichen nicht mehr zur Unterschrift vorlegen. Reus verfügt über viele Stärken, über einige Schwächen, seine körperliche Verfassung wird weiter abnehmen. Aber: Einen Besseren müsste Borussia Dortmund erst mal finden.