Sinsheim. Der BVB steht mindestens für eine Nacht an der Tabellenspitze. In Sinsheim kam viel zusammen, was die Mannschaft derzeit erfolgreich sein lässt.
Edin Terzic stand alleine auf dem Rasen und hörte zu, wie aus dem schwarz-gelben Fanblock ein Lied ertönte, das den Traum ausdrückte, der immer konkreter wird. „Wer wird Deutscher Meister, BVB Borussia“, sangen die Dortmunderinnen und Dortmunder; vor ihnen hüpften die Spieler in die Luft, die sich vor der Tribüne an den Armen eingehakt hatten, um den 1:0-Erfolg bei der TSG Hoffenheim zu feiern.
Es war ein Spiel, in dem viel zusammenkam, was die Borussia derzeit so erfolgreich sein lässt. Überzeugung, Leidenschaft, starke Standardsituationen, ein herausragender Torhüter Gregor Kobel, ein bemerkenswerter Julian Brandt, aber auch Glück (vor allem bei einer Schiedsrichterentscheidung). So springt der Klub aus dem Ruhrgebiet zumindest für eine Nacht an die Tabellenspitze, drei Punkte beträgt der Vorsprung auf den FC Bayern und Union Berlin, die am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) in München aufeinandertreffen.
BVB-Trainer Terzic: Bleiben demütig
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Als die meisten Fans das Stadion bereits verlassen hatten, saß Edin Terzic am Samstagabend im Medienraum des Hoffenheimer Stadion und beantwortete die Frage, die ein Tabellenführer nun mal gestellt bekommt. Nämlich die, ob der BVB jetzt Meister werden könne. „Nicht nur die Fans, sondern jeder Mensch sollte träumen“, sagte Terzic. „Weder ich noch die Mannschaft werden jedoch für das Träumen bezahlt. Wir bleiben demütig.“ Aber: „Wir werden niemandem auf dieser Welt verbieten, zu träumen.“
Träumen, das können sie in Dortmund aufgrund von sieben gewonnenen Bundesligaspielen in Serie. In Sinsheim traf Julian Brandt nach einem Freistoß von Marco Reus mit dem Rücken (43.), weil einem so etwas gelingt, wenn gerade alles läuft. „Das ist eine sehr starke Momentaufnahme“, meinte Brandt. „Wir haben das Glück ein wenig strapaziert, in der Vergangenheit haben wir solche Spiele aber auch oft verloren.“
Brandts Rücken sorgt für verdiente Führung
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Dortmund startete gegen den Tabellenfünfzehnten in einem 4-1-4-System. Jamie Bynoe-Gittens ersetzte den verletzten und zuletzt so starken Karim Adeyemi (Muskelfaserriss), Sebastien Haller begann im Sturm. Nach und nach dominierte der Favorit in der ersten Halbzeit. Haller scheiterte zweimal an Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann (33./34.), auch Verteidiger Nico Schlotterbeck (41.) hätte treffen können. Brandts Rücken sorgte schließlich für die verdiente Führung.
Bloß kippte nun das Spiel, die TSG wurde mutiger, gefährlicher. „In der zweiten Halbzeit haben wir sehr leidenschaftlich verteidigt, es war hart umkämpft“, sagte Terzic. Mehrfach musste sich Torhüter Gregor Kobel strecken, mehrfach ließ der BVB aussichtsreiche Kontermöglichkeiten aus. Ein sehenswertes Tor von Marius Wolf wurde aberkannt, weil Nico Schlotterbeck bei der Entstehung ein Foul begangenen hatte (56.).
Foul von Dortmunds Emre Can?
Der größte Aufreger ereignete sich aber bereits einige Minuten zuvor. Emre Can hatte Kevin Akpoguma am Fuß berührt, der Hoffenheimer fiel auf den nassen Rasen. Schiedsrichter Martin Petersen pfiff Freistoß, Videoassistent Daniel Schlager machte ihn allerdings darauf aufmerksam, dass Can seinen Gegenspieler innerhalb des Dortmunder Sechzehnmeterraums touchiert hatte. Elfmeter? Petersen studierte die Szene auf dem Monitor am Spielfeldrand und entschied auf, ja wirklich, Schiedsrichterball, weil ihm Cans Berührung nicht mehr für ein Foul ausreichte. Ungewöhnlich. Aber auch richtig?
„Wenn man sich die Szene anschaut, sieht man, dass es einen Kontakt gibt, aber man muss fairerweise sagen, dass Akpoguma weiter um den Ball kämpft, weil er selbst merkt, dass es nicht reicht“, sagte Edin Terzic. „Es war die richtige Entscheidung, und es war mutig vom Schiedsrichter.“ Das konnte man so einordnen, die Hoffenheimer beurteilten die Aktion jedoch anders. „Ich kann es nicht nachvollziehen“, meinte Trainer Pellegrino Matarazzo. „Er hat ihn getroffen, ich verstehe das nicht, da brauche ich noch eine gewisse Aufklärung.“
BVB am Freitag gegen RB Leipzig
Am Ergebnis änderte die Diskussion natürlich nichts, an der schwarz-gelben Euphorie ebenfalls nicht. Am kommenden Freitag empfängt Borussia Dortmund nun RB Leipzig und kann in diesem Spitzenspiel die bemerkenswerte Siegesserie ausbauen. „Dieser Lauf tut uns sehr, sehr gut“, erklärte Torhüter Gregor Kobel. „Wir sind ganz oben, worum es da geht, ist ja klar. Wir spielen um die Meisterschaft mit.“
Das klang dann schon nach einer kleinen Titelansage.