Dortmund. Oliver Kahn verhält sich wie Uli Hoeneß, die Bayern sind alarmiert. Und der BVB schöpft neue Hoffnung. Ein Kommentar zum Bundesliga-Topspiel.

Dieser Wutanfall von Oliver Kahn direkt nach dem Ausgleichstreffer des Dortmunders Anthony Modeste in der Nachspielzeit des Bundesliga-Topspiels war herrlich authentisch. Schreiend ließ sich der Vorstands-Chef des FC Bayern nach hinten in seinen Sitz fallen, danach schlug er mit beiden Händen auf die Querstange vor ihm. Schon als Torwart wollte er immer gewinnen, sein extremer Ehrgeiz trieb ihn auch zu absurden Überreaktionen. Aber: Es ist diese Gewinnermentalität, die den gesamten Verein seit Jahrzehnten kennzeichnet. Oliver Kahn gab sich in bester Uli-Hoeneß-Tradition.

Kahn lenkt vom FC Bayern ab und attackiert Schiedsrichter Aytekin

Auch am Sonntag noch. Als Kahn bei Twitter Schiedsrichter Deniz Aytekin zum Sündenbock machte, weil der Jude Bellingham nicht vom Platz gestellt hatte, entsprach das ganz der alten Hoeneß-Taktik: Bei Misserfolgen vom FC Bayern ablenken, gerne in Richtung Schiedsrichter, damit innere Geschlossenheit entsteht. Wenn das passiert, weiß man: Es brodelt in München.

Denn auch Kahn erkennt ja, dass die Probleme hausgemacht sind. Fairerweise muss auch erwähnt werden, dass er vor seiner Attacke gegen Aytekin bereits getwittert hatte: „Wir haben uns dieses Remis selbst zuzuschreiben, denn wir hätten das Spiel früher entscheiden können oder eben konsequenter verteidigen müssen.“ So ist es, Trainer Julian Nagelsmann sollte auf der Hut sein. Wenn die Bayern einen 2:0-Vorsprung aus der Hand geben, sind sie alarmiert. Sie haben von den letzten sechs Bundesligaspielen nur eins gewonnen, vor ihnen stehen Union Berlin und der SC Freiburg. Und ganz sicher haben sie Borussia Dortmund im Blick. Deshalb tat ihnen dieses 2:2 in allerletzter Minute ganz schön weh.

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BVB-Trainer Terzic hat großen Anteil am umjubelten Ausgleichstor

Die Dortmunder hingegen könnten durch dieses Erlebnis einen Schub bekommen haben. Es ist zu früh, sie als Titelanwärter zu nominieren, man kennt ja ihre Anfälligkeit für Rückschläge. Aber dass sie jetzt von Edin Terzic trainiert werden, gibt Hoffnung. Er treibt sie an und zeigt mit all seinen Emotionen, dass er der Richtige für diesen Klub ist. Das ekstatisch umjubelte Tor hat nicht nur der zuvor vielgescholtene Modeste erzwungen. Sondern vor allem auch der Trainer, der seinen Glauben an Modeste nie verlor.