Dortmund. . Der BVB empfängt den FC Bayern. Die Trainer Marco Rose und Julian Nagelsmann erleben ihr erstes Spiel der Spiele. Wie gehen sie damit um?

Sollte Julian Nagelsmann am Samstag für einen kurzen Moment Zeit haben, die Gedanken kreisen zu lassen, dann kann er sich ausmalen, wie sein Leben hätte verlaufen können. Vor einigen Jahren verfolgte Borussia Dortmund den Plan, den aufstrebenden Trainer für sich zu gewinnen. Beide Seiten näherten sich an, erwärmten sich letztlich aber nicht füreinander. Und so reist Nagelsmann jetzt mit dem FC Bayern nach Dortmund, um dort auf der Gästebank das Spiel der Spiele (18.30 Uhr/Sky und live in unserem Ticker) in der Bundesliga zu verfolgen. Während nicht weit von ihm entfernt Marco Rose die Dortmunder Profis dirigiert.

Marco Rose und Julian Nagelsmann: Ähnliche Idee, andere Umsetzung

Beide, Nagelsmann (34) und Rose (45), erleben das Liga-Topspiel zwischen den beiden mächtigsten Vereinen in Deutschland zum ersten Mal von der Seitenlinie aus. Beide sind mit großen Hoffnungen gestartet, beide kämpfen mit Schwierigkeiten. Für beide haben die 90 Minuten deswegen einen enormen Einfluss darauf, wie ihre bisherige Arbeite beurteilt wird. Die Begegnung des Ersten (Bayern) gegen den Zweiten (BVB) wird daher auch zu einem Duell der beiden Trainer, die einen ähnlichen Fußballansatz verfolgen und doch unterschiedlich an dieses Projekt herangehen.

Erling Haaland (links) mit BVB-Trainer Marco Rose.
Erling Haaland (links) mit BVB-Trainer Marco Rose. © firo

Sprung in den Oktober dieses Jahres, damals berichtete Nagelsmann, dass er sich vorstellen könne, in Zukunft über eine Audio-Verbindung mit seinen Spielern verbunden zu sein. Kommandos könnten so schneller übermittelt werden, meinte der Bayern-Trainer. Rose hingegen hielt nicht viel von diesem Vorschlag. Seine Spieler müssten ihre eigenen Entscheidungen treffen, sie bräuchten gewisse Freiheiten, sagte er. Ihn hätte es als Spieler genervt, wenn er seinen Trainer dauernd reden gehört hätte. „Ich hätte ihm vermutlich gesagt, er solle doch mal die Klappe halten.“

Nun versucht Marco Rose natürlich, Einfluss auf das Geschehen zu nehmen, setzt dabei allerdings mehr auf Eigenverantwortung. Nagelsmann hingegen begleitet teilweise jede Aktion seiner Spieler, was gerade bei den Geisterspielen zu vernehmen war, als er Anweisungen über den Rasen quietschte.

Im Grundsatz wollen beide Ähnliches, einen Fußball, der mitreißt, der den Gegner erdrückt. Die Bayern haben diesen in dieser Spielzeit bereits gezeigt – etwa beim 5:1-Erfolg über Bayer Leverkusen. Gleichzeitig mischen sich unter die beeindruckenden Auftritte ungewohnte Rückschläge, die ungläubiges Staunen hervorrufen. Im DFB-Pokal erlebte der Rekordmeister sogar ein historisches 0:5-Debakel bei Borussia Mönchengladbach.

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Corona lähmt den FC Bayern - auch beim BVB?

Dem Ansehen von Julian Nagelsmann hat dies nicht geschadet. Weil er gegen Gladbach aufgrund einer Corona-Erkrankung fehlte und generell große Anstrengungen unternehmen musste, mit den Folgen der Pandemie umzugehen. Der ungeimpfte Joshua Kimmich, vielleicht der wichtigste Akteur im Kader, fehlt schon seit Wochen. Erst harrte der Nationalspieler in Quarantäne aus, mittlerweile ist er an Corona erkrankt. Nagelsmann gelang der Spagat, einerseits fürs Impfen zu werben, andererseits Kimmich in Schutz zu nehmen.

Julian Nagelsmann, Trainer des FC Bayern.
Julian Nagelsmann, Trainer des FC Bayern. © firo

Auch Marco Rose ist es bislang in der Regel gelungen, den richtigen Ton zu treffen. Seit dem Start muss er sich durch die Saison schlängeln, immer wieder fehlen verletzte Spieler. Trotzdem stimmt die Punktzahl in der Liga. Im DFB-Pokal könnte aufgrund des Bayern-Ausscheidens die Titelverteidigung gelingen. Alles im Rahmen, wäre nicht die Champions-League-Gruppenphase vermasselt worden, im nächsten Jahr geht es in der Europa League weiter. Dieser Rückschlag kratzt an der Startbilanz. „Ich habe großes Vertrauen in Marco Rose“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Donnerstag auf der Aktionärsversammlung. Doch sollten weitere Misserfolge folgen, würden die Rufe nach Ex-Trainer Edin Terzic, der derzeit als Technischer Direktor arbeitet, schnell lauter dröhnen.

Er erlebe Marco Rose fokussiert, erklärt Lizenzspielerchef Sebastian Kehl dieser Redaktion, „mit einer Menge Energie und Klarheit. Er ist heiß darauf, wie wir alle, am Samstagabend Tabellenführer zu sein.“ Julian Nagelsmann wird etwas dagegen haben.

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