Lissabon. Das Aus in der Champions League ist ein schmerzhafter Rückschlag für Dortmund. Trainer Rose steht nicht zur Debatte – noch.

Es liegt keine angenehme Nacht hinter Michael Zorc, das ist dem Sportdirektor von Borussia Dortmund deutlich anzumerken, als er am Donnerstag um 9.47 Uhr Ortszeit die Sicherheitskontrolle am Flughafen Humberto Delgado in Lissabon passiert. Die 1:3 (0:2)-Niederlage bei Sporting Lissabon am Vorabend nagt an Zorc, mehr noch aber die damit verbundenen Folgen: Einen Spieltag vor Ende der Gruppenphase ist Platz zwei außer Reichweite, erstmals seit der Saison 2017/18 verpasst Dortmund das Champions-League-Achtelfinale und rutscht ab in die ungeliebte Europa League.

Zorc: Das tut momentan nur weh"

„Das ist ein bittererer Moment für uns, wir sind in der Champions League gescheitert“, sagt Zorc. „Insbesondere nachdem wir die ersten beiden Gruppenspiele gewonnen hatten, ist das einfach schwach und tut momentan nur weh.“

Und es steigert den Schmerz nur noch, dass die Niederlage so unnötig zustande gekommen ist. „Sporting fragt sich heute noch, wie sie das erste Tor schießen konnten“, hadert Zorc. „Wir helfen mit dabei, verteidigen zu schlecht, machen zu viele individuelle Fehler, die uns in Rückstand bringen.“ Beim 0:1 durch Pedro Goncalves patzte Nico Schulz (30.), beim zweiten Tor des Portugiesen sah die gesamte Hintermannschaft schlecht aus (39.). Und den Elfmeter der zum 0:3 durch Pedro Porro führte (81.), verschuldete Dan-Axel Zagadou auf stümperhafte Weise, nachdem sich Emre Can eine vollkommen unnötige Rote Karte abgeholt hatte (74.). Das 1:3 durch Malen (90.+3) kam viel zu spät.

Gefälliges Spiel, wenig Torgefahr

Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr machte der BVB aus viel Ballbesitz (66 Prozent) und gefälligem Spiel zwischen den Strafräumen viel zu wenig Torgefahr. „Tore macht im gegnerischen Sechzehner und verhindert sie im eigenen – und da war Sporting besser“, erklärte Trainer Marco Rose kurz und knapp. Er vermisste Konsequenz und Kompromisslosigkeit in den entscheidenden Szenen.

Natürlich half es nicht, dass der unverzichtbare Torjäger Erling Haaland fehlte, und außerdem Thorgan Hazard, Giovanni Reyna und Mats Hummels – und dass Raphael Guerreiro beim Aufwärmen Muskelprobleme verspürte, weshalb der unglückselige Schulz kurzfristig in die Startelf rutschte. „Natürlich ist das alles ein Grund, trotzdem müssen wir am Ende die Gruppe überstehen“, sagt Zorc. Gegen Sporting, Ajax Amsterdam und Besiktas Istanbul auszuscheiden, allesamt nicht in den Topligen Europas vertreten, passt nicht zum Dortmunder Selbstverständnis. „Alle, die gestern auf dem Platz waren, haben den Anspruch sich gegen Sporting Lissabon durchzusetzen“, meint Zorc.

Ein gravierender Rückschlag für den BVB

Die Folgen sind gravierend: „Es ist nicht nur finanziell, sondern auch sportlich und vom Image her ein Rückschlag, das müssen wir ganz klar einräumen“, konstatiert Zorc. Zehn Millionen Euro hätte es an Prämien für den Einzug ins Achtelfinale gegeben, die hätte man in Corona-Zeiten sehr gut gebrauchen können. „Da musst du in der Europa League sehr weit kommen, um das zu kompensieren.“

Als der BVB im Herbst 2017 zuletzt das Achtelfinale verpasste, war der damalige Trainer Peter Bosz kurz darauf gefeuert. Aktuell wird in der Chefetage keine Trainerdiskussion geführt. Dass Rose wegen der Europameisterschaft im Sommer kaum eine vernünftige Vorbereitung mit der Mannschaft hatte, dass er nie mit dem kompletten Kader arbeiten konnte, entschuldigt zwar nicht alles, aber erklärt doch vieles. Warum man konstant so viele Verletzte hat, wird zwar durchaus kritisch hinterfragt – grundsätzliche Zweifel am Trainer aber leiten sich daraus nicht ab.

Sorge vor der Dynamik weiterer Rückschläge

Die Bosse wissen aber auch, dass weitere Rückschläge in den kommenden Spielen beim VfL Wolfsburg und gegen Bayern München eine gefährliche Dynamik erzeugen würden. Mit welcher Verfassung die Mannschaft in diese Spiele geht, vermag Zorc am Donnerstag noch nicht zu sagen. „Jetzt stehen die nächsten Aufgaben vor der Tür, die alles andere als einfach sind – dann werden wir sehen“, meint er. Der Donnerstag ist nicht der Tag für Kampfansagen. „Jetzt fliegen wir erstmal nach Hause und lecken unsere Wunden“, sagt Zorc noch, und macht sich auf den Weg zum Flieger, der den BVB nach Dortmund bringen soll – einer ungewissen Zukunft entgegen.