Dortmund. Borussia Dortmund steckt in einem Formtief und gefährdet seine Ziele. BVB-Trainer Edin Terzic ging mit der Mannschaft hart ins Gericht.

Edin Terzic wirkte ratlos. Als Borussia Dortmunds Trainer nach der 1:2 (0:1)-Niederlage bei Bayer Leverkusen über die zurückliegenden 90 Minuten sprach, war ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Seine Mannschaft hatte ihn nämlich am Dienstagabend im Stich gelassen.

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Seit Wochen versucht der 38-Jährige sein Möglichstes, um den BVB zum Erfolg zu führen. „Kämpfen und Siegen“ machte er in Anlehnung an einen bekannten Fan-Gesang zu seinem Leitspruch. Was in der Theorie nicht sehr kompliziert klingt, konnten die Profis in Schwarz-Gelb zuletzt allerdings nicht mit Leben füllen. Sie standen sich selbst im Weg. Es fehlte den zweifellos hochbegabten Dortmundern mal wieder an der nötigen Leidenschaft, die Terzic Woche für Woche an der Seitenlinie vorlebt.

BVB-Trainer Terzic: "Wir haben uns zu wenig gewehrt"

Dortmunds Trainer nervte das sichtlich. So sehr, dass er erstmals seit seiner Beförderung zum Cheftrainer Mitte Dezember hart mit seiner Mannschaft ins Gericht ging – und die Mentalität der Profis kritisierte. „Qualität ist ein Produkt aus Talent und Mentalität“, sagte er und analysierte schonungslos, dass sich sein Team am Dienstagabend „zu sehr auf das Talent“ verlassen habe. „Wir haben uns zu wenig gewehrt.“

Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic.
Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic. © firo

Eine donnernde Schelte für sein hochbezahltes Personal, das sich zunehmend als Mysterium erweist, da es ja noch beim 3:1-Sieg im Topspiel bei RB Leipzig jene verlangten Eigenschaften gezeigt hatte. Speziell mit der Reaktion auf den Leverkusener Führungstreffer durch Moussa Diaby (14.) war Terzic „gar nicht einverstanden“. Die Körpersprache seiner Mannschaft war ihm zu negativ. So zeigte sich der BVB vor der Halbzeitpause rund 30 Minuten lang völlig von der Rolle. Wichtige Zweikämpfe wurden reihenweise verloren, etliche Torchancen zugelassen. Gut und gerne hätte die Werkself zur Pause höher führen können als nur mit 1:0. „Wir haben einfach akzeptiert, was da passiert ist“, sagte Terzic fast ungläubig.

BVB-Trainer Edin Terzic mag es schnell und schnörkellos

Es mag die Dortmunder Verantwortlichen ein wenig trösten, dass die Spieler nach dem Seitenwechsel eine ordentliche Reaktion auf die schwache erste Halbzeit zeigten, besser im Spiel waren und durch Julian Brandt zum 1:1-Ausgleich (67.) kamen. Nur wenig später hatten Jadon Sancho und Brandt sogar noch Gelegenheiten zu weiteren Toren. „Wir hätten in Führung gehen können“, erklärte Terzic. Doch es fehlte an der Zielstrebigkeit. „Wir wollten den Ball ins Tor tragen“, sagte der 38-Jährige dann wieder verbittert. „Wir werden es nicht akzeptieren, dass wir versuchen, den Ball immer noch mal quer zu spielen, um ein unglaublich schönes Tor zu schießen mit 48 Stationen.“

Bayer Leverkusens Florian Wirtz (Nummer 27) bei seinem Treffer zum 2:1 gegen den BVB. Torwart Roman Bürki ist ohne Chance.
Bayer Leverkusens Florian Wirtz (Nummer 27) bei seinem Treffer zum 2:1 gegen den BVB. Torwart Roman Bürki ist ohne Chance. © getty Images

Dortmunds Trainer mag es einfach und schnörkellos. Er will sehen, dass seine so spielstarken Offensivspieler den Ball auch „einfach mal volles Pfund ins Tor jagen“, wie er sagt. Womöglich so wie es Bayer-Mittelfeldmann Florian Wirtz bei seinem 2:1-Siegtreffer gemacht hat (80.). Nach Ballgewinn und schnellem Umschaltspiel hielt der 17-Jährige von der Strafraumgrenze drauf und ließ Torwart Roman Bürki keine Chance. Es war nur eine von unzähligen Kontergelegenheiten der Leverkusener. „Insgesamt haben wir bestimmt 20 solcher Möglichkeiten zugelassen“, ärgerte sich Marco Reus. „Und das in einem Auswärtsspiel, schon sehr bitter.“

Selbst die Champions League ist für den BVB in Gefahr

Da die Tabellenspitze durch die Niederlage im Rheinland für Dortmund in weite Ferne gerückt ist, fiel das Hinrundenfazit des Kapitäns ernüchternd aus. Nach 17 Spielen steht der BVB bei lediglich 29 Punkten. „Wir müssen in der Rückrunde unbedingt mehr Punkte holen“, sagte der 31-Jährige. „Sonst laufen wir Gefahr, unsere Saisonziele zu verpassen.“ Denn selbst die Qualifikation für die Champions League ist längst nicht mehr sicher. Statt mit dem FC Bayern um die Meisterschaft zu kämpfen, muss die Borussia nun aufpassen, am Saisonende nicht hinter dem VfL Wolfsburg, Union Berlin oder Eintracht Frankfurt zu landen.

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Nur auf dem Platz können die BVB-Stars ihrem Trainer die richtige Reaktion zeigen. Ein wichtiger Schritt zum Minimalziel ist sogar schon am Freitag (20.30 Uhr/ZDF und Dazn) möglich und vonnöten, wenn die Dortmunder bei Borussia Mönchengladbach in die Rückrunde starten. Es ist das zweite schwierige Auswärtsspiel in einer Woche, doch der volle Terminkalender ist den Dortmundern in diesem Fall vielleicht sogar ganz recht: So bleibt nicht viel Zeit, die Hinrunde öffentlich aufzudröseln. Die Analyse kann beim BVB nämlich nicht schmeichelhaft ausfallen.