Leipzig. Der BVB spielt die beste Halbzeit seit langer Zeit - und siegt im Top-Spiel bei RB Leipzig verdient mit 3:1. Erling Haaland trifft doppelt.

Dieses Grinsen hatten sie schmerzlich vermisst bei Borussia Dortmund: Erling Haaland strahlte über das ganze Gesicht – und er hatte auch allen Grund dazu: Beim 3:1 (0:0)-Sieg bei RB Leipzig hatte er das erste Tor eingeleitet, und die beiden anderen selbst geschossen – und so im zweiten Spiel nach seiner Verletzungspause wesentlich dafür gesorgt, dass der BVB mit dem Sieg beim Tabellenzweiten einen gewaltigen Schritt aus der Krise machte.

Es war zu sehen, was sich der BVB vorgenommen hatte, vom Anpfiff weg liefen die Dortmunder die Leipziger aggressiv an, hofften auf Ballgewinne und schnelle Konter. Leipzig dagegen war um Ballbesitz bemüht – verkehrte Welt also in diesem Spitzenspiel, in dem es so oft genau umgekehrt gewesen war.

Der Leipziger Ansatz aber erwies sich bald als der Überlegene, immer weiter drückten die Gastgeber die Gäste in deren Hälfte. Von Dortmunder Pressing war bald nicht mehr viel zu sehen. Nach der Anfangsviertelstunde kam Leipzig auf 66 Prozent Ballbesitz – auch weil der BVB nur zwei Drittel seiner Pässe an den Mann brachte – eine geradezu desaströse Quote für die sonst so ballsicheren Dortmunder natürlich auch der starken Leipziger Abwehrarbeit geschuldet war.

Die RB-Abwehr stand lange sicher

Neun Gegentore erst hatte RB in den ersten 14 Ligaspielen kassiert, halb so viel wie die Dortmunder – und im direkten Duell zeigte sich, warum: Haaland wurde vom Abwehrhünen Dayot Upamecano im ersten Durchgang komplett abgemeldet, auch Jadon Sancho, Giovanni Reyna und Marco Reus kamen kaum zur Geltung.

Allerdings: Hochkarätige Chancen konnten sich auch die Leipziger nicht herausspielen, weil ihnen meist der letzte Pass misslang und Abwehrchef Mats Hummels immer wieder entscheidend klärte. Yussuf Poulsens Kopfball-Bogenlampe war der erste Torschuss, der Roman Bürki aber keinerlei Probleme bereitete (24.). Auch nicht viel gefährlicher war Daniel Olmos Distanzschuss mit der Innenseite, der deutlich zu hoch angesetzt war (41.). Das aber war immer noch deutlich mehr, als der BVB zu bieten hatte: Eine abgefangene Flanke von Reus (43.) und null Torschüsse – das war der gesamte Offensiv-Ertrag zur Pause.

Die Dortmunder feiern Jadon Sancho für sein Tor gegen RB Leipzig.
Die Dortmunder feiern Jadon Sancho für sein Tor gegen RB Leipzig. © AFP

Und das war nicht die einzige schlechte Nachricht aus Sicht des BVB: Axel Witsel verletzte sich ohne Beteiligung eines Gegenspielers und musste beim Verlassen des Platzes von Betreuern gestützt werden – es kam Emre Can (30.).

Der BVB drehte nach der Pause auf

Der zweite Durchgang brachte dann endlich den ersten Dortmunder Torschuss: Reyna eroberte den Ball, durchmaß schnellen Schrittes das gesamte Feld und bediente Reus, der aus spitzem Winkel an Torhüter Peter Gulacsi scheiterte (49.). Den anschließenden Eckball köpfte Can über das Tor (50.).

Und plötzlich war sie tatsächlich da, die Dortmunder Führung: Haaland war mal auf die rechte Seite ausgewichen, setzte sich dort mit aller Wucht durch. Seine Hereingabe leitete Reus per Hacke weiter auf Sancho, und der erzielte freistehend sein zweites Saisontor (55.). Es war eine schmeichelhafte Führung – aber eine mit Folgen. Die Schwarz-Gelben waren nun deutlich besser im Spiel: Haalands Schuss nach Sanchos Vorarbeit wurde geblockt (58.), sein nächster Versuch wurde von Gulacsi an die Latte gelenkt (65.).

Zumindest nach Aluminiumtreffern glich Leipzig schnell aus: Olmo drehte Raphael Guerreiro im Strafraum ein, sein Schuss aber klatschte an den Innenpfosten (67.). Dortmund war an diesem Tag einfach präziser: Nach einer herrlichen Kombination flankte Sancho, in der Mitte sprang Haaland am höchsten und köpfte ein (71.).

Das Spiel war komplett gekippt, der BVB spielte die beste Halbzeit seit langer Zeit, hatte den Tabellenzweiten fast komplett im Griff, ließ den Ball flüssig laufen und hielt RB meist weit vom eigenen Tor entfernt. Und dann steckte Reus noch einmal durch, umkurvte Haaland Gulacsi und schob zum 3:0 ein (84.). Auf der Gegenseite gelang Alexander Sörloth immerhin nochd er späte Erentreffer (90.), der aber nichts mehr änderte. Es war ein am Ende zu hoher, aufgrund der zweiten Halbzeit aber verdienter Sieg – der den BVB auf drei Punkte an Leipzig und auf fünf an Spitzenreiter Bayern München heranbringt. Die schon verspielt geglaubte Meisterschaft ist plötzlich wieder in Reichweite.

Der Ticker zum Nachlesen:

Leipzig - BVB 1:3