Dortmund. Am Saisonende endet die Ära Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund, das ist seit Mittwoch klar. Bis dahin mahnt der BVB-Trainer zu Konzentration.
Der Mann in der schwarz-gelben Jacke verliert nicht viele Worte. "Scheiße", sagt der Mitarbeiter von Borussia Dortmund. "Wie soll die Stimmung sonst sein?" Es ist Tag eins, nachdem Trainer Jürgen Klopp seinen Abschied zum Saisonende verkündet hat, noch aber ist der Trainer im und am Stadion omnipräsent: Im Borusseum, dem vereinseigenen Museum, flimmern Bilder über die Leinwand - auffallend viele sind darunter, auf denen Klopp für einen Titelgewinn gefeiert wird. Ein Besucher trägt eine Einkaufstüte aus dem Fanshop mit der Aufschrift: "Wir sind alle ein bisschen verliebt in diesen Verein." Es ist, natürlich, ein Klopp-Zitat.
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Und um 13.30 Uhr nimmt dann der echte Mensch aus Fleisch und Blut auf dem Podium des Presseraums Platz - denn es muss ja irgendwie weitergehen. Am Samstag steht das Bundesligaspiel gegen den SC Paderborn (15.30 Uhr/im Live-Ticker) an und ein Sieg wäre wichtig, um die Ostwestfalen auf neun Punkte zu distanzieren und sich der Abstiegssorgen wohl nicht rechnerisch, aber doch mit großer Sicherheit zu entledigen.
Klopp: "Es hat keiner applaudiert"
Doch es ist eben kein normales Spiel, es ist Spiel eins des langen Endes einer Ära, die 2008 begann - und so ist auch Klopp gespannt, wie Umfeld und Spieler damit umgehen werden. "Ich habe so etwas noch nie gemacht, ich weiß doch nicht, wie es wirkt", sagt er. "Ich habe es der Mannschaft gesagt und es hat keiner applaudiert. Das ist vielleicht schon mal die beste Nachricht." Im darauffolgenden Training war dann hin und wieder spürbar, dass nicht jeder Spieler hundertprozentig bei der Sache ist, wofür der Coach Verständnis hatte. "Aber das ist vorbei, heute Mittag ist normales Training", sagt der BVB-Trainer am Donnerstagmittag.
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Normalität aber lässt sich nicht einfach verordnen. Seit 2008 trainiert Klopp den BVB. Mit der Mannschaft, die er als Mittelklasse-Team übernommen hatte, feierte er 2011 die Meisterschaft und 2012 sogar das Double aus Meisterschaft und Pokal - erstmals in der Vereinsgeschichte. Klopp und der BVB, das stand für besinnungslosen Vollgasfußball, für Pressing, Laufen und Kämpfen bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus. Gemeinsam erlebte man rauschhafte Partien wie den Last-Minute-Sieg über Malaga, das 4:1 gegen Real Madrid oder den 5:2-Sieg über den FC Bayern im Pokalfinale 2012. Aber auch große Enttäuschungen und tragische Niederlagen: das verlorene Champions-League-Finale 2013 gegen Bayern nach einem Gegentreffer ganz kurz vor Schluss, das verlorene DFB-Pokalfinale nach einem nicht gegebenen Tor von Mats Hummels - ebenfalls gegen die Münchner.
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Momente, die zusammenschweißen
Viele Stützen der Mannschaft haben all diese Momente miterlebt - das schweißt zusammen. Viele erreichten erst unter Klopp ihr höchstes Leistungsniveau. Und so war es auch für die BVB-Spieler alles Andere als ein alltäglicher Vorgang. "Danke für vier gemeinsame Jahre, Kloppo", twitterte Ilkay Gündogan. "Ich werde diese Zeit nie vergessen." Nuri Sahin schrieb auf Instagram: "Ein großartiger Mensch und überragender Trainer, mit dem ich meine Kindheitsträume erfüllen konnte, verlässt uns am Ende der Saison." Die Zeit mit Klopp und seinem Trainerteam habe ihn sowohl fußballerisch, als auch menschlich sehr geprägt, ergänzte der Mittelfeldstratege, der als einer von Klopps Lieblingsschülern gilt. "Ich werde Jürgen Klopp immer dankbar sein dafür, dass er diese Jahre möglich gemacht hat", ließ Kapitän Mats Hummels ebenfalls über Instagram wissen. "In meinen kühnsten Träumen wäre die Zeit nicht schöner gewesen. Jetzt geht es darum ihm den Abschied zu geben den er verdient hat!"
Das wäre der Gewinn des DFB-Pokals - und es wäre auch im Sinne Klopps, der sich bei der Bekanntgabe seines Abschieds gewünscht hatte, noch einmal aus gutem Grund auf einem Laster um den Borsigplatz gefahren zu werden. "Das", so meinte der Trainer am Mittwoch, "wäre ziemlich lässig."
Noch aber ist es ihm für Abschiedsgedanken zu früh: "Wir haben noch acht Spiele in der Saison", sagt er - was bei Erreichen des DFB-Pokalfinales stimmt. "Mich oder mein Trainerteam in irgendeiner Form hochleben zu lassen, wäre absolut fehl am Platz, ich bin nicht auf Abschiedstour."