Dortmund. Dass der BVB und Trainer Klopp getrennte Wege gehen, kommt nicht vollkommen überraschend. Gerade der Verein hat gute Gründe für diese Entscheidung.

Jürgen Klopp verlässt Borussia Dortmund - eine Nachricht, die vor Monaten noch undenkbar schien. Klopp und der BVB schienen wie gemacht füreinander: hier der emotionale, stolze Traditionsverein und da der ebenso emotionale Trainer, dessen auf Überfall, Kampf und viel Laufarbeit basierender Fußball perfekt zum Verein und seinen leidenschaftlichen Fans passte.

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Und doch kommt die Nachricht nicht ganz überraschend angesichts der bisherigen Katastrophensaison. Immer öfter erlebte man Klopp in den vergangenen Monaten müde, abgekämpft und - ja - ratlos. Der so charismatische Coach wirkte nach Niederlagen grau und um Jahre gealtert.

Vertrauen in Klopp schwand beim BVB stetig

Und bei den Verantwortlichen, bei BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc, hatte nicht nur die Stimmung, sondern auch das Vertrauen in den Trainer gelitten. Immer öfter war von Streitigkeiten innerhalb des BVB-Dreigestirns zu lesen.

Nach der Hinrunde hatte man sich noch zusammengerauft, hatten Klopps Verweise auf fehlende Fitness und die problematische Vorbereitung offenbar überzeugt. Doch als in der Rückrunde keine Besserung eintrat und die Mannschaft fast durchgängig unter ihren Möglichkeiten spielte, schwand das Zutrauen stetig. Andernfalls hätten die BVB-Verantwortlichen wohl auf Erfüllung des bis 2018 laufenden Vertrags gepocht - wie sie es laut Bild im April 2014 angeblich schon einmal getan hatten, als der Trainer gerne nach England gewechselt wäre.

Den Vertrag nun aufzulösen, ist die richtige Entscheidung. Für Jürgen Klopp, der so rechtzeitig abtritt, ohne dass sein Ruf irreparablen Schaden nimmt - und für den Verein.

Klopp schien keine Lösung mehr zu finden

Klopp hat sich zweifellos große Verdienste um den BVB erworben, das ist unstrittig. Er machte aus einer biederen Durchschnittsmannschaft ein Top-Team, das zwei Meisterschaften sowie den DFB-Pokal gewann und das Champions-League-Finale erreichte. Jenes Endspiel 2013 markierte den Höhepunkt seines Schaffens - und gleichzeitig den Anfang vom Ende.

Reaktionen auf Klopps Rücktritt

von Duke-Wellington

"Danke für alles Kloppo. Der beste Trainer, den dieser Verein je hatte. Ohne dich wär der BVB wahrscheinlich längst in der Versenkung verschwunden. Es waren tolle 6 Jahre, 2 Meisterschaften, Pokalsieg, CL-Finale, das hätte sich doch niemand auch nur annähernd erträumen lassen. Und ein wirklich sauberer Schnitt zum Ende. Oh Mann, da kommen einem echt ein paar Tränen. Ab morgen planen wir dann den Neuanfang mit einer neuen Mannschaft und einem neuen Trainer. Um ehrlich zu sein ist Tuchel die beste Alternative, mir fällt da auch gerade überhaupt niemand anderes ein. (...)"

von Frustpresse

"Natürlich werde ich ihm nicht böse sein… Aber ich hätte lieber einen Neuanfang in der 2.Liga mit Ihm, als in der 1.Liga ohne ihn. (...)"

von Borussenbaer53

"Ich kann Kloppos Entscheidung gut nachvollziehen. Wenn`s beim BVB so weitergelaufen wäre, hätte Klopp ein Spießrutenlaufen vor sich gehabt, da die Stimmung wohl langsam kippte. Ob allerdings Tuchel die optimale Lösung ist, bezweifel ich stark. Der BVB sollte sich ein Beispiel am FC Porto nehmen und wie früher junge, hungrige Talente verpflichten. (...)"

von laufpartner

"(...) Unmöglicher Zeitpunkt einen Abgang zu inszenieren. Selbst dann möchte er noch die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Wer wollte mit dem BVB bis 2018 den Weg gehen, etwas großes Aufbauen... wenn er nicht mehr dran glaubt, glauben die Spieler es auch nicht mehr. (...)"

von von Wattislos2015

"Kloppo hat bei Dortmund gute Arbeit geleistet und mit der Mannschaft drei Titel geholt. Das ist ihm hoch anzurechnen. Übles Nachtreten wegen einer grottigen Saison 2014/2015 halte ich für überhaupt nicht angebracht. (...)"

Alya Yul

"Einfach nur schade."

von Gladbachforever

"Ich halte Klopp für einen der besten, wenn nicht sogar den besten Trainer der Liga, aber: Nach 7 Jahren sind Abnutzungserscheinungen völlig normal, wie in der Ehe, Partnerschaft, Arbeitsplatz etc. Immerhin hat Klopp 7 Jahre ausgehalten und ich vermute, selbst wenn der BVB wieder unter die ersten 3 gekommen wäre, so wäre Klopp danach "platt" gewesen, alles nutzt sich halt ab. Klopp wird sich, wenn er gescheit ist (und das ist er ja) eine Auszeit nehmen, neu auftanken und danach wieder neu angreifen, ganz sicher. Seine Entscheidung nötigt mir Respekt ab, schade für die Dortmunder."

von Alfred Bauer

"Die richtige Entscheidung, Kloppo erreicht die Spieler nicht mehr. Taktik leicht zu durchschauen, der letzte Wille alles zu geben fehlt der Elf. Hut ab, er ist ein guter Mensch."

von Klaus Schneider

"(...) So was verlogenes. Bisher ist es in Mainz und Dortmund immer nach oben gegangen. Jetzt geht es einmal ein bisschen runter und schon gibt er auf. Ein guter Charakterzug ist das nicht."

von Andreas Steininger

"Respekt , hätte ich erst am Ende der Saison erwartet!! So kann der neue sich gut auf die neue Saison vorbereiten!!! Klasse Klopp."

1/10

In der Bundesliga war der FC Bayern München da schon außer Reichweite, in der Folge vergrößerte sich der Rückstand der selbsternannten zweiten Kraft im deutschen Fußball immer weiter. Schlimmer noch: Die Entwicklung der Mannschaft stagnierte. Klopp gelang es nicht, dem einstmals so erfolgreichen, auf Pressing und schnellem Umschalten basierenden BVB-Spiel Elemente eines funktionierenden Ballbesitzspiels beizumischen. Dass allerdings wäre dringend nötig gewesen, da immer weniger Mannschaften den Dortmundern den Gefallen taten, offensiv mitzuspielen und in ihre Konter zu laufen.

Tuchel als Klopp-Nachfolger wäre eine gute Entscheidung

In der laufenden Saison wurde dies eklatant offensichtlich: Gegen tiefstehende Gegner erzeugte der BVB wenig Gefahr, der Mannschaft fehlte es an Spielwitz und taktischer Variabilität. Dass nach der Saison ein starker neuer Impuls hermüsste, war lange klar - nun ist man beim BVB offensichtlich zur Überzeugung gelangt, diesen durch einen neuen Trainer zu setzen.

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Falls der tatsächlich Thomas Tuchel hieße, wäre dies eine gute Entscheidung. Der 41-Jährige hat bei Mainz 05 bewiesen, dass er einer Mannschaft nicht nur aggressives Pressing, sondern auch ein variables Angriffsspiel vermitteln kann. Er könnte das BVB-Spiel erfolgreich weiterentwickeln und die Mannschaft in der kommenden Saison wieder deutlich näher an die Spitze führen. Denn trotz einiger unglücklicher Einkäufe ist der BVB-Kader noch immer deutlich stärker, als es Tabellenplatz zehn aussagt.

Klopps emotionalste BVB-Momente

24. Oktober 2010

Am 9. Spieltag der Saison 2010/2011 gelingt Antonia Da Silva mit der letzten Aktion des Spiels - einem direkten Freistoß - der Ausgleich zum 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Der unerschütterliche Glauben an die eigenen Stärke, der die kommenden Erfolgsjahre einleiten sollte: In diesem Moment ist er regelrecht greifbar.

30. April 2011

Ein 2:0-Heimsieg über den 1. FC Nürnberg macht die erste von zwei Deutschen Meisterschaften unter Jürgen Klopp perfekt.

15. Mai 2011

Es folgt eine Meisterfeier in der Dortmunder Innenstadt, die jeder, der dabei, sein Lebtag nicht vergessen dürfte.

20. Dezember 2011

Mit einer Notelf kämpft sich der BVB gegen Fortuna Düsseldorf ins DFB-Pokalviertelfinale. 5:4 siegen die Borussen im Elfmeterschießen, nachdem sie nach Gelb-Rot für Patrick Owomoyela fast 90 Minuten mit einem Mann weniger auf dem Platz gestanden haben. Für Jürgen Klopp ist der Erfolg jedoch auch schmerzhaft: Er freut sich so sehr, dass er sich beim Jubeln einen Muskelfaserriss zuzieht.

21. April 2012

Nach dem Titelgewinn 2011 macht der BVB dank eines souveränen 2:0 gegen Gladbach den zweiten Titel in Folge perfekt. Ganz Dortmund bebt und Jürgen Klopp genießt die obligatorische Bierdusche.

12. Mai 2012

Ekstase in Schwarz-Gelb: Der BVB holt zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte das Double. Mit 5:2 deklassiert Klopps Team den FC Bayern. Shinji Kagawa bringt den BVB schon in der 3. Minute in Führung, Mats Hummels verlädt Neuer beim Elfmeter, Lewandowski legt nach. Klopp ist nach dem Schlusspfiff nicht mehr zu halten.

25. September 2012

Auch dafür ist Klopp berüchtigt: Im Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt hat er einen seiner berühmten Ausraster. In der Nachspielzeit stürmt er zum vierten Offiziellen und schreit ihn an. Klopp wird daraufhin aus dem Innenraum verwiesen. "Das Gesicht sah nicht gut aus", sagt er im Anschluss. Das DFB-Sportgericht verhängt eine 6000-Euro-Strafe.

9. April 2013

Der Abend geht als "Das Wunder von Dortmund" in die Vereinsgeschichte ein: Im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Malaga war der BVB eigentlich schon ausgeschieden. 1:2 lag das Team hinten, dreht das Spiel aber noch in der Nachspielzeit durch Tore von Marco Reus und Felipe Santana.

24. April 2013

Kurze Zeit später folgt der nächste Coup: Im Halbfinale der Königsklasse schießt Robert Lewandowski Real Madrid quasi im Alleingang ab. 4:1 heißt es am Ende für die Borussia, die damit mit einem Bein im Endspiel steht.

25. Mai 2013

Nicht immer sind emotionale auch schöne Momente. Im Finale der Champions League muss sich der BVB dem FC Bayern geschlagen geben. 1:2 verlieren die Borussen. Klopp ist nach Abpfiff als Tröster gefragt.

18. September 2013

Klopp'sche Ausraster, die Zweite: Im Champions-League-Spiel gegen Neapel wird Klopp nach 30 Minuten auf die Tribüne geschickt. Er hatte den vierten Offiziellen aus nächster Nähe angeschrien, gab sich hinterher aber reumütig: "Ich bin über das Ziel hinausgeschossen, das war völlig doof."

17. Mai 2014

Schmerzhaftes Déjà-vu für die Dortmunder: Arjen Robben ist der Matchwinner des FC Bayern im DFB-Pokalfinale - wie schon im Endspiel der Champions League. Ein nicht gegebener, aber regulärer Treffer von BVB-Verteidiger Mats Hummels sorgt für Gesprächsstoff.

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