Dortmund/Leverkusen. Die Rückrunden-Ziele bei Borussia Dortmund sind gesunken - jetzt geht's statt Champions League um den Klassenerhalt - und zwar ab dem ersten Spiel.
Alles auf Anfang. Nach der deprimierenden Hinserie hofft Borussia Dortmund auf einen Neustart. Gleich im ersten Spiel nach der Winterpause am Samstag (18.30 Uhr/Sky) in Leverkusen will der Tabellen-Vorletzte der Fußball-Bundesliga den Nachweis antreten, kein Abstiegskandidat zu sein. Ermutigt durch die positiven Eindrücke der Vorbereitung wähnen sich Marco Reus und Co. für die wohl schwersten Monate der jüngeren BVB-Historie gerüstet. "Ich bin angespannt wie vor einer wichtigen Prüfung", bekannte Trainer Jürgen Klopp, "wir sind in der Bringschuld."
Die Gefahr ist groß, dass die im Trainingslager zurückgewonnene Zuversicht gleich zum Rückrundenstart Schaden nimmt. Schließlich steht die Borussia beim Tabellendritten vor einer kniffligen Aufgabe. Nicht zuletzt deshalb bemühten sich alle Beteiligten, das Duell nicht zu einem wegweisenden Schlüsselspiel zu erklären. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke empfahl Geduld: "In Leverkusen kannst du nicht davon ausgehen, dass du gleich gewinnst. Das Ganze wird ohnehin eine eher zähe Veranstaltung." Auch Michael Zorc erwartet keine Blitzrettung. "Die Angelegenheit wird nicht in zwei Wochen erledigt sein", sagte der BVB-Sportdirektor dem "kicker".
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Niemand glaubt an BVB-Abstieg
Dennoch: Die Mehrheit der Bundesbürger rechnet nicht mit einem Absturz des BVB in die 2. Liga, wie eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. Auch kaum ein Ligakonkurrent mag daran glauben, dass die Borussia am Ende zum Kreis der Absteiger gehören könnte. Das zeigte eine dpa-Umfrage unter allen Vereinen. Demnach trauen die meisten Clubvertreter dem Problemfall sogar noch eine Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb zu. So orakelte Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen, dass "der BVB Zweiter der Rückrunden-Tabelle wird".
Diese hohe Wertschätzung sorgt in Dortmund nicht nur für Freude. "Die Menschen meinen es wirklich alle nett, aber irgendwann kannst du die Sätze nicht mehr hören: Das wird schon wieder. Macht euch keine Sorgen", kommentierte Watzke.
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"Jeder von uns ist viel, viel weiter als vor der Hinrunde"
Schon im Hinspiel gegen Leverkusen bekam der BVB seine Grenzen aufgezeigt. Begünstigt durch das bisher schnellste Tor der Ligageschichte nach neun Sekunden von Karim Bellarabi schlug das Team von Trainer Roger Schmidt den Gegner mit seinen eigenen Waffen Pressing und Umschaltspiel. Wenig Mut macht dem BVB zudem die bisherige Auswärtsbilanz: Kein Team gewann in der Fremde weniger Punkte (vier). Die schlechten Vorzeichen können Mittelfeldspieler Nuri Sahin jedoch nicht schrecken: "Ich habe ein gutes Gefühl. Fakt ist, dass jeder von uns viel, viel weiter ist als vor der Hinrunde."
Es passt ins Bild von einem Abstiegskandidaten, dass die Personalmisere auch im neuen Jahr erhalten blieb. Sven Bender, Erik Durm, Sebastian Kehl und Jakub Blaszczykowski fehlen in Leverkusen. Darüber hinaus ist der Einsatz von Ilkay Gündogan (Oberschenkel) fraglich. Dessen ungeachtet hofft Mats Hummels auf eine Trendwende: "Unser Ziel muss es ein, so schnell wie möglich aus dem Tabellenkeller rauszukommen. Wir haben uns viel vorgenommen."
Leverkusen unterschätzt BVB nicht
Die Ausfallliste der Leverkusener ist weniger lang. Trainer Schmidt muss ohne Tin Jedvaj (Muskelfaserriss im Oberschenkel), Heung-Min Son und Robbie Kruse (beide Asien-Cup) planen. Zur Freude des Fußball-Lehrers sind seine Profis weit davon entfernt, den Gegner aufgrund seiner Platzierung zu unterschätzen. Das dokumentiert die Einschätzung von Angreifer Bellarabi: "Das ist der Vizemeister und nicht der Vorletzte." (dpa)