Dortmund. Nach der verkorksten Hinrunde will Borussia Dortmund nun den Umschwung schaffen - der Auftaktpartie in Leverkusen kommt dabei besondere Bedeutung zu.
Jürgen Klopp hakt noch einmal nach: "Neun Sekunden?", fragt der Trainer von Borussia Dortmund. "Ich wusste nur noch, dass wir ein sehr frühes Tor bekommen haben." Rund fünf Monate ist das jetzt her, es war das erste Saisonspiel gegen Bayer Leverkusen - und Karim Bellarabi gab mit seinem Treffer direkt nach Anstoß dem Spiel die entscheidende Richtung - 0:2 hieß es am Ende aus Sicht des BVB.
Es war der Auftakt zu einer beispiellos verkorksten Hinrunde für den amtierenden Vizemeister: Weitere neun Niederlagen kamen bis zur Winterpause dazu, ganze vier Siege gelangen - 15 Punkte und Tabellenrang 17 sind die bis heute sichtbare Folge. Nun geht es am Samstag (18.30 Uhr/im Live-Ticker) erneut gegen Leverkusen und der Druck ist ungleich größer - schließlich will man in Dortmund möglichst schnell aus dem Tabellenkeller und sich gleich im ersten Spiel ein gutes Gefühl für die restliche Rückrunde holen.
Diffiziler Balance-Akt
Für BVB-Coach Klopp gilt es daher, einen diffizilen Balance-Akt zu bewältigen: Einerseits muss er seinen Spielern möglichst viel Druck nehmen - andererseits darf nicht der Eindruck entstehen, das Ergebnis sei zweitrangig. "Ich werde nicht hingehen und sagen: Jungs, bleibt locker, in Leverkusen ist nichts eingeplant", kündigt er an. "Leverkusen ist wirklich ein ganz wichtiges Spiel - aber es ist nur eins von 17."
Vor allem ist es eine der schwierigeren der kommenden 17 Aufgaben - nicht nur wegen der Ausfälle von Erik Durm (Muskelfaserriss), Sebastian Kehl (Schultereckgelenksprengung), Sven Bender (Aufbautraining nach Knie-OP) und Jakub Blaszczykowski (Infekt): "Leverkusen pflegt einen speziellen Stil, ist sehr, sehr offensiv ausgerichtet, wählt ein einfaches Spiel in die Spitze, sehr schnell, mit vielen Leuten", sagt Klopp. "Da ist wirklich höchste Konzentration gefragt." An der allerdings mangelte es in der Hinrunde allzu oft, was den Gegnern viele einfache Tore ermöglichte. "Nicht jeder Fehler muss automatisch zum Gegentor führen", gibt der BVB-Trainer seinen Spielern nun mit auf den Weg - was freilich nur gilt, wenn die Schnitzer weniger groß sind als sie es bislang oft waren. Das frühe Gegentor gegen Leverkusen, als gleich mehrere Dortmunder Defensivspieler vogelwild im Raum umherirrten, ist da nur ein Beispiel von vielen.
Kein Spiel wurde nach Rückstand gedreht
Noch wichtiger aber wird sein, dass ein Gegentor nicht mehr das faktische Ende der Dortmunder Siegchancen bedeutet: Bis zur Winterpause wurde kein einziges Spiel nach Rückstand noch gedreht, stattdessen wuchs mit jeder Niederlage, mit jedem Gegentor die Verunsicherung - am Ende spielte Dortmund dann tatsächlich wie ein Tabellensiebzehnter. "Das sind Tatsachen, um die ich weiß", meint Klopp nun. "Aber ein paar Monate vorher noch haben wir sehr häufig Spiele gedreht, das ist schon noch in den Jungs drin."
Dank der dreieinhalbwöchigen Wintervorbereitung wähnt der Trainer sein Team inzwischen "wettbewerbsfähig": Man sei in der Lage, "wieder unangenehm zu sein und das müssen wir sein". Eine Erfolgsgarantie birgt das natürlich nicht, schon gar nicht gegen eine Spitzenmannschaft wie Bayer Leverkusen. "Diese Mannschaft hat große Qualität", weiß auch Klopp. "Und wir müssen beweisen, dass wir die auch haben."