Dortmund. . Mit dem schnellsten Tor der Bundesliga-Geschichte schickte Bayer Leverkusen am ersten Spieltag Borussia Dortmund bereits nach neun Sekunden auf die Verliererstraße. Am Ende hieß es 2:0 für die Elf von Trainer Roger Schmidt.

Größerer Werke von Roger Schmidt sind Kunstfreunde im herkömmlichen Sinne wohl noch nicht ansichtig geworden. Aber es hatte etwas zu bedeuten, dass der neue Trainer von Bayer Leverkusen so entspannt daherreden konnte nach seinem ersten Spiel in der Bundesliga, nach diesem 2:0 beim Fußball-Vizemeister Borussia Dortmund. „Das Spiel“, sagte der Mann aus Kierspe, „hätte ich mir nicht schöner malen können.“

Denn Bilder, die in Dortmund entstehen, sind für gewöhnlich von einem dominanten Gelb geprägt, überall Gelb, immer. Doch dieses Mal wurde all das viele Gelb und bisschen Schwarz ertränkt in einem Meer aus knallroter Farbe, der Farbe des Gastes aus Leverkusen. Das lag natürlich daran, dass es nur etwa die Dauer eines Pinselstriches benötigte, um der Dortmunder Euphorie des Saisonstarts die Vehemenz zu nehmen. Vom Zeitpunkt des Anstoßes vergingen genau neun Sekunden, bis Karim Bellarami den Ball durch die Beine des neuen Dortmunder Verteidigers Matthias Ginter spitzelte und zum 1:0 traf.

Klopp nur im Ton milde

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Von Bastian Angenendt, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Es war der schnellste Treffer der Bundesliga-Geschichte. Ein Gegentreffer, der Dortmund verunsicherte, Leverkusen beflügelte - und Dortmunds Trainer Jürgen Klopp etwas ratlos zurückließ. „Dass die Mannschaft wach sein sollte, fällt schon in meinen Bereich. Dementsprechend werde ich auch mal kurz nachdenken, wo genau ich nicht klar genug war in meiner Ansage.“ Schließlich war Leverkusen auf diese Weise forsch erwartet worden. „Das hat keinen überrascht, nur bei uns vier, fünf Mann“, meinte Klopp, milde im Ton, aber scharf in der Sache.

Eine Niederlage gegen das hoch eingeschätzte Leverkusen lag nun auch im Vorfeld nicht außerhalb jeder Möglichkeit, aber die Art und Weise gefiel dem Trainer des BVB nicht allzu gut. Selten zuvor in der Ära Klopp wurde die Borussia – noch dazu im eigenen Stadion – von einem Gegner so mutig attackiert und zum Zusammenbruch aller spielaufbauenden Systeme gezwungen wie von Schmidts Leverkusenern. Sie jagten den Ball, umschwirrten seinen Besitzer in der ersten Halbzeit zu zweit, zu dritt, wenn es sein musste zu viert – und erschufen so gefährliche Momente und Verunsicherung beim Gegner. Kurzum: Der Schauplatz Dortmund sah den gewohnten Stil, nur eben dieses Mal nicht von der eigenen Mannschaft. „So wie Leverkusen“, sagte Matthias Ginter später, „wollten wir eigentlich spielen“. Das gelang nach dem Neunsekundenschlaf allerdings nicht mehr. Etwa neun Sekunden vor dem Ende erzielte Stefan Kießling noch den zweiten Treffer, der dann die Dortmunder Niederlage besiegelte.

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„Wir müssen den Jungs helfen, dass sie wieder in die Spur kommen und auf dem Weg dahin Ergebnisse holen“, ist sich Jürgen Klopp bewusst. Er meinte jene verletzten Spieler, die es in nächster Zeit wieder aufzubauen und heranzuführen gilt, er meinte aber vermutlich auch ein paar seiner Mannen, die schon auf dem Platz gestanden hatten. Stürmer Ciro Immobile zum Beispiel, der angestrengt nach Erfolgserlebnissen fahndete, ohne dabei größere Fortune an den Tag zu legen. Oder Marco Reus, der nach seiner langen Verletzungspause nachvollziehbar noch nach absoluter Fitness und zuverlässiger Form sucht. Oder Matthias Ginter, der sich wochenlang auf sein erstes Spiel in Dortmund freute, aber schon nach neun Sekunden schwer düpiert dastand. Oder Linksverteidiger Erik Durm, der nicht nur beim zweiten Gegentreffer unglücklich agierte.

Die Kopie der eigenen Mannschaft

Aber es ist eben auch nicht ganz auszuschließen, dass das Endergebnis weniger gegen den BVB als für die Leverkusener spricht. Angeführt vom starken Hakan Calhanoglu trug die Mannschaft verdient drei Punkte fort aus Westfalen und feierte noch auf dem Rasen ausgiebig in Rot, während das Gelb der Menschenwand in ihrem Rücken respektvoll schwieg. Sie hatte eine Kopie der eigenen Mannschaft gesehen, die an diesem Tag besser war als das Original. Roger Schmidt hat ihr diesen aufregenden Stil in diesem Sommer verpasst. Und das wirkt auf den ersten Blick durchaus wie ein beeindruckendes Werk.