Dortmund. Akteure verschiedener Vereine glauben, dass Borussia Dortmund noch oben mitspielen kann. BVB-Trainer Jürgen Klopp hält den Abstieg nicht für möglich.

Borussia Dortmund genießt in der Fußball-Bundesliga weiterhin großen Respekt - der Tabelle zum Trotz. Obwohl der Revierclub nach der Hinserie auf Platz 17 rangiert, gilt er nicht als Abstiegskandidat. Das Gros der von der Deutschen Presse-Agentur befragten Vereinsvertreter traut dem BVB sogar noch eine Rückkehr nach Europa zu. "Ich bin überzeugt, dass die Dortmunder nichts mit den Abstiegsrängen zu tun haben werden. Für sie wird es noch um die Qualifikation für die internationalen Plätze gehen", sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs. Ähnlich sieht es Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen: "Der BVB wird Zweiter der Rückrunden-Tabelle."

Bei aller Freude über die Wertschätzung der Konkurrenten überwiegt beim BVB die Skepsis. "Die Menschen meinen es wirklich alle nett, aber irgendwann kannst du die Sätze nicht mehr hören: Das wird schon wieder. Macht euch keine Sorgen", kommentierte Hans-Joachim Watzke in der "Sport Bild" die aufmunternden Worte der Ligarivalen. Angesichts des üppigen Rückstandes von 12 Punkten auf Platz 6 bevorzugt der BVB-Geschäftsführer eine realistische Sicht der Dinge: "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nächste Saison international spielen, ist über die Bundesliga gleich null. Wer sich heute noch mit Europa beschäftigt, ist ein Gegner von Borussia Dortmund."

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BVB mit schweren ersten Gegnern

Gemäß dieser Einschätzung dürfte Jörg Schmadtke nicht in den Verdacht geraten, ein solcher Gegner zu sein. "Ich halte es für schwierig, dass der BVB noch die internationalen Plätze erreicht", sagte der Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln. Mit Verweis auf die fehlende Erfahrung der Dortmunder Profis im Kampf um den Klassenverbleib schließt er einen längeren Verbleib in der Gefahrenzone nicht aus: "Die Mannschaft ist, anders als andere Teams, nicht in die Saison gegangen, um im Abstiegskampf zu stecken. Ich sehe den BVB zwar nicht als potenziellen Absteiger, aber möglicherweise bleiben sie länger im Keller stecken, als ihnen lieb ist."

Das schwere Programm der Dortmunder zum Rückrunden-Auftakt spricht für die These von Schmadtke. Mit Leverkusen und Augsburg trifft der Vorjahreszweite an den ersten beiden Spieltagen des neuen Jahres auf zwei Teams aus dem oberen Tabellendrittel. Misserfolge in diesen Partien könnte den im Trainingslager von La Manga (Spanien) zurückgewonnenen Glauben in die eigene Stärke erschüttern.

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Guardiola glaubt an Dortmund

Dessen ungeachtet erwartet Bayerns Trainer Pep Guardiola ein Revival des einstigen Hauptkonkurrenten: "Bei der Qualität des Trainers, des Clubs, der Spieler - früher oder später wird Borussia Dortmund zurückkommen." Daran hat auch Leverkusens Sportchef Rudi Völler nur wenig Zweifel: "Die Qualität ist riesengroß, sie haben gefühlt immer noch die zweitbeste Mannschaft in Deutschland." Vor allem das Comeback von Leistungsträgern dürfte den BVB nach Meinung des Mönchengladbachers Trainers Lucien Favre auf ein höheres Niveau heben: "Wenn Marco Reus zurück ist, werden sie wohl auch noch ins obere Tabellendrittel vorstoßen."

Ein solches Happy End käme zwar einem kleinen Fußball-Wunder gleich, ist aber nicht auszuschließen. Die Erfolgsstory des Hamburger SV taugt als Mutmacher. In der Saison 2006/2007 beendeten die Norddeutschen die Hinserie als Vorletzter - mit zwei Punkten weniger als der BVB in dieser Spielzeit. Ein halbes Jahre später qualifizierten sich die Norddeutschen als Tabellen-7. für einen internationalen Wettbewerb.

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Klopp ist naiv optimistisch

Von solchen Rechenspielen hält Jürgen Klopp wenig. Für den BVB-Coach hat der Abstiegskampf oberste Priorität. Diese Aufgabe geht er jedoch zuversichtlich an: "Zu sagen, wir können keine vier Punkte aufholen auf wen auch immer in der Tabelle, ist unangemessen pessimistisch. Ich bin ein positiver Mensch, aber ich bin nicht naiv optimistisch. Ich weiß, dass mit dieser Mannschaft ganz, ganz viel möglich ist."

Klopp hält BVB-Abstieg nicht für möglich
 

Klopp hat seine ganz eigene Sicht auf die kommende Rückrunde. Der Trainer, der einst als der Erfolgstrainer der Dortmunder galt, steht mittlerweile öffentlich in der Kritik. Und er kennt den Abstieg. Schließlich ist ihm dieser schon einmal 2007 mit dem FSV Mainz widerfahren. Doch der schwarz-gelbe Coach differenziert. Was in Mainz Realität wurde, hält er bei seinem aktuellen Klub für nicht möglich. Im Gespräch mit der "Sport Bild" betont er: "Die Situation ist null Komma null vergleichbar. Sowohl von den Problemen als auch von den Chancen her." Den Klassenerhalt mit dem BVB zu schaffen allerdings wäre die größte Herausforderung in Klopps Karriere. Wäre. Doch der Sympathie- und Brillenträger stellt klar: "Das wäre es dann, wenn man die Möglichkeit im Kopf hätte, dass wir tatsächlich absteigen könnten - aber das habe ich nicht."

Allgemein sieht Klopp keine Schuld bei sich oder den Spielern, sondern macht die missliche Lage in der Bundesliga an "unglücklichen Umständen" fest: "Wir hatten jede Menge Probleme, die sich leider nicht von alleine lösen und dann potenzieren." Dabei spricht der 47-Jährige vor allem von dem Verletzungs- und Fitnessproblem seiner Schützlinge. Schon vor Saisonbeginn plagten Spieler wie Reus oder Gündogan immer wieder Beschwerden. Doch die sollen jetzt Geschichte sein: "Wir haben jetzt schon so viele Dinge abgearbeitet, die wir in der Sommervorbereitung nicht ein einziges Mal angehen konnten. Wir konnten kein einziges Mal taktisch arbeiten, weil wir die Jungs erstmal in eine ordentliche körperliche Verfassung bringen mussten."

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Lieber Training als Champions League

Ob und wie der BVB aus dem Trainingslager in Spanien profitieren kann, wird sich zeigen. Sollte Dortmund sich nicht für die Champions League qualifizieren, so wie es die Liga-Kollegen noch prophezeien, wäre das für den gebürtigen Stuttgarter aber auch kein Weltuntergang: "Stand heute habe ich kein Problem damit, die Liga zu halten und nächste Saison ein Jahr zu haben mit ganz viel Training." (dpa/we)