München. Bayern München geht mit einer Vielzahl vorbelasteter Spieler ins Halbfinalrückspiel in der Champions League gegen Real Madrid. Sieben Spieler dürfen keine weitere Gelbe Karte kassieren. Andernfalls müssen sie im Falle des Erreichens des Finales, zugucken.

Rafinha, Anatoli Timoschtschuk, Daniel van Buyten und Diego Contento: Mit dieser Abwehrreihe könnte Bayern München am 19. Mai im Champions-League-Endspiel spielen müssen, wenn sich die Mannschaft von Jupp Heynckes am Mittwoch (20.45 Uhr) bei Real Madrid im Halbfinale durchsetzt. Hintergrund: Kapitän Philipp Lahm, die Innenverteidiger Holger Badstuber und Jerome Boateng sowie David Alaba wären beim "Finale dahoam" gesperrt, wenn sie bei einem erfolgreichen Spiel in Madrid ihre jeweils dritte Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb sehen würden. Insgesamt sieben Spieler des deutschen Rekordmeisters sind vorbelastet. Auch Toni Kroos, Luiz Gustavo und Thomas Müller haben schon zweimal Gelb gesehen.

Dennoch wollen und müssen die Bayern in Madrid mit vollem Einsatz zur Sache gehen und das Risiko von Sperren in Kauf nehmen. "Man muss da 100 Prozent abrufen. Wir müssen da einfach auch das Quäntchen Glück haben", sagt Sportdirektor Christian Nerlinger.

Bayern München fordert Regeländerung für Gelbe Karten in der Champions League

Torjäger Mario Gomez ist überzeugt davon, dass "im Zweifel trotzdem jeder hingehen wird. Die Gelben Karten dürfen keine Rolle spielen." Lahm setzt gar auf Milde des ungarischen Schiedsrichters Viktor Kassai: "Ich hoffe, dass er weiß, wer vorbelastet ist. Und dass man schon ein grobes Foul begehen muss, um eine Gelbe Karte zu kriegen."

Für die Zukunft machen sich die hohen Herren der Bayern aber für eine Änderung des Reglements stark. "Kein Mensch will Barcelona ohne Xavi, Iniesta und Messi sehen. Ich finde, es ist grundsätzlich eine Überlegung wert, diese Kartenregel etwas zu modifizieren", regt Nerlinger an. "Man sollte sich bei der UEFA in der Champions League drüber Gedanken machen, Gelbsperren vor dem Endspiel aufzuheben."

UEFA zum Einlenken offenbar noch nicht bereit

Ehrenpräsident Franz Beckenbauer verweist auf die Regelungen bei Welt- und Europameisterschaften. "Für mich ist ganz klar: Man sollte sich der WM und der EM anschließen und die Gelben Karten für das Finale streichen." Nachdem Michael Ballack noch bei der WM 2002 wegen einer Gelben Karte im Halbfinale das Endspiel wegen einer Sperre verpasst hatte, gilt bei den Großturnieren inzwischen: Gelbe Karten werden nach dem Viertelfinale gestrichen, es sei denn ein Spieler wird in der Runde der besten Acht verwarnt. "Man sollte es in der Champions League auch so machen, dass sie im Halbfinale gesperrt sind, für das Finale aber wieder frei sind", fordert Beckenbauer.

Die Europäische Fußball-Union UEFA wollte am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd keine Stellung nehmen, ob sie für die Zukunft Änderungen des Reglements erwägt. Derzeit ist in der Champions League jeder Spieler nach der dritten Gelben Karte grundsätzlich fürs nächste Spiel gesperrt. Für die laufende Champions-League-Saison müssen sich die Münchner aber zweifelsohne mit der aktuellen Regelung begnügen. "Die Diskussion ist schön und gut. Aber uns wird sie jetzt bei einem möglichen Finale nichts bringen", sagte Gomez am Montag in München. (dapd)