München. „Leidenschaft, Gier, Hunger - all das, was ich vor dem Spiel gefordert habe, haben meine Spieler gezeigt.“ Bayerns Trainer Jupp Heynckes lobte sein Team nach dem 2:1-Coup im Halbfinal-Hinspiel der Champions League über Real Madrid in den höchsten Tönen. Am Mittwoch will er mit den Münchenern auch im Rückspiel triumphieren.

Jupp Heynckes, der 2:1-Siegtreffer von Mario Gomez gegen Real Madrid fiel in letzter Minute. War es aus Ihrer Sicht dennoch ein verdienter Erfolg?

Jupp Heynckes: Ja. Real Madrid hat die ersten 15 Minuten gut angefangen und gespielt, dann haben wir das Kommando übernommen und sehr clever und geschickt agiert. Leidenschaft, Gier, Hunger - all das, was ich vor dem Spiel gefordert habe, haben meine Spieler gezeigt. Wir dürfen ja auch nicht vergessen, dass nicht irgendwelche Mannschaften gespielt haben, sondern zwei Champions. Wir haben verdient gegen ein großartiges Madrid gewonnen.

Wie bewerten Sie die Leistung von Schiedsrichter Howard Webb?

Heynckes: Ich denke, dass es immer wieder Entscheidungen gibt, die man diskutieren kann. Das gilt für das Foul von Marcelo an Thomas Müller und das 1:0. Ich denke aber, dass er beim 1:0 (Abseitsposition Luiz Gustavo, d.Red.) eine gute und richtige Entscheidung getroffen hat. Bis auf Kleinigkeiten hat er eine gute Partie gezeigt.

Wie haben Sie Gomez gesehen?

Heynckes: Für mich hat Mario ein klasse Spiel gemacht, er war zusammen mit Franck Ribery der beste Spieler, hat den Ball gut gehalten. Es war für mich klar, dass ich ihn nicht vorzeitig auswechseln würde. Er hat über 90 Minuten unwahrscheinlich gearbeitet, viele Bälle zurückgekämpft, war ballsicher, hat für die Mannschaft gearbeitet und ist mit dem Siegtreffer belohnt worden. Aber auch Franck hat eine absolute super Partie gezeigt.

War es ein Vorteil für den FC Bayern, dass Ihr Kollege Jose Mourinho den guten Mesut Özil, der das 1:1 erzielte, vorzeitig vom Feld genommen hat?

Heynckes: Özil war in der Phase ein bisschen müde, deshalb reagiert man als Trainer. Wir Trainer müssen eben immer die Entscheidung treffen, die wir am Spielfeldrand für notwendig halten. Und wenn man solche Klassespieler draußen sitzen hat, muss man reagieren.

Das Gegentor schien vermeidbar, auch weil Bastian Schweinsteiger es mit einem verlorenen Zweikampf einleitete. Sie haben den Vize-Kapitän nach gut einer Stunde vom Platz genommen. Warum?

Heynckes: Es ist richtig, dass wir beim 1:1 nicht so gut ausgesehen haben, Bastian hat da unglücklich agiert. Aber da war die ganze Abwehr nicht gut organisiert. Doch ich war mit Bastians Leistung zufrieden.

Sie hatten keine Zweifel, mit ihm zu beginnen?

Heynckes: Bastian hat strategische Fähigkeiten und Riesenerfahrung, es war klar für mich, dass er von Anfang an spielt. Aber er hat am Samstag erstmals 90 Minuten durchgespielt, ist noch nicht hundertprozentig fit. Ich freue mich, dass er 60 Minuten durchgehalten hat und auch am Samstag in Bremen wieder 60 Minuten spielen kann, um dann in Madrid über 90 Minuten gehen zu können.

Mit welcher Marschroute gehen Sie ins Rückspiel am kommenden Mittwoch?

Heynckes: Der FC Bayern wird seinem Stil treu bleiben. Wir werden auch im Bernabeu nach vorne spielen und Torchancen kreieren. Meine Mannschaft ist in der Lage, ein, zwei Tore zu erzielen - auch in Madrid. Ich bin kein Trainer, der nur defensiv denkt. Wir werden auch in Madrid auf Sieg spielen, nicht auf Unentschieden. Aber es liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor uns.

Ein Problem könnte sein, dass sieben Ihrer Spieler bei einer weiteren Gelben Karte fürs Endspiel gesperrt wären...

Heynckes: Meine Spieler können das verhindern, wenn sie aufmerksam, sehr konzentriert und fokussiert auf das Geschehen auf dem Platz sind. Ich habe sehr intelligente Spieler, die genau wissen, wann sie hingehen und wann sie wegbleiben müssen. (sid)