München. Bayern München träumt nach dem 2:1-Sieg gegen Real Madrid vom ganz großen Champions-League-Coup. Arjen Robben gibt sich forsch: „Ja, wir kommen weiter“, sagt der niederländische Superstar. Matchwinner Mario Gomez hat das Ziel, das Finale in München, vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch in Madrid fest vor Augen.

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Als Karl-Heinz Rummenigge in den Katakomben der Münchner Arena das große Plakat mit der Inschrift „Road to Munich" passierte, brauchte es nicht viele Worte. „Adios Amigos!“, sagte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender schmunzelnd - und blickte nicht nur zu den wartenden Journalisten, sondern auch in Richtung des Mannschaftsbusses von Real Madrid. Dank des Siegtorschützen Mario Gomez und 90 Minuten „Gier, Leidenschaft und Hunger“ (Jupp Heynckes) träumt ganz München nach dem 2:1 (1:0) im Halbfinal-Hinspiel gegen den spanischen Rekordmeister vom großen Coup im Santiago-Bernabeu-Stadion. Das Heimfinale am 19. Mai - und 5,6 Millionen Euro Extraprämie - sind nur noch einen Schritt entfernt.

„Ja, wir kommen weiter“, sagte Superstar Arjen Robben nach der Gala-Vorstellung im „Duell der Giganten“ forsch, Matchwinner Mario Gomez sprach „nicht nur von einem Traum. Auch die Chance ist da“. Die Ausgangslage könnte besser, aber auch deutlich schlechter sein: Im Rückspiel am kommenden Mittwoch reicht den Bayern ein Unentschieden, um Fußball-Historie zu schreiben. Als erste Mannschaft in der Geschichte der Champions League könnte dem Rekordmeister der Einzug ins Finale im eigenen „Wohnzimmer“ gelingen. „Die Chancen stehen 60:40“, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bei „Sky“.

Nerlinger wagt selbstbewusste Prognose

„Nur der halbe Weg“ sei das Hinspiel-Ergebnis, mahnte Sportdirektor Christian Nerlinger zwar, wagte aber berauscht vom herzhaften Auftritt der Bayern eine selbstbewusste Prognose: „Wenn man die heutige Leistung sieht, traue ich uns auch einen Sieg in Madrid zu.“ Heynckes kündigte ohnehin schon an, am kommenden Mittwoch (20.45 Uhr/live bei Sky, Sat. 1 und im DerWesten-Ticker) „nicht auf Unentschieden, sondern auf Sieg“ spielen zu wollen. Ob man Real „packen würde“, wurde Torhüter Manuel Neuer gefragt: „Wir haben Real doch jetzt schon gepackt!“

Ein entscheidender Vorteil der Münchner könnte der K.o. in der Meisterschaft sein. Heynckes kann gegen Werder Bremen am Samstag eine B-Elf aufbieten, sein Kollege Jose Mourinho muss im entscheidenden „Clasico“ um die Meisterschaft zu Gast beim Dauerrivalen FC Barcelona in Topbesetzung antreten. „Mit derselben Einstellung wie heute“ könne man es schaffen, glaubt Toni Kroos daher nach einem seiner besten Spiele im Bayern-Trikot. Vor 66.000 Zuschauern in der Arena und 11,53 Millionen in der Spitze vor den deutschen Fernsehschirmen waren alle Bayern ohnehin so ganz anders als sechs Tage zuvor beim 0:1 in Dortmund aufgetreten. Ballsicher, zweikampfstark, forsch - und mit einem überragenden Franck Ribery in den eigenen Reihen. „Wir können stolz auf uns sein“, sagte Kroos.

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Gomez findet Siegtreffer „vollkommen geil“

Manch einer sprach von Glück, dass der schwache britische Schiedsrichter Howard Webb beim Führungstor von Ribery (17.) nicht auf Abseits entschieden hatte. Der Sieg nach dem Last-Minute-Treffer vom Gomez (90.) war allerdings insgesamt verdient. „Vollkommen geil“, sei es gewesen, das späte Tor zu erzielen, sagte Gomez eingemummelt in eine dicke Wollmütze. Jegliches Sonderlob nach seinem 12. Champions-League-Treffer wies der Nationalspieler aber wie gewohnt von sich: „Das war ein kleiner Teil, der dazu beigetragen hat, dass wir eine gute Ausgangsposition haben. Ich will einfach ins Finale - wie der Rest der Mannschaft auch.“

„In Madrid weht ein anderer Wind. Das wird ein heißer Tanz“, versicherte Joker Thomas Müller, auch der Rest der Truppe sprach von einem „sehr, sehr schweren Spiel“. Zur besonderen Herausforderung wird die Partie in der spanischen Hauptstadt, weil inzwischen sieben Spieler mit zwei gelben Karten vorbelastet sind - darunter die gesamte Abwehrreihe. Das Gegentor ausgerechnet von Nationalmannschaftskollegen Mesut Özil (53.) wurmte die Bayern daher zurecht, denn auch die Spanier haben trotz der ersten Niederlage nach 20 Siegen in Folge ihr Selbstvertrauen nicht verloren: „Wir sehen uns in München wieder“, sagte zumindest Özil.

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AS titelt: „Münchner bleiben ein Albtraum von Real"

Vor der heimischen Kulisse von rund 80.000 Zuschauern in Madrid muss die Mannschaft von Jose Mourinho („keine Schande, zu verlieren“) aber deutlich zulegen, um tatsächlich nach München zurückzukehren. Gegen die überragende Abwehrreihe um Holger Badstuber und Philipp Lahm machten Superstars wie Cristiano Ronaldo und Karim Benzema nur einen einzigen Stich. „Das Spiel hat mir nicht gefallen“, knurrte Mourinho.

Zum neunten Mal in zehn Versuchen traten die Madrilener die Heimreise von der „Bestia Negra“ aus München noch in der Nacht um 00.15 Uhr als Verlierer an. „Bayern ist nach wie vor ein Gespenst. Die Münchner bleiben ein Albtraum von Real", titelte die Sportzeitung „Marca“ - und Rummenigge verabschiedete sich ja ohnehin schon von „seinen Freunden“...