München. Der FC Bayern München darf weiter vom Champions-League-Endspiel im eigenen Stadion träumen. Die Bayern bezwangen Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel mit 2:1. Bayern-Torjäger Mario Gomez erzielte kurz vor Schluss das Siegtor. Zuvor hatten Franck Ribery (Bayern/1:0) und Mesut Özil (Real/1:1) getroffen.

Wie stoppt man nur Real Madrid? Ein paar ganz dreiste Burschen kamen gestern Abend in der Münchener Arena auf eine ebenso freche wie illegale Idee: Sie stahlen vor dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League der Madrilenen bei Bayern München einfach ein paar Trikots und sechs Paar Schuhe aus der Kabine der Gäste, darunter gleich drei Paar von Torjäger Cristiano Ronaldo. Real beschwerte sich bei der Uefa, hatte aber natürlich ausreichend Ersatz dabei. Ob’s daran lag oder nicht: Der FC Bayern erwischte Madrid auf dem falschen Fuß und siegte verdient, aber mit viel Glück durch den entscheidenden Treffer von Mario Gomez in der letzten Minute mit 2:1 (1:0). Der große Traum vom Finale lebt.

Es liegt immer wieder eine ganz besondere Atmosphäre über diesen Abenden in der Champions League. Auch in München, wo das Publikum in der Bundesliga nie mit so viel Herzblut dabei ist wie es in Gelsenkirchen oder Dortmund fließt, lag beim Spiel gegen Real dieses Knistern in der Luft, das sich vor großen Spielen einstellt. Denn in München weiß jeder, spürt jeder, dass es mit dieser Saison in der Champions League etwas Besonderes auf sich hat – erst recht, nachdem die Bayern die Deutsche Meisterschaft erneut an Borussia Dortmund werden abgeben müssen.

Das Finale elektrisiert und beherrscht den FC Bayern

Das Finale der Königsklasse am 19. Mai elektrisiert und beherrscht diesen Verein seit langem, weil es im eigenen Stadion ausgetragen wird. „Wann hat man als Fußballer schon einmal Gelegenheit, dieses Finale daheim zu spielen?“, fragte Kapitän Philipp Lahm vor der Partie. Eine rhetorische Frage, natürlich: Es ist eine der Chancen, die auch den besten Spielern wohl nur einmal im Leben geschenkt werden.

Davor aber hat der Spielplan dieses Halbfinale gegen Real gesetzt, die so offensiv, so torgefährlich und bis jetzt in dieser Saison so erfolgreich wie seit Jahren nicht spielen. 107 Treffer hat Madrid in 33 Meisterschaftsspielen erzielt, 41 davon alleine Cristiano Ronaldo. Das sind schier unglaubliche Werte, und die Frage in München war: wie diesen Sturm stoppen?

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Eine Viertelstunde lang entschieden sich die Bayern für das falsche Rezept, sie standen respektvoll tief in der eigenen Hälfte und ließen Real machen. Und hätte nicht Manuel Neuer nach sieben Minuten großartig gegen Karim Benzema gehalten, hätte Real wohl gemacht. So aber wachte München rechtzeitig auf und lieferte Madrid einen packenden Kampf, absolut auf Augenhöhe und mit einem Herzblut und einer Leidenschaft geführt, die man in der Bundesliga von dieser so grandios bestückten Mannschaft viel zu selten sieht.

An der Spitze: Franck Ribery. Es war kein Zufall, dass der wie aufgedreht spielende Franzose nach 17 Minuten das 1:0 erzielte: Ribery war die Triebfeder der Bayern. Nach einer Ecke von Toni Kroos jagte der Franzose den Ball aus acht Metern in die Maschen, nachdem Reals Verteidiger Sergio Ramos zuvor den Ball nicht hatte klären können. Bayern beherrschte danach das Spiel, nach 28 Minuten verfehlte Bastian Schweinsteiger knapp, den Trainer Jupp Heynckes von Anfang an brachte – auf Kosten von Thomas Müller übrigens. . So war das 1:0 zur Pause vollkommen verdient.

Ronaldo zeigte bestenfalls im Ansatz, wie gut er sein kann

War das also alles von Real, das mit Sami Khedira und Mesut Özil begonnen hatte und dessen Wunderstürmer Cristiano Ronaldo bestenfalls im Ansatz zeigte, wie gut er sein kann? Natürlich nicht. Sieben Minute nach der Pause schlug Madrid zurück: Ronaldo hatte versucht, Neuer zu tunneln, über Özil und Benzema kam der Ball fast verwirrend schnell zurück zu Ronaldo, der ihn für Özil auflegte: Der Ex-Bremer brauchte aus zwei Metern nur noch zum 1:1 einzuschieben.

Bayern blieb dran, rackerte, mühte sich. Aber die Uhr lief unbarmherzig ab – bis sich Philipp Lahm in der 90. Minute auf der rechten Seite zur Grundlinie durchspielte. In der Mitte war Mario Gomez da, 2:1, der Sieg. Noch ist für beide im Rückspiel alles drin. Bayerns Traum lebt.