Kapstadt. Deutschland hat bei der Auslosung für die WM in Südafrika machbare Gruppengegner erwischt. Das DFB-Team trifft auf Australien, Serbien und Ghana.
Joachim Löw und Oliver Bierhoff verließen glücklich und zufrieden das International Convention Centre von Kapstadt. Der Bundestrainer und der Teamchef der deutschen Nationalmannschaft freuten sich mit der gesamten deutschen Delegation auf einen entspannten Abend und ein gutes Glas Wein im Schatten des Tafelbergs.
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Zuvor hatten Löw und Bierhoff relativ gelassen verfolgt, wie der DFB-Auswahl auch bei der Auslosung der Vorrunden-Gruppen für die WM 2010 in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) das traditionelle Losglück treu geblieben war. In Australien, Serbien und Ghana trifft der dreimalige Weltmeister in der Vorrunde auf vermeintlich leichte Gegner, so wie das seit 1966 eigentlich immer war.
"Es hätte schlimmer kommen können, es ist aber eine interessante Gruppe. Wenn man ins Finale kommen will, muss man aber ohnehin jeden Gegner schlagen. Wir haben vor aber vor allen Gegnern Respekt", sagte ein erleichtert wirkender Löw, der vor allem Serbien als "sehr spielstark" bezeichnete.
Bierhoff: "Wir haben schon durchgeschnauft"
Bierhoff äußerte 189 Tage vor dem WM-Start: "Wir haben schon durchgeschnauft und sind froh, dass wir einige Gegner wie Frankreich oder die Elfenbeinküste nicht bekommen haben. Es hätte schlimmer kommen können. Aber wir treffen auf kampfstarke Mannschaften, da wird uns alles abverlangen werden, es hat schon einfachere Gruppen bei Weltmeisterschaften gegeben."
Der ehemalige DFB-Kapitän findet es positiv, dass die Mannschaft zunächst mal etwas reisen und das letzte Gruppenspiel dann in der Nähe der deutschen Quartiers in Johannesburg gegen Ghana bestreiten kann.
Löw mit Respekt vor den Gegnern
Deutschland bestreitet als Kopf der Gruppe D sein Auftaktspiel am 13. Juni in Durban gegen den Weltranglisten-21. Australien, der bereits auf dem Weg zum zweiten WM-Titel der deutschen Mannschaft 1974 im eigenen Land in der Vorrunde mit 3:0 bezwungen worden war. Zum Auftakt des Confed-Cups 2005 hatte sich das deutsche Team beim 4:3 allerdings schwer getan. "Da haben wir gesehen, wie stark diese Mannschaft ist", sagte Löw.
Im zweiten Vorrundenspiel trifft der dreimalige Welt- und Europameister fünf Tage später in Port Elizabeth auf Serbien (Weltrangliste: 20). Dessen Vorgänger Jugoslawien wurde zum Auftakt der WM 1990 von der DFB-Auswahl, die anschließend ihren dritten WM-Triumph feierte, 4:1 geschlagen. Acht Jahre später trennte sich das deutsche Team in der Vorrunde 1998 in Frankreich 2:2 von den Jugoslawen.
Zwanziger: "Hammergruppe erspart geblieben"
Zum Gruppenabschluss am 23. Juni in Johannesburg tritt Deutschland gegen Ghana (37.) an, das sein bislang einziges Duell gegen das DFB-Team 1993 mit 1:6 verlor. Im Achtelfinale droht der deutschen Mannschaft in Erzrivale England oder den USA ein äußerst schwerer Gegner. Das Eröffungsspiel bestreiten am 11. Juni in Johannesburg Gastgeber Südafrika und Mexiko.
"Ich denke, der DFB kann mit der Auslosung zufrieden sein. Uns ist eine so genannte Hammergruppe erspart geblieben, aber eine Garantie, dass unsere Nationalmannschaft das Achtelfinale erreicht, ist dieses Los sicher nicht", kommentierte DFB-Präsident Theo Zwanziger das erneute Losglück. Bei fast allen vergangenen WM-Auslosungen seit 1966 war Deutschland mit Fortuna im Bunde und erwischte relativ leichte Gruppen. Bei der Heim-WM 2006 hießen die Gegner Costa Rica, Polen und Ecuador, die 2010 alle nicht vertreten sind.
Neben Englands Fußball-Popstar David Beckham hatte auch der äthiopische Leichtathletik-Olympiasieger Haile Gebrselassie bei der Auslosung assistiert. Zudem unterstützten Makhaya Ntini, der erste dunkelhäutige Spieler in Südafrikas Cricket-Nationalmannschaft, John Smit als Kapitän des südafrikanischen Rugby-Weltmeisterteams sowie "Bafana-Bafana"-Abwehrrecke Matthew Booth FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke bei der Zeremonie. Moderiert wurde die Auslosung von der südafrikanischen Oscar-Preisträgerin Charlize Theron, die auch die Gruppenplätze verlas.
"Ein Privileg und eine Ehre"
Der südafrikanische Staatspräsident Jacob Zuma und FIFA-Boss Joseph S. Blatter hatten die spektakuläre Show im International Convention Centre (CTICC) von Kapstadt eröffnet. Nelson Mandela, ehemaliger südafrikanischer Präsident und Friedensnobelpreisträger, wandte sich in einer Videobotschaft an das Publikum. Für Südafrika sei es "ein Privileg und eine Ehre", das weltgrößte Fußballereignis ausrichten zu dürfen, sagte der 91-Jährige und ergänzte: "Sport hat die Macht, Menschen zu inspirieren und zusammenzuführen. Der Fußball genießt in Afrika große Popularität und nimmt einen besonderen Platz in den Herzen der Menschen ein. Daher ist es so wichtig, dass die WM 2010 zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet."
Insgesamt 2000 Gäste und 1700 Medienvertreter gaben dem "final draw" am Kap der Guten Hoffnung den entsprechenden Rahmen. Zur Prominenz zählten unter anderem die Friedensnobelpreisträger Frederik W. de Klerk und Erzbischof Desmond Tutu sowie die Fußball-Weltstars Franz Beckenbauer, Michel Platini und Roger Milla.
Nicht dabei war im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen Argentiniens Trainer Diego Maradona. Der argentinische Nationalheld war von der FIFA aufgrund seiner zweimonatigen Sperre wegen obszöner Beschimpfungen von Journalisten zur "unerwünschten Person" in Kapstadt erklärt worden. (sid)