Kapstadt. Die Vorrundengegner Australien, Serbien und Ghana sind nicht die schwersten, aber die WM wird für das Team von Joachim Löw zum Turnier der langen Wege.

Auf den ersten Blick ließe sich feststellen: Schon wieder Losglück für Deutschland. Wer etwas genauer hinschaut, kommt eher zu dem Urteil, das Bundestrainer Joachim Löw nach der Auslosung der Vorrundengruppen für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika: Schwierig, aber machbar. Die deutsche Elf hat als Kopf der Gruppe D die Gegner Australien, Serbien und Ghana bekommen. Löw jedenfalls wollte von Losglück nicht sprechen. Was ihn allerdings nicht davon befreite, dass sein Team von den Trainern der Gruppengegner als klar favorisiert eingestuft wurde.

Die deutschen Fußballfans werden weite Reisen unternehmen müssen, wenn sie ihrer Mannschaft folgen wollen. Auch für die DFB-Auswahl hätte es logistisch kaum schwerer kommen können, lediglich das dritte Gruppenspiel findet in der Nähe des deutschen Quartiers bei Pretoria statt. 617 Kilometer sind es bis Durban, wo am 13. Juni gegen Australien gespielt wird. Von dort aus geht es knapp 1000 Kilometer die Küste des Indischen Ozeans entlang nach Port Elizabeth, wo Serbien der zweite deutsche Gruppengegner sein wird. Danach müssen weitere 1000 Kilometer ins Landesinnere nach Johannesburg zurückgelegt werden, dort steht am 23. Juni das Duell mit Ghana auf dem Programm – in Soccer City, im mit 98 000 Plätzen größten Stadion des Kontinents.

Zumindest für diese Partie dürfte es in der an diesem Samstag beginnenden dritten Ticket-Verkaufsphase noch Eintrittskarten geben. Denn die Nachfrage aus den qualifizierten afrikanischen Ländern verläuft enttäuschend, und auch der südafrikanische Markt bleibt bislang weit hinter den Erwartungen der Fifa zurück. Abhängig davon, wie viele Fans Serbien mitbringt, könnte es mit Glück auch in Port Elizabeth mit einem Stadionbesuch klappen – selbst wenn es sich dabei um ein kleineres Stadion handelt. Karten für das Auftaktspiel in Durban zu bekommen, dürfte schwerer fallen, obwohl die Arena 70 000 Menschen fasst. Die australischen Zuschauer zählen schon jetzt zu den größten Fangruppen, die Tickets bei der Fifa geordert haben.

Stimmungsvolle Zeremonie

In einer stimmungsvollen Zeremonie legten Hollywood-Schauspielerin Charlize Theron und Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke den Weg der 32 qualifizierten Teams durch die Vorrunde vom 11. bis 25. Juni 2010 fest. Mehr als 200 Millionen Menschen an den Bildschirmen weltweit sowie 2000 geladene Gäste und 1700 Medienvertreter verfolgten die Zeremonie, von der sich Bundestrainer Joachim Löw begeistert zeigte. Was die Gegner anbelangte, schlug er eher moderate Töne an. „Wir haben vor allen Gegnern Respekt”, betonte er. Besonders beeindruckte zeigte er sich von den Serben: „Sie sind locker durch ihre Qualifikationsgruppe marschiert.” Den Start gegen Australien nannte Löw einen „schweren Auftakt”, Ghana schätzte er als „beste afrikanische Mannschaft” ein. Ein Vorteil für die deutsche Mannschaft ist der vorgezeichnete Weg, falls sie wie erwartet die Vorrunde überstehen sollte: Frühestens im Halbfinale kann sie auf Brasilien, Italien, Spanien oder die Niederlande treffen.

Kapstadt ein guter Gastgeber

Kapstadt erwies sich übrigens als guter Gastgeber der Auslosung. Ein Großaufgebot der Polizei sorgte für die Sicherheit der Gäste im und am Internationalen Konferenzzentrum. Seit dem Mittag unterhielten viele Bands in der Innenstadt die Besucher, die aus allen Teilen des Landes herbeigeströmt waren.

Sicherheit, Zuverlässigkeit und Organisationstalent – auf diesen Feldern konnte WM-Gastgeber Südafrika in den zurückliegenden Tagen vor den Augen der Weltöffentlichkeit punkten. Im internationalen Konferenzzentrum kam es nur zu einem einzigen Zwischenfall, als gegen Mittag ein Journalist bei der Eingangskontrolle sagte, er habe eine Bombe bei sich. Der Scherzbold wollte fliehen, wurde aber von Polizisten überwältigt und abgeführt.

Die Gruppen

Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich

Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland

Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien

Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana

Gruppe E: Niederlande, Dänemark, Japan, Kamerun

Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei

Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Elfenbeinküste, Portugal

Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile