Nürnberg. . Gertjan Verbeeck, der holländische Trainer des 1. FC Nürnberg, mag Motorräder, Rock und sein Blockhaus in den Niederlanden. Bei dem Nürnberger Club baut er mit Erfolg am großen Saisonprojekt Klassenerhalt. Zum Schwärmen sieht der 51-Jährige aber noch keinen Grund.
Gertjan Verbeek rührt in seinem Cappuccino herum. Er wirkt angespannt. Dabei hätte der Fußball-Coach des 1. FC Nürnberg Grund, sich lockerer zu geben. Verbeeks Team hat nach einer schlechten Hinrunde in diesem Jahr vier von fünf Spielen gewonnen und sich auf Platz 12 verbessert. Doch der Niederländer sieht noch keinen Grund zum Schwärmen. Vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr live in unserem Ticker) spricht der 52-Jährige über seinen Ärger nach Siegen, Parallelen zwischen Judo und Fußball – und Sympathien für Jürgen Klopp.
Herr Verbeek, Ihr Team hat zuletzt ein wichtiges Spiel gegen Braunschweig gewonnen. Warum wirkten Sie nach dem Abpfiff so mürrisch?
Gertjan Verbeeck: Ich hatte schlechte Laune, weil ich in der ersten Halbzeit schlechte Nürnberger gesehen habe. Das ist diesmal gut ausgegangen, aber beim nächsten Mal geht es nicht mehr gut aus. Und das müssen die Spieler begreifen.
Können Sie bei einem positiven Ergebnis nicht mal eine schlechte Leistung vergessen?
Verbeeck: Nein. Eine schlechte Leistung gefährdet schließlich die Entwicklung der Spieler und der ganzen Mannschaft. Es ist wie bei einem Haus mit schöner Fassade. Das sieht von außen gut aus. Aber wenn das Fundament nicht gut ist, wird es nach zwei, drei Jahren einstürzen.
Wie verarbeiten Sie ein schwächeres Spiel?
Verbeeck: Diesmal waren Freunde von mir aus Holland zu Gast. Mit denen habe ich natürlich auch über die Partie gesprochen. Später waren wir noch etwas essen, da war das Spiel schon weiter weg. Geschlafen habe ich schlecht, aber da gibt es keinen Unterschied, ob ich mit dem Spiel zufrieden war oder nicht. Ich bin nach dem Spieltag immer noch voller Adrenalin. Und am Sonntag gab es das normale Programm mit Auslaufen, kurzer Besprechung und einer Spielbeobachtung. Später bin ich noch nach Holland gefahren und habe an meinem Blockhaus gearbeitet.
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Sie haben bei ihrem Arbeitsbeginn in Nürnberg den Stempel Malocher und Rocker aufgedrückt bekommen. Hat es Sie nicht gestört, dass es zunächst weniger um den Trainer Gertjan Verbeek ging?
Verbeeck: Mich kannte in Deutschland kaum jemand. Und da wurde zunächst viel über den Privatmenschen Verbeek berichtet, weil der für die Leute wohl interessant war. Was da geschrieben wurde, stimmt ja auch alles: Ich arbeite gerne an meinem Blockhaus, ich höre Rockmusik und fahre auch Motorrad. Jetzt wissen die Leute das alles, und es ist gut, dass es jetzt mehr um den Trainer Verbeek und nicht die Privatperson Verbeek geht.
Sie kommen auch aus anderen Sportarten. Sie sind ausgebildeter Trainer im Handball, im Schwimmen und der Leichtathletik, Sie besitzen den Schwarzen Gürtel im Judo. Profitieren Sie davon?
Verbeeck: Natürlich. Beim Judo lerne ich beispielsweise, die Kraft des Gegners für meinen Vorteil zu nutzen. Das funktioniert auch bei Zweikämpfen im Fußball. Außerdem lernt man beim Judo, richtig zu fallen. Wenn ein Fußballer nach einem Tackling durch die Luft fliegt, muss er wissen, wie er vernünftig aufkommt. Sonst ist schnell etwas gebrochen.
Was kann der ehemalige Amateurboxer Gertjan Verbeek seinen Fußballprofis vermitteln?
Verbeeck: Dass man wieder Aufstehen muss. Ich sehe im Training oft, dass Spieler nach Zweikämpfen zu Boden gehen, mich anschauen und auf den Pfiff warten. Doch dann wird nicht gepfiffen. Ich sage nur: Aufstehen, weiter geht’s. Beim Boxen gibt es nur acht Sekunden.
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An diesem Samstag spielen sie erstmals in Dortmund. Was sind Ihre Erwartungen an das Spiel?
Verbeeck: Wir treffen auf eine Mannschaft, die einen klasse Umschaltfußball zeigt. Wir spielen vor 80 000 Zuschauern, das ist toll. Ich werde die Atmosphäre erstmals als Trainer erleben. Wir wollen das Spiel offensiv angehen. Wir haben etwas in Gang gesetzt und wollen das fortführen.
Sie begegnen erstmals Jürgen Klopp als Trainer. Wie beurteilen Sie seine Arbeit?
Verbeeck: Er hat schon viele Erfolge gefeiert, das sagt alles. Natürlich lag das auch an den guten Spielern. Aber du brauchst auch immer einen guten Dirigenten. Das ist Jürgen Klopp. Er hat eine Idee, der Verein hat eine Idee und behält diese auch bei. Das gefällt mir.