Gelsenkirchen. Nach seiner Unterschrift auf Schalke wollte Trainer Kees van Wonderen nahezu alle Ansprachen auf Deutsch halten. Davon ist er nun abgerückt - auch auf Bitten der Spieler.

Noch bevor die Feldspieler des FC Schalke 04 am Dienstagmittag auf dem Trainingsplatz standen, lieferten sich die vier Torhüter einen erbitterten Wettstreit. Unter der Aufsicht von Torwart-Trainer Stephan Loboué spielten die Torhüter im Zwei-gegen-Zwei auf kleinem Feld. Das Besondere dabei: Justin Heekeren, Michael Langer, Thorben Hoffmann und Luca Podlech spielten dabei allesamt als Torwart. Jeder von ihnen kümmerte sich um eine halbe Torhälfte. Mitunter hechteten sie parallel zum Ball.

Dabei wurde geflucht, gehadert – und viel gelacht. Etwa als Torwart-Talent Podlech bei einem seiner Schüsse das Tor von Hoffmann und Heekeren verfehlte und stattdessen einen Funksender am Fangzaun kaputt ballerte. Die guten Leistungen in den zurückliegenden Zweitligaspielen in Paderborn (4:2) und gegen Düsseldorf (1:1) haben die Mannschaft beflügelt und für viel Erleichterung gesorgt. „Die Stimmung ist aufgelockert, die Atmosphäre besser“, bestätigt Flügelspieler Christopher Antwi-Adjei.

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    Schalke-Trainer Kees van Wonderen lässt offensiver spielen

    Doch nicht nur die Stimmung hat sich auf Schalke gewandelt – auch andere Änderungen sind auszumachen. Da wäre die Taktik. Seit dem Paderborn-Spiel hat Trainer Kees van Wonderen sein Team offensiver ausgerichtet. Paul Seguin nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein und konnte zuletzt als Ballverteiler vor der Abwehr glänzen. Nahezu jeder Angriff läuft aktuell über den 29-Jährigen.

    Dass es Schalke nun mehr mit Offensivfußball probiert, passt deutlich besser zum Kader als eine Mauer-Taktik. Schließlich leisteten sich die Verteidiger im Saisonverlauf immer wieder individuelle Fehler, die zu Gegentoren geführt haben. Die Offensive hingegen wird von Kenan Karaman und Moussa Sylla getragen (je neun Saisontore). Neu ist auch: Gegen den Ball gibt es eine klarere Aufgabenverteilung mit personenbezogenen Zuordnungen. Der defensivschwachen Mannschaft gibt das etwas mehr Sicherheit, weil weniger Gegenspieler übergeben werden müssen.

    Auffällig ist zudem, dass van Wonderen seine Sprache angepasst hat. Als er Anfang Oktober seinen Trainerposten auf Schalke angetreten hat, verfolgte er die klare Linie, stets Deutsch zu sprechen – ob Ansprachen in der Kabine oder bei Anweisungen am Platz. Auch die ausländischen Spieler wurden vom 55 Jahre alten Niederländer angewiesen, schnellstmöglich Deutsch zu lernen, um die Kommunikation zu vereinfachen.

    firo :  22.10.2024,
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    Kees van Wonderen (mitte) gibt während einer Trainingseinheit auf Schalke Anweisungen. Häufiger spricht der Niederländer dabei nun auch Englisch. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Schalke-Profi hatten Anweisungen von van Wonderen teilweise nicht verstanden

    Ganz so dogmatisch geht es auf dem Trainingsplatz und in der Kabine inzwischen nicht mehr zu – auch auf Bitten einiger Spieler, wie die WAZ weiß. Denn auf Deutsch haben längst nicht alle Spieler die Anweisungen des Trainers verstanden, was auf dem Feld zu Problemen geführt hat. Inzwischen spricht van Wonderen mit seinen Spielern deshalb häufiger auch Englisch. Zu sehen war dies etwa in einem Video-Clip aus der Kabine vor dem Paderborn-Spiel, den die Schalker bei YouTube veröffentlicht haben.

    „An sich war es ein guter Ansatz vom Trainer, alles auf Deutsch zu machen – und er spricht ja immer noch Deutsch“, erklärt Antwi-Adjei auf WAZ-Nachfrage. „Jetzt wechselt der Trainer ein bisschen zwischen den Sprachen. Ich glaube, er hat inzwischen ein besseres Fingerspitzengefühl entwickelt, wann er Deutsch und wann er Englisch sprechen muss.“ Vorwürfe in Sachen Kommunikation kann der 30 Jahre alte Ex-Bochumer dem Trainerteam daher nicht machen: „Man sieht ja: Das Trainerteam coacht lautstark auf dem Platz, auch in den Videoanalysen hat der Trainer eine gute Balance gefunden.“

    FC Schalke 04 - Fortuna Düsseldorf
    Christopher Antwi-Adjei durfte für Schalke gegen Düsseldorf starten - und er bereitete das 1:1 durch Moussa Sylla per Flanke vor. © DPA Images | Marius Becker

    Schalke will in Elversberg auf Sieg spielen

    Eine gute Balance braucht es bei den Schalkern auch am Freitag im Auswärtsspiel bei Zweitliga-Tabellenführer SV Elversberg (18.30 Uhr/Sky). Tabellarisch ist Königsblau im Saarland zwar Außenseiter, doch die guten Leistungen aus den Vorwochen machen Hoffnung. „Langsam kommt das Vertrauen in unsere eigenen Stärken zurück. Wir sind keine Blinden, können Fußball spielen. Nur wir müssen das Woche für Woche zeigen, statt uns zu verstecken“, stellt Christopher Antwi-Adjei klar.

    Das Ziel für das Elversberg-Spiel ist daher klar definiert. „Wir fahren da hin, um zu gewinnen“, so Antwi-Adjei.

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