Paderborn. Unverhoffter Jubel für die Fans des FC Schalke 04 - ihr Team siegte beim Tabellenführer SC Paderborn verdient mit 4:2.
Noch nicht lange spielt Kenan Karaman für den Zweitligisten FC Schalke 04, und doch deutet vieles darauf hin, dass er später im dicken königsblauen Geschichtsbuch auftauchen wird. Auch am Freitagabend war es der Kapitän, der - wie so oft in anderthalb Jahren Abstiegskampf - S04 aus einer beinahe aussichtslosen Situation befreite. Schalke siegte überraschend mit 4:2 (2:1) beim Spitzenreiter SC Paderborn, Karaman war als Doppel-Torschütze der entscheidende und gemeinsam mit Doppel-Vorlagengeber Paul Seguin der beste Mann.
Wenig bis nichts hatte vorher für die Königsblauen gesprochen. Mit dem Selbstbewusstsein eines souveränen Tabellenführers lief der SC Paderborn vor 15.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion ein, die Schalker Stimmung vor dem Anpfiff lag irgendwo zwischen Existenzkampf und Weltuntergang.
Ein großer Leistungsunterschied war ab der ersten Sekunde zu erkennen - aber nicht so wie erwartet. Die Schalker dominierten das Spiel, zeigten in der ersten Hälfte ihre mit Abstand beste Saisonleistung. Bei der bis dahin besten Zweitligamannschaft kamen sie in 45 Minuten auf 15:2 Torschüsse, 11:4 Flanken, 6:0 Ecken und 60 Prozent Ballbesitz. Sie stellten die stabilen Paderborner vor riesengroße Probleme.
Dass der Tabellenführer dennoch mit 1:0 in Führung ging, lag an einem dicken Patzer von S04-Verteidiger Marcin Kaminski, der einfach stehen blieb, als ihm sein Gegenspieler Koen Kostons nach einem langen Pass davonlief. Kostons verlud Torwart Justin Heekeren, und den mitgereisten S04-Fans fiel nur ein Schlager von Roland Kaiser ein: „Ich glaub‘, es geht schon wieder los.“
Doch die Schalker schüttelten sich und spielten weiter nach vorn. Seguin bewies einmal mehr, dass er in Top-Form zu den besten Dirigenten der Liga zählt. Er wurde von den Paderbornern gar nicht gestört, leitete wie ein Quarterback im American Football fast alle Schalker Angriffe ein. Die starken Individualisten der Königsblauen hatten zudem eine richtig gute erste Hälfte erwischt.
In der 23. Minute schickte Amin Younes mit einem Zauberpass Mehmet Can Aydin die rechte Seite entlang. Dessen Querpass erwischte Moussa Sylla. Der Torjäger traf im zweiten Versuch zum 1:1. Das hochverdiente Tor zur 2:1-Pausenführung gelang Karaman. Er nahm einen Pass von Derry John Murkin auf, ließ Abwehrspieler Felix Götze aussteigen und traf mit einem satten Schuss.
Doch Schalkes Mannschaft war in der zweiten Hälfte nicht wiederzuerkennen. Sie spielte zögerlich, ließ sich in die eigene Hälfte drängen und war in der Offensive zu passiv. Schon in der 52. Minute rächte sich das. Nach einer Flanke des Paderborners Aaron Zehnter hatten die Schalker den mitgelaufenen Felix Götze übersehen. Der stand im Strafraum munterseelenallein und köpfte den Ausgleich zum 2:2.
Nun entwickelte sich ein flottes Spiel, in dem beide Mannschaften ihre Chancen suchten. Die Schalker nutzten ihre konsequenter: Nach zwei Flanken von Seguin trafen Karaman (69.) und Janik Bachmann (88.) zum 4:2-Endstand.