Dortmund. Der BVB übt auch nach der Niederlage gegen den VfB Stuttgart kaum Selbstkritik – das ist der falsche Ansatz. Ein Kommentar.
Wäre Borussia Dortmund im Schönspielen aktuell ähnlich gut wie im Schönreden, die Mannschaft wäre mittendrin im Meisterschaftskampf. Mindestens. Die 1:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart war eines von vielen Beispielen in der jüngeren Vergangenheit, die Wortmeldungen nach dem Spiel kamen einem durchaus bekannt vor. Ein sehr ordentliches Spiel habe man gemacht, den Gegner über weite Strecken kontrolliert, in den entscheidenden Szenen halt ein bisschen Pech gehabt.
Man konnte in diesem Spiel auch viele Argumente finden, es so zu sehen. Aber, frei nach Hermann Gerland: Immer Pech ist Unvermögen. Wenn man immer wieder in entscheidenden Szenen hinten patzt oder vorne die falschen Entscheidungen trifft, wenn man schießt, wenn man passen sollte und passt, wenn man schießen sollte – dann ist das eben nicht nur Pech. Wenn man nach 21 Spieltagen mit 29 Punkten auf Platz elf steht, hat das mit Pech wenig zu tun. Dann hat man einfach sehr viel falsch gemacht.

Fehlt dem Kader die Qualität? Nicht unbedingt, jeder einzelne Spieler hat schon besser gespielt, als er es aktuell tut. Kann man diese Qualität aber nicht konstant in gute Leistungen übersetzen, dann fehlt eben doch etwas. Vielleicht mentale Stärke, vielleicht aber auch einfach die richtige Haltung. Nicht jeder im BVB-Trikot scheint den Ernst der Lage begriffen haben, anders lässt sich die immer wiederkehrende Bräsigkeit in bestimmten Szenen nicht erklären.
Es braucht beim BVB auch mal schärfere Reaktionen
Der Sinn für den Ernst der Lage aber lässt sich schwer entwickeln, wenn man nach Spielen immer hört, dass ja alles gar nicht so schlecht war, dass man einen Schritt zur Seite statt zurück gemacht hat, dass ja auch Pech dabei und der Schiedsrichter auch wieder falsch gepfiffen hat.
BVB: Mehr News und Hintergründe zu Borussia Dortmund
- BVB und Gittens: Formkrise schwächt die Verhandlungspositon
- BVB gegen Sporting ideenlos – ein Spieler sticht heraus
- Guirassys Elfmeter – warum Kobel nicht hingeschaut hat
- BVB-Analyse: Offensive gegen Sporting mit und ohne Ball planlos
- BVB in Trauer: Helfer stirbt bei CL-Heimspiel gegen Sporting
Natürlich kann man nicht ständig den Stab über der Mannschaft brechen, natürlich muss man seine Spieler manchmal auch stark reden. Und doch wünscht man sich nach mancher Niederlage eine schärfere Reaktion der Verantwortlichen, um klar zu vermitteln: Niederlagen sind inakzeptabel, sie entsprechen nicht dem Selbstverständnis des finanziell immer noch zweitstärksten Klubs der Liga. Anders wird sich der Geist der vorschnellen Selbstzufriedenheit nicht aus dieser Mannschaft treiben lassen.
+++Täglich neue Informationen rund um Borussia Dortmund gibt es auch auf unserer Instagram-Seite WAZ_bvb! Für spannende Einblicke hinter die Kulissen, fundierte Analysen der Reporter und spannende Fotos und Videos folgen Sie uns auch dort - hier geht‘s zum Account+++