Augsburg. Borussia Dortmund hat früh in der Saison personelle Probleme. Besonders die Defensive ist betroffen. Sportdirektor Kehl äußert sich.
An Emre Can lässt sich die angespannte Personalsituation bei Borussia Dortmund besonders gut erläutern. Der Kapitän spielte innerhalb von wenigen Tagen auf der Sechs, in der Innenverteidigung und gab auch noch den rechten Außenverteidiger. Dass der 30-Jährige dabei auf seiner eigentlichen Paradeposition im Mittelfeldzentrum genauso wenig überzeugte wie an den Stellen, an denen er aushelfen sollte, ist wiederum eine andere Geschichte.
Cans Rochade als Lückenstopfer ist ein Zeichen dafür, dass der BVB personell eng besetzt ist, besonders in der Defensive. Ist dies eine Momentaufnahme oder eine strukturelle Fehlentscheidung?
BVB: Anton, Sabitzer, Ryerson - drei Verletzte gegen Augsburg
Verantwortlich für den Kader ist Sportdirektor Sebastian Kehl, der für seine Planung im Sommer großes Lob erhalten hatte. Von seine Vorgesetzten, aber auch von vielen Medien, die eng dran sind am Klub. Nach dem 1:2 am Samstagnachmittag beim FC Augsburg musste Kehl sein Konzept verteidigen. Kehl zählte auf, dass es innerhalb von drei Wochen fünf Ausfälle gegeben habe. Im Spiel gegen Augsburg kamen drei weitere hinzu - und zwar die von Schlüsselspielern.
Waldemar Anton (Probleme im Hüftbereich), Marcel Sabitzer (Rückenprobleme) und Julian Ryerson (Adduktoren) mussten vorzeitig ausgewechselt werden. Die Viererkette bestand teils aus Rechtsverteidiger Can, Nico Schlotterbeck, dem nach innen gerückten Linksverteidiger Ramy Bensebaini und dem 18-jährigen Almugera Kabar, der ein bitteres Debüt erlebte und nach 30 Minuten Spielzeit Gelb-Rot sah.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl verteidigt Kaderplanung
„Ich weiß nicht, welche Kaderplanung im Sommer auf dieses Szenario vorbereiten soll“, verteidigte sich Kehl und hatte damit ja auch einen Punkt. In der vergangenen Saison kam der BVB auch mit einem überragenden Mats Hummels durch die Saison und sah sich darin bestätigt, keinen vierten Innenverteidiger verpflichtet zu haben. Nun aber kam es eben ob Verletzungen Schlag auf Schlag. Auf die Verpflichtung eines weiteren Außenverteidigers hatte der BVB im Sommer bewusst verzichtet, wollte auf die eigene Jugend setzen. Erst in Person des zu Union Berlin gewechselten Tom Rothe, dann auf Kabar. Im Wissen, dass Bensebaini zuletzt immer wieder Verletzungsschwierigkeiten hatte, und Dauerbrenner Ryerson irgendwann auch mal eine (Zwangs-)Pause bekommen muss. Dennoch setzte der BVB auf einen vergleichsweise kompakten Kader.
Im Pokalspiel am Dienstag beim VfL Wolfsburg muss Trainer Nuri Sahin improvisieren, da keiner des Trios, das sich in Augsburg verletzt hat, zurückerwartet wird. Mit Can und Schlotterbeck im Zentrum, Bensebaini auf links – und Kabar? Möglicherweise stellt Sahin auch auf eine Dreierkette mit Bensebaini als drittem Innenverteidiger um, der diese Position bereits in der algerischen Nationalmannschaft bekleidet hat.
„Wir werden in der Nationalmannschaftsphase die Spieler größtenteils zurückbekommen. Und dann werden wir schlagkräftiger sein“, kündigte Kehl an. Niklas Süle und Yan Couto sollen dann Ende November wieder dabei sein. Ob es Ryerson und Anton schneller geht, wird sich zeigen.
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